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# taz.de -- Kommentar Luftangriffe auf Libyen: Nato wird zur Bürgerkriegspartei
> Libyens Luftwaffe soll zerstört sein. Was dann als plausibles Ziel der
> Angriffe bleibt, ist die Unterstützung einer Bürgerkriegsparte - die
> nicht von der UN-Resolution gedeckt ist.
Die Nato-Mitglieder hatten ihren Sandkasten-Streit über die Führungsrolle
bei der Durchsetzung der Flugverbotszone noch nicht beendet, da verkündete
der Kommandeur der britischen Luftstreitkräfte schon Vollzug. Die libysche
Luftwaffe sei keine kämpfende Kraft mehr. Das Thema Flugverbot ist also
erledigt.
Es gibt jetzt kein Vorbeimogeln mehr an der Frage nach dem Ziel der
Luftangriffe. Der Verweis darauf, dass die UN-Sicherheitsresolution auch
den Angriff auf Bodentruppen zum Schutz von Zivilisten erlaube, reicht
dabei nicht aus. Schon deshalb, weil der Krieg auf Seiten der Rebellen
zwangsläufig auch von Zivilisten geführt wird: Menschen, die mitunter
täglich an die Front pendeln und verständlicherweise den Schutz der Städte
suchen.
Und da die Rebellen, ebenso logisch, jede von den ausländischen Flugzeugen
erbombte Schwäche des Regimes zum Vorrücken nutzen, werden die Luftangriffe
auch nicht zu einem Waffenstillstand führen. Was als plausibles Ziel der
Angriffe bleibt, ist folglich die massive - von der UN-Resolution übrigens
nicht gedeckte - Unterstützung einer Bürgerkriegspartei.
Auch das lässt sich natürlich als humanitäre Befreiungstat verklären. Der
Unterschied zu George W. Bushs Doktrin des militärischen Regimechange ist
dann aber nicht mehr erkennbar. Zwar werden keine fremden Bodentruppen in
Libyen zum Einsatz kommen, doch Waffenlieferungen, logistische Hilfe,
verdeckt agierende Spezialtruppen und eben weitere Luftangriffe auf
Bodentruppen werden den Ausschlag geben.
Dann allerdings bleibt die Frage, ob es tatsächlich so viel ehrenwerter und
moralischer ist, einen Haufen unerfahrener Männer mit Pickups und leichten
Waffen gegen Panzer fahren zu lassen als, wie Bush es im Irak tat, den
Krieg mit gut ausgerüsteten Truppen zu führen. Und es bleibt die Frage, ob
man den arabischen Demokratisierungsbewegungen mit einem von außen
herbeigebombtem militärischen Sieg einen Gefallen tut.
24 Mar 2011
## AUTOREN
Eric Chauvistré
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