# taz.de -- Öffentlich geförderte Beschäftigung: Rot-Rot streitet um Jobs | |
> Die SPD blockiert Gelder für den öffentlich geförderten | |
> Beschäftigungssektor. Das ist in der Partei umstritten. Die Linkspartei | |
> fürchtet um ihr Prestigeprojekt. | |
Bild: Damit Arbeitslose einer sinnvolleren Tätigkeit nachgehen, als zum Jobcen… | |
Ein halbes Jahr vor der Abgeordnetenhauswahl kracht es in der Koalition: | |
SPD und Linkspartei streiten über die Zukunft des öffentlich geförderten | |
Beschäftigungssektors (ÖBS). Die Linkspartei wirft der SPD vor, Gelder zu | |
blockieren. Und die SPD ist uneins: Teile stellen den Kern des Projekts in | |
Frage, andere wollen es wie gehabt fortsetzen. | |
Der ÖBS ist für Langzeitarbeitslose gedacht. Sie arbeiten freiwillig auf | |
einer Vollzeitstelle für mindestens 1.300 Euro brutto monatlich. Da die | |
Jobs keine regulären Arbeitsplätze verdrängen sollen, müssen sie | |
zusätzliche Arbeiten abdecken - so werden beispielsweise die | |
Stadtteilmütter aus Mitteln des ÖBS finanziert. Die Gelder kommen aus | |
Bundesprogrammen und werden durch das Land aufgestockt. | |
Ursprünglich wollte die Linkspartei 10.000 ÖBS-Stellen schaffen, derzeit | |
gibt es etwas über die Hälfte. Die 10.000 sind vom Tisch seitdem die | |
Bundesregierung Ende 2010 ankündigte, die Mittel für die | |
Arbeitsmarktförderung zu kürzen. Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linkspartei) | |
erreichte als Kompromiss, Mittel der Bürgerarbeit für den ÖBS nutzen zu | |
dürfen. Das muss noch der Senat beschließen. "Doch da hakt es derzeit", | |
sagt Anja Wollny, Sprecherin von Bluhm. Damit sind auch Landesmittel | |
blockiert, die zur Aufstockung der Bundesgelder genutzt werden sollen. Laut | |
Wollny geht es um knapp 15 Millionen Euro, die bereits im Haushalt für 2011 | |
eingeplant seien. | |
"Unsere Fraktion ist da geteilter Meinung", sagt die arbeitsmarktpolitische | |
Sprecherin der SPD, Burgunde Grosse. Die Fraktionsspitze sei derzeit gegen | |
eine Freigabe. "Aber als arbeitsmarktpolitische Sprecherin stehe ich voll | |
hinter dem ÖBS." | |
"Hier geht es um Details", erklärt die finanzpolitische Sprecherin der SPD, | |
Dilek Kolat. Man müsse sich überlegen, ob der Mindestlohn notwendig sei | |
oder ob man mit den gleichen Mitteln nicht besser mehr Fälle finanziere. | |
Für die Linkspartei wäre aber genau das das Ende vom ÖBS. Denn dann wäre | |
er, genau wie die Bürgerarbeit, nicht existenzsichernd. Die Beschäftigten | |
müssen weiterhin zusätzlich Geld vom Jobcenter beziehen. | |
In der Linkspartei vermutet man, dass es bei der Ablehnung aus der SPD um | |
mehr geht als um Inhalte. Fraktionschef Udo Wolf, der den Konflikt am | |
Wochenende als "sehr ernst" bezeichnete, sprach von | |
"Koch-und-Kellner-Spielen". Doch auch bei der Linkspartei geht es um mehr: | |
Der ÖBS ist eines ihrer Prestigeobjekte. Sie befürchtet, dass die Wähler | |
ihr ein Scheitern des Projekts übel nehmen. | |
8 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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