# taz.de -- Kommentar Libyen und die SPD: Parteien ohne Überzeugungen | |
> Der deutsche Zwiespalt. Auch die SPD reiht sich ein in die Riege | |
> politischer Entscheidungsträger, die sich nicht entschließen können, was | |
> in Libyen der richtige Weg ist. | |
Die SPD tut sich gelegentlich schwer, in politischen Fragen eindeutig | |
Stellung zu beziehen: Im letzten Jahr bei Stuttgart 21, in der | |
Steuerpolitik, in der Integrationsdebatte. Bei Libyen ist es wieder so. | |
Seit Freitag diskutiert die Partei darüber, ob die Enthaltung der | |
Bundesregierung im UN-Sicherheitsrat bei der Entscheidung über die | |
Luftüberwachung falsch oder verständlich war. | |
Noch heute bringt die Frage manchen SPDler zum Stammeln. Davon ablenkend, | |
kritisiert man den Außenminister: Welch dünne Position für eine Partei, die | |
bis vor kurzem die deutsche Außenpolitik verantwortet hat! | |
Die SPD reiht sich damit ein in die Riege politischer Entscheidungsträger, | |
die sich nicht entschließen können, was in Libyen der richtige Weg ist. | |
Ähnlich wie der SPD geht es den Grünen. Und aufseiten der Regierung stecken | |
Union und FDP fest: Einerseits haben sie sich in der UNO enthalten, | |
andererseits sich danach beeilt zu betonen, dass die Bundesregierung ja | |
eigentlich doch zu dem Einsatz steht. Es bleibt die Linke: Sie ist in der | |
Libyen-Frage die einzige Partei mit einer klaren Haltung. | |
Der Zwiespalt zeigt, dass die deutsche Regierungspolitik einerseits seit | |
Rot-Grün gern in Bündnisverantwortung eingebunden sein will. Es zeigt sich | |
aber auch, dass durch ein desaströses Erlebnis wie den scheiternden | |
Afghanistan-Einsatz sofort Zweifel an dieser Rolle entstehen. | |
Die Bundesregierung hätte gegen den Einsatz sein können oder ihn im Bündnis | |
unterstützen. Beides wäre konsequent gewesen. Gute Außenpolitik folgt | |
Überzeugungen. Dass diese in Deutschland fehlen, ist die traurige Bilanz | |
der schwarz-gelben Regierung. Dass sie im Falle Libyen auch anderen Ländern | |
fehlen - darunter leiden diejenigen, die Hilfe brauchen: die Libyer selbst. | |
23 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
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