# taz.de -- Havariertes AKW Fukushima: Zu viel verseuchtes Wasser | |
> Der Pegelstand des radioaktiv kontaminierten Wassers im AKW Fukushima | |
> steigt weiter an. Japans Regierung sagt: Erfahrungen aus Tschernobyl | |
> halfen, die Reaktorkatastrophe zu managen. | |
Bild: Auch wenn Japan Vergleiche zurückweist: Tschernobyl und Fukushima werden… | |
TOKIO dpa/afp | Die Werte für radioaktives Cäsium 134 und Cäsium 137 sowie | |
für Jod 131 im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima haben sich | |
im Vergleich zu den vor einem Monat gemessenen Daten vervielfacht. Wie der | |
japanische Fernsehsender NHK am Dienstag berichtete, wuchs der Wert für | |
Cäsium 134 und 137 etwa um das 250-fache. Bei Jod 131 sei es etwa das | |
Zwölffache gewesen. Deswegen muss der AKW-Betreiber Tepco nach einigen | |
Angaben der Beseitigung des radioaktiven Wassers Priorität einräumen. | |
Wie japanische Medien unter Berufung auf Tepco am Dienstag weiter | |
berichteten, steigt der Pegelstand des radioaktiv verseuchten Wassers | |
weiter an. Es seien in den vergangenen Tagen jeweils wenige Zentimeter | |
hinzugekommen. | |
Tepco kündigte am Wochenende unterdes an, weitere Zwischenlager für hoch | |
radioaktives Abwasser bauen zu wollen. Tepco möchte so bis Anfang Juni | |
Kapazitäten für 31 400 Tonnen Wasser schaffen, berichtete der Fernsehsender | |
NHK. Danach sollen bis Dezember jeden Monat weitere Behälter aufgebaut | |
werden, falls die Filterung des Wassers und die Kühlsysteme nicht wie | |
geplant im Juni wieder funktionieren. | |
## Japan: Fukushima nicht mit Tschernobyl vergleichbar | |
Nach Darstellung der japanischen Regierung sind die Atomunfälle von | |
Fukushima und von Tschernobyl nicht miteinander vergleichbar. "Es ist | |
eindeutig, dass beide Fälle unterschiedlicher Natur sind", sagte | |
Regierungssprecher Yukio Edano am Dienstag anlässlich des 25. Jahrestags | |
der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. | |
Die in Fukushima freigesetzte Radioaktivität stelle nur ein Zehntel der | |
Menge dar, die am 26. April 1986 in Tschernobyl ausgetreten sei. Zudem sei | |
in Japan eine Explosion von Reaktoren verhindert worden. Dort hatte es nach | |
dem Ausfall der Kühlsysteme aber mehrere Wasserstoffexplosionen in den | |
Reaktoren gegeben. | |
## Yukio Edano: Erfahrungen aus Tschernobyl haben indirekt geholfen | |
Einige Lehren aus der Tschernobyl-Katastrophe hätten der japanischen | |
Regierung "indirekt" geholfen, sagte Edano. Als Beispiel führte er die | |
Evakuierung der umliegenden Region an. Im Umkreis von 20 Kilometern um das | |
Kraftwerk von Fukushima ist inzwischen eine streng kontrollierte Sperrzone | |
eingerichtet worden. | |
Rund 80.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. "Studien und | |
Untersuchungen über den Einfluss auf die Gesundheit, die nach Tschernobyl | |
gemacht wurden, sind für die gesamte Menschheit wichtig geworden", sagte | |
Edano. | |
## Fukushima auf Stufe 7 der INES-Skala | |
Wie Tschernobyl auch wird Fukushima als "katastrophaler Unfall" auf der | |
höchsten Stufe 7 der internationalen Bewertungsskala INES bewertet. Die | |
Zahl der Opfer von Tschernobyl ist bis heute umstritten. Während | |
beispielsweise die UNO von lediglich dutzenden Toten spricht, machen | |
Menschenrechtsorganisationen die Reaktorexplosion und die darauffolgende | |
Strahlenwolke für den Tod von mehreren zehntausend Menschen verantwortlich. | |
In Japan ist im Zusammenhang mit Fukushima bisher noch kein Todesfall | |
bekannt. | |
1 Jan 1970 | |
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