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# taz.de -- Kommentar zur Sarrazin-Entscheidung der SPD: Die verstummte Partei
> Die SPD duckt sich in Sachen Sarrazin weg - mitten im Wahlkampf
Bild: Top-integriert: Franz Müntefering mit SPD-Politiker Ahmet Iyidirli beim …
Macht die SPD gerade irgendetwas richtig? Klar, wer genau hinguckt, wird
bestimmt was finden. Vielleicht einen Mitarbeiter, der in der
Parteizentrale einen formidablen Kaffee kocht. Aber sonst? Na? Noch mal
nachschauen. Nein. Sorry. Fehlanzeige.
Die Partei quält sich mit der Causa Sarrazin. Weil ihr das unangenehm ist,
soll keiner gucken. Erst trifft sich die Parteiausschlussschiedskommission
am Abend des Gründonnerstags. An Ostern guckt schließlich keiner so genau
hin. Und für den Fall, dass trotzdem jemand auf die Idee kommt,
nachzufragen, verordnen sich die Entscheider einen Maulkorb.
Spitzenpolitiker wie der Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel oder der
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit weilen zudem gerade in Urlaub.
Müssen also gar nichts sagen wollen. Sehr praktisch.
Als dennoch ein Sturm der Empörung losbricht, greift die Partei erneut zu
ihrem aktuellen Wundermittel: dem Maulkorb. Thilo Sarrazin darf zwar
Sozialdemokrat bleiben, aber nichts mehr sagen. Zumindest nicht auf
Parteiveranstaltungen. Traurig, traurig. Die SPD, ein schlechter Witz ohne
Worte.
## SPD fällt nichts mehr ein
Eine Begründung, warum Sarrazin aus der Partei fliegen muss, selbst auf die
Gefahr hin, dass das Wähler kostet, hätte man sich gewünscht. An einer
stichhaltigen Darlegung, warum er trotz alledem Sozialdemokrat sein soll,
hätte man sich immerhin reiben können. Denn in der Politik zählt nur eins:
das ausgesprochene Argument. Deshalb geht der Exsenator mit seinen
ekelhaften Thesen weiter auf Lesetour. Doch der SPD fällt dazu lieber
nichts mehr ein.
27 Apr 2011
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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