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# taz.de -- Nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Sozen pokern mit Rot-Rot
> Die SPD will den Preis für die Fortsetzung der großen Koalition
> hochtreiben und gaukelt Nähe zur Linkspartei vor. Die will da aber nicht
> mitspielen.
Bild: Außer der Farbe der Krawatte nichts gemeinsam: Wulf Gallert (l.) und Jen…
MAGDEBURG taz | "Ein bisschen Rot-Rot vorgaukeln und damit den Preis für
die CDU hochtreiben!" Eine solche SPD-Taktik nach der Landtagswahl in
Sachsen-Anhalt vermuten nicht nur politische Beobachter. Auch an den
Tischen bei der SPD-Wahlparty am Sonntagabend hörte man solche Äußerungen.
Die Genossen fühlen sich in einer komfortablen Position. "Ohne uns geht es
nicht" war häufig zu vernehmen. Eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU
liegt nahe, aber auch eine rot-rote Regierung wäre denkbar.
"Haseloff kann warten", sagte ein Magdeburger Genosse. "Wenn die Grünen
mitmachen, könnte man Rot-Grün als Block der Linken gegenüberstellen und
müsste dann keinen Linken-Ministerpräsidenten wählen", kalkuliert ein
anderer. SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn verwies am Montag lediglich
auf die Sondierungen der Landespartei am Abend. Ein Parteisprecher sagte,
es sei davon auszugehen, dass die SPD zunächst sowohl mit der CDU als auch
mit der Linkspartei sprechen werde.
Die Lage in Sachsen-Anhalt ähnelt der in Thüringen 2009. Auch dort hatte
sich die SPD vorab faktisch an die CDU gebunden, als sie die Wahl eines
Ministerpräsidenten der Linken ausschloss. Auch dort lag die Linke deutlich
vor der SPD. Dennoch verhandelte die SPD vier Wochen mit der Linken und
holte so die Hälfte der Ministerposten in der großen Koalition raus.
## Dem Schicksal ergeben
Die Linke in Sachsen-Anhalt scheint die Spielchen der SPD nicht mitmachen
zu wollen. Sie trägt Bullerjahn nach, dass er auf ihre Kosten Wahlkampf
gemacht hat. Das habe das Verhältnis ruiniert, sagte Vizelandeschefin Birke
Bull. "Wenn die SPD einen Politikwechsel und ihrem Wahlprogramm treu
bleiben will, müsste sie aber eigentlich mit uns gehen."
Linken-Spitzenkandidat Wulf Gallert erteilte am Montag einer Wahl von
Bullerjahn wie auch einer "Zählgemeinschaft" mit den Grünen erneut eine
Absage.
Die Grünen hatten vor der Wahl die rot-rot-grüne Variante ins Spiel
gebracht. Jetzt sieht der Vizelandeschef Christoph Erdmenger diese Option
kritisch. "Es ist in der Partei wenig populär, als Mehrheitsbeschaffer oder
Schlichter im Streit der Großen Jungs aufzutreten", sagte er. Die Grünen
haben auch Bedenken, dass sie als Juniorpartner nur wenig Profil entwickeln
könnten.
Die Bundes-SPD scheint sich am Montagmorgen dem Schicksal ergeben zu haben,
dass es keinen Machtwechsel in Sachsen-Anhalt gibt. Die Stimmung in den
Gremiensitzungen, bei denen Bullerjahn und Sachsen-Anhalts Landeschefin
Kerstin Budde zu Gast waren, beschrieben Teilnehmer als "freundlich".
Keine Katastrophe also, die Wahl, aber auch nichts Tolles. Die Option einer
Zählgemeinschaft mit den Grünen wurde nicht diskutiert. Nach außen hin
wurde indessen versucht, die Karten in der Hand zu behalten. Man wolle die
große Koalition schließlich "nicht um jeden Preis", so ein
Präsidiumsmitglied.
21 Mar 2011
## AUTOREN
M. Bartsch
G. Repinski
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