# taz.de -- Linken-Parteitag: Lederer macht sich nicht nass | |
> Die Linkspartei will am Wochenende ihr Wahlprogramm beschließen. Ein | |
> Streitpunkt ist der Umgang mit den Wasserbetrieben. Parteichef Lederer | |
> schweigt zu der Kritik. | |
Bild: Die prägenden Köpfe der Berliner Linken: Landeschef Lederer neben Spitz… | |
Nimmt man die Grünen als Maßstab, dürfte es ruhig zugehen, wenn die | |
Linkspartei bei ihrem Parteitag am Sonntag ihr Programm für die | |
Abgeordnetenhauswahl im September beschließt. Zum Entwurf des | |
Landesvorstands lagen am Donnerstag nur 34 Änderungsanträge vor - bei den | |
Grünen, die ihr Programm vor drei Wochen beschlossen, waren es über 1.000. | |
Die reinen Zahlen aber täuschen: Unter den Anträgen findet sich heftige | |
Kritik an Parteichef Klaus Lederer und seiner Haltung zu den | |
Wasserbetrieben (BWB): Das von ihm vorgeschlagene Genossenschaftsmodell sei | |
untauglich, wirft ihm der Vorstand der Neuköllner Linken vor. | |
Lederers KritikerInnen wollen die Bemühungen der Initiative Wassertisch im | |
Parteiprogramm ausdrücklich erwähnt haben und festschreiben, den | |
Wassertisch und ähnliche Initiativen "praktisch und finanziell" zu | |
unterstützen. Der Wassertisch will die Teilprivatisierung von 1999 | |
juristisch anfechten und die Verträge rückabwickeln. | |
Ein weiterer Antrag, der sich nicht auf das Wahlprogramm bezieht, will die | |
laufenden Verhandlungen mit dem privaten Anteilseigner RWE über einen | |
Rückkauf von BWB-Anteilen aussetzen, bis geprüft ist, ob die Verträge | |
rückgängig zu machen sind. Das richtet sich auch gegen den designierten | |
Spitzenkandidaten der Linken, Wirtschaftssenator Harald Wolf: Der | |
verhandelt mit dem parteilosen Finanzsenator Ulrich Nußbaum mit RWE über | |
einen Rückkauf. | |
Lederer hatte sich für ein Genossenschaftsmodell bei den BWB ausgesprochen. | |
Bei einer Vorabpressekonferenz zum Parteitag wollte er sich am Donnerstag | |
nicht zu den diesbezüglichen Änderungsanträgen äußern. Anderen Anträgen | |
räumte er dagegen Chancen ein: etwa dem, der die Abschaffung des | |
Straßenausbaubeitragsgesetzes fordert, das private Anrainer zur | |
Mitfinanzierung verpflichtet - und laut Lederer "nur Ärger, aber keinen | |
Nutzen bringt". Auch eine Hotelbettensteuer sei "überlegenswert." Ob es | |
dabei zu den geforderten 5 Prozent käme, "muss man sehen". | |
Ansonsten ginge es in den Änderungsanträgen vor allem um "Petitessen und | |
sprachliche Feinheiten", wiegelt Lederer innerparteiliches | |
Konfliktpotenzial ab. Dabei scheint es der Berliner Parteiführung nicht | |
unlieb, dass der Parteitag - "aus Raumgründen", so Lederer - auf den | |
Sonntag verschoben werden musste. Da kann nämlich wegen der Landtagswahlen | |
in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz außer der Berlinerin Gesine | |
Lötzsch keiner von der Bundespartei kommen. Denn auch zwischen Berliner | |
Pragmatikern und Bundeslinken gibt es Konfliktstoff - etwa beim | |
Mindestlohn, den die Landespartei bei 8,50 sieht, die Bundespartei aber bei | |
10 Euro. | |
"Wer nicht in der Regierungsverantwortung steht, kann immer leicht sagen, | |
er könne es besser", sagt Lederer - zu den Grünen, die die Linke als | |
Koalitionspartner der SPD ablösen möchten. Die seien derzeit "nicht | |
wählbar", findet der Linken-Parteichef: "Die Grünen vertreten alle | |
Positionen gleichzeitig. So kann man nicht regieren." | |
Dass die SPD dass ganz offensichtlich anders sieht und zu ihrem derzeitigen | |
Koalitionspartner schon Monate vor der Wahl gar nicht mehr nett ist, | |
sondern etwa bereits bewilligte Mittel für das Linken-Projekt Öffentlicher | |
Beschäftigungssektor (ÖBS) sperrte, stimme ihn "eher nachdenklich als | |
garstig", so Lederer am Donnerstag. Und verspricht: "Wir werden dennoch | |
konstruktiv weitermachen." Auf die Oppositionsrolle wolle man sich | |
jedenfalls nicht einstellen. "Der Zustand von CDU und Grünen macht die SPD | |
bei aller Treterei sicher nicht wechselfreudiger", hofft Lederer. | |
24 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
Alke Wierth | |
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