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# taz.de -- Kommentar Militärintervention in Libyen: Hilfe ja, Bomben nein!
> Von einem Flugverbot über Libyen bis zu einer militärischen
> Auseinandersetzung ist es nicht weit. Damit wäre aber niemandem geholfen,
> nicht einmal den Aufständischen.
So richtig es auch ist, darüber zu diskutieren, was die internationale
Gemeinschaft unternehmen kann, um weiteres Blutvergießen in Libyen zu
vermeiden, so sehr geht die Diskussion doch derzeit in die falsche
Richtung. US-Kriegsschiffe positionieren sich rund um Libyen, die britische
Regierung spricht offen über Vorbereitungen zur Durchsetzung einer
Flugverbotszone. Ziel: Diktator Gaddafi soll seine Luftwaffe nicht
einsetzen können, um die eigene Bevölkerung zu bombardieren.
Aber wer auch immer die Idee vorantreibt, muss sich darüber im Klaren sein,
dass es von der Durchsetzung eines solchen Flugverbots bis zur vollen
Involvierung in eine militärische Auseinandersetzung nur ein winziger
Schritt ist. Das kann niemand wollen - nicht einmal die Aufständischen in
Libyen selbst.
Sosehr sie Hilfe gebrauchen können, um in der längst vom Protest zum
Bürgerkrieg eskalierten Situation in der Offensive zu bleiben, so wenig
kann es in ihrem Interesse liegen, dass Libyens Diktator nicht durchs
eigene Volk, sondern durch ein militärisches Eingreifen des Westens
gestürzt würde.
Es kann Situationen geben, in denen ein Militäreinsatz zwingend geboten
ist: Wenn es etwa darum ginge, einen Völkermord zu stoppen. Sollte Gaddafi
dazu zum Beispiel dazu übergehen, seine Senfgas-Arsenale gegen die eigene
Bevölkerung einsetzen zu wollen, wäre sofortiges Eingreifen ein
moralischer, menschenrechtlicher und politischer Imperativ. Doch bei aller
Brutalität: Dafür gibt es bislang keinerlei Anzeichen.
Gaddafis Macht ist gebrochen. Die Libyer müssen diesen Prozess zu Ende
führen, unterstützt mit Druck und humanitärer Hilfe aus dem Ausland. Jedes
militärische Eingreifen aber wäre derzeit verfehlt.
1 Mar 2011
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
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