# taz.de -- Intervention in Libyen: Kriegsschiffe und hohle Worte | |
> Einig sind sich EU und Nato nur über Maßnahmen, die zunächst nichts | |
> bewirken. Ganze 20 Tage würde es dauern, um eine Flugverbotszone | |
> vorzubereiten. | |
Bild: Verteidigungsminister Thomas de Mazière mit seinem afghanischen Kollegen… | |
BRÜSSEL taz | Die Nato schickt Kriegsschiffe aus Gibraltar in das zentrale | |
Mittelmeer. Ziel sei es, die Einhaltung des UN-Waffenembargos gegen das | |
Gaddafi-Regime an der libyschen Küste zu überwachen, sagte am | |
Donnerstagabend Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Rande des | |
Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel. Zum Einsatz würden zunächst | |
eine deutsche Fregatte, ein italienischer Kreuzer und ein belgisches | |
Minensuchschiff kommen. | |
Das reicht nicht aus, um eine 1.770 Kilometer lange Küste lückenlos zu | |
überwachen, und Gaddafi braucht das Mittelmeer nicht, um sich Waffen zu | |
besorgen. Er kann alles aus Afrika bekommen, vor allem aus dem südlichen | |
Nachbarstaat Tschad, dessen Präsident Idriss Déby mit Gaddafi verbündet ist | |
und jüngst viele Waffen erworben hat. | |
Die von Frankreich und Großbritannien gemeinsam vorgeschlagene | |
Flugverbotszone über Libyen hingegen haben die Nato-Minister mangels | |
Konsens nicht beschlossen. Und der Vorschlag des französischen Präsidenten | |
Nicolas Sarkozy, gezielte Luftschläge gegen Gaddafis Luftwaffe | |
durchzuführen, ist noch weniger konsensfähig. Für Außenminister Guido | |
Westerwelle ist es undenkbar, dass Deutschland in Libyen in den Krieg | |
zieht. | |
Einigkeit gab es lediglich über die Bedingungen einer eventuellen | |
Militäroperation zur Einrichtung einer Flugverbotszone. Sie muss von der | |
gesamten Region unterstützt werden, also der Arabischen Liga und der | |
Afrikanischen Union, und sie bedarf einer rechtlichen Grundlage, womit | |
üblicherweise eine UN-Sicherheitsratsresolution gemeint ist. Eine solche | |
ist angesichts der Zurückhaltung Russlands und Chinas unwahrscheinlich. | |
Selbst wenn es eine UN-Resolution gäbe, würde es 20 Tage dauern, die | |
Vorbereitungen für eine Flugverbotszone abzuschließen, sagt der belgische | |
Verteidigungsminister Pieter De Crem. Nach Angaben von General Ronald | |
Burgess, Direktor des US-Militärgeheimdienstes DIA, verfügt das Regime in | |
Tripolis über 31 Flugabwehr- und Radarstützpunkte, dazu zahlreiche mobile | |
Flugabwehrraketen. Viele davon stammen übrigens aus Frankreich. | |
Sarkozys Anerkennung des Nationalrats als legitime Vertretung Libyens hat | |
den Dissens auf europäischer Ebene eher vertieft. So beschränkten sich die | |
EU-Staats- und Regierungschefs am Freitag auf die Ankündigung einer | |
"ambitionierten Partnerschaft für Demokratie und geteilten Wohlstand mit | |
dem südlichen Mittelmeer" sowie auf die Verstärkung der humanitären Hilfe | |
für Flüchtlinge aus Libyen und auch für Kriegsopfer in Libyen selbst, | |
sofern zu diesen Zugang besteht. | |
Die neue Partnerschaft der EU mit Nordafrika habe drei Dimensionen, sagt | |
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: gezielte Unterstützung der | |
Demokratisierung mit Betonung von Menschenrechten, Verfassungsreformen, | |
Aufbau eines Rechtsstaates und Kampf gegen Korruption; Unterstützung der | |
Zivilgesellschaft und schließlich Wachstumsförderung mit dem Ziel der | |
Schaffung von Arbeitsplätzen. Für 2011 bis 2013 sieht die EU-Kommission | |
dafür 4 Milliarden Euro vor, zusätzlich zu den 6 Milliarden der | |
Europäischen Investitionsbank (EIB). | |
Dies ist im Prinzip sinnvoll, aber unmittelbare Auswirkung hat es nicht, | |
sagt ein EU-Berater am Rande des Gipfeltreffens. Eigentlich hätte man das | |
vor den Revolutionen machen müssen. | |
11 Mar 2011 | |
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