# taz.de -- Krise in Syrien: UN-Menschenrechtsrat wird tagen | |
> Der UNO-Menschenrechtsrat wird zu einer Sondersitzung zur Lage in Syrien | |
> zusammen kommen. Zuvor hatte sich der UN-Sicherheitsrat nicht einigen | |
> können. | |
Bild: Protest in der syrischen Hafenstadt Banias. | |
GENF taz | Der UNO-Menschenrechtsrat in Genf wird am Freitag dieser Woche | |
auf einer Sondersitzung über die Lage in Syrien beraten. Der Antrag für die | |
Sondersitzung wurde von den USA und weiteren 15 der 47 Mitgliedsstaaten des | |
Menschenrechtsrates eingereicht. Zuvor konnte sich der Sicherheitsrat in | |
New York in der Nacht zum Mittwoch zunächst nicht auf eine Erklärung zur | |
Verurteilung der exzessiven Gewaltanwendung und schweren | |
Menschenrechtsverletzungen des Assad-Regimes gegen Demonstranten einigen. | |
Die Beratungen sollten fortgesetzt werden. | |
Der von den vier europäischen Ratsmitgliedern Frankreich, Großbritannien, | |
Deutschland und Portugal vorgelegte Entwurf für die Erklärung stieß vor | |
allem bei Russland und China auf Widerstand, aber auch bei Brasilien, | |
Indien und Südafrika auf Bedenken. | |
Ähnliche Kontroversen sind auch von der Sondersitzung des | |
Menschenrechtsrates zu erwarten. Denn unter den 16 Antragstellern - der für | |
eine Sondersitzung erforderlichen Drittelquote - befinden sich neben den | |
USA, den sieben EU-Staaten im Rat, Norwegen, der Schweiz, Japan, Südkorea | |
und Moldawien lediglich zwei der 13 Ratsmitglieder aus Afrika (Senegal und | |
Sambia), und eines aus Lateinamerika (Mexiko). | |
Von den arabischen Mitgliedern unterschrieb keines den Antrag. Unter den 21 | |
weiteren UNO-Staaten außerhalb des Menschenrechtsrates, die ihre | |
Unterstützung für die Sondersitzung erklärt haben, sind lediglich 17 | |
weitere EU-Staaten (es fehlen Zypern, Malta und Bulgarien), Kroatien, | |
Kanada, Australien und Neuseeland. | |
## Die Basis für die Sondersitzung zu Libyen war breiter | |
Damit verglichen war die Basis für die Sondersitzung des | |
Menschenrechtsrates zur Lage in Libyen am 25.Februar sehr viel breiter. Den | |
seinerzeit von der EU eingebrachten Antrag hatten 23 der 47 Ratsmitglieder | |
unterschrieben, darunter Katar und Jordanien sowie aus Lateinamerika neben | |
Mexiko auch Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay und Guatemala. | |
Unterstützt wurde der Antrag damals von 32 weiteren Staaten, darunter | |
Tunesien, Irak und die Türkei sowie von Palästina, das mit einem | |
Beobachterstatus bei der UNO vertreten ist. | |
Die Sondersitzung zu Libyen vom 25. Februar, auf der sich der damalige | |
Botschafter des Landes bei der UNO von Tripolis lossagte, endete mit einer | |
einstimmig verabschiedeten Resolution zur Verurteilung der bis dato von den | |
Polizei- und Streitkräften des Regimes begangenen | |
Menschenrechtsverletzungen. Der Rat setzte eine dreiköpfige Kommission ein | |
"zur Untersuchung aller in Libyen begangenen mutmaßlichen Verstöße gegen | |
internationale Menschenrechtsbestimmungen". | |
Das Mandat umfasst damit auch die Untersuchung mutmaßlicher | |
Menschenrechtsverstöße der Aufständischen. Nach langwierigen Verhandlungen | |
mit dem Außenministerium in der Hauptstadt Tripolis konnte die Kommission | |
vergangene Woche nach Libyen einreisen. Inzwischen hat sie die | |
Rebellenhochburg Bengasi und andere Orte besuchen können. | |
Aus Sicherheitsgründen wurden die Reisen, Aufenthaltsorte und Aktivitäten | |
der Kommission bislang geheim gehalten. Ihre Mitglieder sind der Ägypter | |
Cherif Bassiouni, ein emeritierter Rechtsprofessor aus Chicago, der als | |
Experte für Kriegsverbrechen bereits seit über 30 Jahren | |
Untersuchungsaufträge der UNO ausführt, der Kanadier Philippe Kirsch, | |
ehemals Richter am Internationalen Strafgerichtshof und dessen erster | |
Präsident, sowie die jordanisch-palästinensische Anwältin und | |
Menschenrechtsaktivistin Asma Khader. | |
27 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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