# taz.de -- Grün-Rot will Wahlalter doch nicht senken: 5 vor 12 noch rausgestr… | |
> Grüne und SPD wollten im Koalitionsvertrag eigentlich die Senkung des | |
> Mindestalters für Kommunal- und Landtagswahlen auf 16 Jahre vereinbaren – | |
> doch in letzter Minute wurde das revidiert. | |
Bild: Zumindest zwei auf diesem Bild dürfen schon wählen. | |
STUTTGART dpa/dapd/taz | Die künftige grün-rote Koalition in | |
Baden-Württemberg wollte eigentlich das Wahlalter im Land von 18 auf 16 | |
Jahre senken. Die Änderung hätte sowohl bei Kommunal- als auch | |
Landtagswahlen gegolten, hatte die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch von | |
Teilnehmern der Koalitionsverhandlungen erfahren. Nun teilten beide | |
Parteien mit: Grüne und SPD halten in Baden-Württemberg bei der | |
Landtagswahl am Wahlalter von 18 Jahren fest. | |
Die im Entwurf für die Koalitionsvereinbarung ursprünglich vorgesehene | |
Senkung auf 16 Jahre wurde in letzter Minute wieder gestrichen. Ein | |
Grünen-Sprecher begründete dies am Mittwoch in Stuttgart mit einem | |
redaktionellen Versehen bei der Bearbeitung des Textes. Für die Änderung | |
des Wahlalters wäre eine Zustimmung der CDU notwendig gewesen, denn bei | |
einer Änderung des Wahlalters handelt es sich um eine Änderung der | |
Landesverfassung, wofür eine Zweidrittel-Mehrheit nötig wäre. | |
Die künftigen Partner einigten sich auch auf den Zuschnitt der Ministerien. | |
SPD-Landeschef Nils Schmid soll Superminister für Finanzen und Wirtschaft | |
werden, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Verhandlungskreisen erfuhr. | |
Kretschmann kündigte einen "echten Bildungsaufbruch" in Baden-Württemberg | |
an. Künftig soll es mehr Ganztagsschulen und die Gemeinschaftsschule bis | |
zur Klasse 10 geben. Die Studiengebühren sollen zum Sommersemester 2012 | |
abgeschafft werden. Nach dem Willen beider Parteien soll die erste | |
grün-rote Landesregierung für umfassende Bildungsreformen und mehr | |
Chancengleichheit sorgen. | |
Grüne und SPD wollen zudem den Ausstieg aus der Atomkraft vorantreiben. | |
"Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die alten Meiler nicht mehr ans Netz | |
gehen", sagte Kretschmann. In der Finanzpolitik strebt Grün-Rot an, den von | |
der schwarz-gelben Regierung hinterlassenen Schuldenberg abzutragen. Das | |
Land soll von 2020 an keine neuen Kredite mehr aufnehmen und damit die auf | |
Bundesebene geltende Schuldenbremse einhalten. | |
## Land der Elektrofahrzeuge | |
Baden-Württemberg soll nach dem Willen von Grün-Rot beim Einsatz von | |
Elektrofahrzeugen vorangehen. Vorgesehen ist, dass sich das Land eine | |
eigene elektrisch betriebene Fahrzeugflotte zulegt. Schmid sagte ferner: | |
"Wir haben uns darauf geeinigt, dass Schiene und Straße gleichberechtigt | |
ausgebaut werden." Baden-Württemberg solle "Heimat des Autos" bleiben. | |
Bis zuletzt wurde darum gerungen, welches Ressort welche Aufgabengebiete | |
bekommt. Die Verteilung der weiteren Ministerposten wollen die künftigen | |
Partner erst noch aushandeln. | |
Über die 88 Seiten starke Koalitionsvereinbarung stimmen am 7. Mai | |
Sonderparteitage der Grünen in Stuttgart und der SPD in Sindelfingen ab. Am | |
12. Mai soll Kretschmann im Landtag zum ersten grünen Ministerpräsidenten | |
gewählt werden. Sein Stellvertreter und Finanzminister soll SPD-Landeschef | |
Schmid werden. | |
27 Apr 2011 | |
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Schwerpunkt Stuttgart 21 | |
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