# taz.de -- Ägypten nach der Revolution: Kein ruhiger Geburtstag für Mubarak | |
> Anhänger und Gegner des ehemaligen Präsidenten bewerfen sich in Kairo mit | |
> Steinen. Der ehemalige Innenminister Habib al-Adly wurde zu zwölf Jahren | |
> Haft verurteilt. | |
Bild: Feierten seinen 83. Geburtstag: Anhänger Mubaraks in Kairo. | |
KAIRO taz | Es war kein ruhiger Geburtstag. Während der ägyptische | |
Expräsident Husni Mubarak seinen 83. unter Hausarrest in einem Krankenhaus | |
im Badeort Scharm al-Scheich feierte und die Internetgemeinde darüber | |
spekulierte, ob er dort Kuchen bekommt oder nicht, bewarfen sich in Kairo | |
am Mittwoch Mubarak-Anhänger und -Gegner mit Steinen. | |
Rund 200 Anhänger des Expräsidenten hatten sich am frühen Nachmittag vor | |
dem Gebäude des Staatsfernsehens am Nilufer unter einem großen Plakat | |
Mubaraks und dem Schriftzug "Nein!" versammelt. Sie forderten eine | |
Einstellung der gegen ihn laufenden Verfahren. | |
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite versammelten sich Mubarak-Gegner | |
und skandierten. Am späten Nachmittag ging das Nebeneinander der beiden | |
Gruppen in Gewalt über. Sie warfen Steine und gingen aufeinander los. Die | |
Armee griff ein und trennte beide Lager. 67 Menschen wurden laut | |
Gesundheitsministerium verletzt. | |
Seit die Staatsanwaltschaft Mubarak und seine beiden Söhne vor vier Wochen | |
in Untersuchungshaft genommen hat, ist es in mehreren Städten zu kleineren | |
Demonstrationen für seine Freilassung gekommen, mehrmals auch zu | |
gewaltsamen Zusammenstößen mit Mubarak-Gegnern. Mubarak war am 11. Februar | |
zurückgetreten und hatte sich nach Scharm al-Scheich zurückgezogen. Ihn | |
wegen der Vergehen während seiner Amtszeit und des brutalen Vorgehens gegen | |
die Opposition vor Gericht zu stellen war im April erneut die Forderung | |
großer Demonstrationen. | |
## Mubarak droht Todesstrafe | |
Sollte er verurteilt werden, verkündete der neue Justizminister Mohammed | |
Abdelasis al-Juindy in seinem ersten Fernsehinterview vergangene Woche, | |
könnte ihm die Todesstrafe drohen. Zahlreiche Beobachter haben zuvor | |
Erwartungen geäußert, dass sich der Prozess über Jahre hinziehen und | |
Mubarak sterben könnte, ehe es zu einem Urteil kommt. | |
Bei einem engen Mubarak-Vertrauten hingegen geht es schnell. Ein Kairoer | |
Gericht verurteilte den ehemaligen Innenminister Habib al-Adly, zwölf Jahre | |
in Mubaraks Kabinett, am Mittwoch wegen Geldwäsche und der Veruntreung von | |
Staatsgeldern zu zwölf Jahren Haft sowie einer Geldstrafe von rund 15 | |
Millionen Pfund (1,7 Millionen Euro). In einem zweiten Verfahren ist er | |
wegen der tödlichen Angriffe auf die Protestierenden während der Revolution | |
angeklagt. | |
Währenddessen begann im Stadtteil Imbaba das Verfahren gegen 13 Polizisten, | |
die angeklagt sind, während der Revolution sechs Protestierende getötet und | |
weitere verletzt zu haben. Als das Gericht verkündete, das Verfahren um | |
zwei Monate zu vertagen und die Angeklagten bis dahin freizulassen, | |
stürmten die Familien der Getöteten den Gerichtssaal, zerstörten das | |
Mobiliar und versuchten die angeklagten Polizisten anzugreifen. Sie | |
fürchteten Straffreiheit, erklärten sie später, und eine Rückkehr der | |
Polizisten, die bereits vor der Revolution für Folter und brutales Vorgehen | |
bekannt gewesen seien, auf ihre Posten. | |
5 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Juliane Schumacher | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach der Revolution in Ägypten: Mubarak kommt im August vor Gericht | |
Wegen Mordes und Korruption muss sich der gestürzte ägyptische Staatschef | |
vor Gericht verantworten. Auch seinen Söhnen Gamal und Alaa wird der | |
Prozess gemacht. | |
Kommentar Religiöse Gewalt in Ägypten: Drahtzieher und Demagogen | |
Die Tahrir-Jugend in Kairo muss sich der Ideologie der radikalen Islamisten | |
entgegenstellen. Schafft sie es nicht, sind die Erfolge der Revolution in | |
Gefahr. | |
Nach der Revolution in Ägypten: Mubarak verantwortlich für 846 Tote | |
Ergebnis einer Richterkommission: Ex-Staatschef Mubarak ist | |
mitverantwortlich für den Tod von 846 Menschen während der | |
Revolutionsunruhen. | |
Wo Ägypten heute steht: Zwei Schritte vor, einen zurück | |
Politik in Ägypten ist derzeit eine Aushandlungssache zwischen Militär und | |
Demonstranten. Die Kräfte des Wandels haben noch nicht gesiegt. | |
Revolution in Ägypten: Deutscher Geschäftsmann angeklagt | |
Die ägyptische Staatanwaltschaft wirft der Firma Utsch Verwicklung in eine | |
Bestechungsaffäre vor. Utsch hatte einen Auftrag für Autokennzeichen | |
erhalten. | |
Blogger in Ägypten: Drei Jahre Haft wegen Beleidigung | |
Wegen Beleidigung der Armee ist der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad | |
von einem Militärtribunal zu drei Jahren Haft verurteilt worden. | |
Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Verfahren. |