# taz.de -- Kommentar EU und Libyen: Sarkozy überragt Westerwelle | |
> Die Anerkennung der libyschen Rebellenregierung dient Sarkozy vor allem | |
> um sein eigenes Image aufzupolieren. Aber Europa muss eine eindeutige | |
> Position einnehmen. | |
Dass Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy jetzt die libyschen Rebellen | |
anerkennen will, ist vor allem narzisstisch begründet. Nach peinlichen | |
Affären um die enge Freundschaft französischer Politiker mit | |
nordafrikanischen Diktatoren in den letzten Monaten kommt ein Seitenwechsel | |
dem eigenen Image sehr gelegen. Sarkozy hat eben ein gutes Gespür dafür, | |
wie man sich im richtigen Augenblick als europäische Führungsfigur | |
inszeniert. Und es ist auch richtig, diese Inszenierung irgendwie unwürdig | |
zu finden. | |
Das alles ist aber kein Grund dafür, dass Deutschland jetzt dermaßen | |
grundsätzlich an dem Franzosen herummäkelt. Bundesaußenminister Guido | |
Westerwelle sagt: "Wir wollen nicht auf eine schiefe Ebene geraten, an | |
deren Ende wir […] selber Partei in einer Bürgerkriegssituation sein | |
könnten." Wieso eigentlich nicht? Westerwelle sagt schließlich auch, dass | |
Gaddafi gehen muss, und drängt auf schärfere Sanktionen gegen ihn, womit er | |
schon Partei ergriffen hat. | |
"Bevor man solche politischen Schritte unternimmt, muss man auch erst | |
einmal wissen, mit wem man es zu tun hat", fügt Westerwelle hinzu. Wieso | |
findet er es nicht heraus? Er braucht ja nur mit den Rebellenvertretern zu | |
reden, wie andere europäische Politiker auch. Man erkennt Staaten an, keine | |
Regierungen, heißt es ferner. Falsch: Wenn in einem Land zwei | |
konkurrierende Machtzentren um Anerkennung streiten, muss sich eine | |
ausländische Regierung schon entscheiden, wem sie zum Beispiel die | |
Akkreditierung eines Botschafters zugesteht. | |
Europa muss in Libyen eine klare Wahl treffen. Je eindeutiger das Ausland | |
die Rebellen stützt, desto größer ist der Anreiz für Gaddafis Schergen, | |
kein weiteres Blut zu vergießen und stattdessen die Seiten zu wechseln. | |
10 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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