| # taz.de -- Bürgerschaftswahl in Bremen: Grüne gewinnen weiter | |
| > Auch bei der Bürgerschaftswahl können sich die Grünen erheblich steigern. | |
| > Rot-Grün kommt vorerst auf knapp 60 Prozent. Die CDU wird dritte Kraft, | |
| > die Linke ist knapp dabei, die FDP ist raus. | |
| Bild: Grüner Jubel in Bremen. | |
| BREMEN taz/dpa/rtr/dapd | Die Grünen legen wie auch schon zuvor bei den | |
| Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erneut deutlich zu | |
| und landen zum ersten Mal in der Geschichte des Stadtstaats vor der CDU. | |
| Die Linkspartei hat knapp die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen. Die FDP ist | |
| mit knapp unter drei Prozent aus dem Parlament geflogen. | |
| Die CDU fährt das schlechteste Ergebnis in Bremen seit mehr als 50 Jahren | |
| ein. Es ist ein weiterer Dämpfer nach dem Machtverlust in Baden-Württemberg | |
| Ende März. Ihre Spitzenkandidatin, Rita Mohr-Lüllmann, zeigte sich | |
| enttäuscht: "Gut gekämpft, aber das Wahlziel leider nicht erreicht." Sie | |
| hoffe, dass es wegen des komplizierten Wahlrechts noch Verschiebungen geben | |
| werde. | |
| Angesichts des starken Stimmenzuwachses haben die Grünen eine Fortsetzung | |
| ihrer Koalition mit der SPD angekündigt. "Wir haben ein grandioses | |
| Wahlergebnis hingekriegt", sagte die Grünen-Spitzenkandidatin und Bremer | |
| Finanzsenatorin, Karoline Linnert, auf der Wahlparty. "Unsere Wahlziele | |
| haben wir samt und sonders erreicht, wir haben zugelegt, wir können mit den | |
| Sozialdemokraten weiterregieren und wir werden wahrscheinlich den zweiten | |
| Platz hier in der Parteienlandschaft einnehmen." | |
| ## Unspektakulärer Wahlkampf | |
| Die SPD regiert in Bremen schon seit 65 Jahren das Rathaus, seit 2005 unter | |
| Führung von Regierungschef Böhrnsen. Der Stadtstaat ist das einzige | |
| deutsche Bundesland, in dem es noch nie einen Machtwechsel gegeben hat. | |
| Auch der Wahlkampf in Bremen war nicht gerade spektakulär verlaufen. Der | |
| einzige große Streitpunkt in dem mit rund 18 Milliarden Euro verschuldeten | |
| Bundesland war die Finanzpolitik. | |
| Bei der Bürgerschaftswahl in Bremen hat es am Sonntag die historisch | |
| niedrigste Wahlbeteiligung bei einer Landtagswahl im kleinsten Bundesland | |
| gegeben. Nach einer Prognose lag sie bei 53,6 Prozent. Bei der Wahl 2007 | |
| waren es noch 57,6 Prozent gewesen. | |
| Neu bei der Bremen-Wahl war, dass zum ersten Mal in Deutschland auch 16 und | |
| 17 Jahre alte Wähler über die Zusammensetzung des Landtags entscheiden | |
| konnten. Wegen weiterer Änderungen im Wahlrecht wird ein vorläufiges | |
| amtliches Endergebnis nicht vor Mittwoch erwartet. | |
| ## Stimmen zur Wahl | |
| Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, sagte im ZDF, | |
| die Tatsache, dass die Partei erstmals bei einer Landtagswahl die CDU | |
| überholt habe, sei eine Steilvorlage für die anstehenden Landtagswahlen in | |
| Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Über einen eigenen Kanzlerkandidaten | |
| werde erst nach den Landtagswahlen im nächsten Jahr entschieden. "Wir | |
| freuen uns über Erfolge, sind aber als Bremer bodenständig genug, um nicht | |
| abzuheben", sagte Trittin. | |
| Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig erhofft sich von dem | |
| Wahlsieg in Bremen Rückenwind auch für die Bundespolitik. | |
| SPD-Regierungschef Jens Böhrnsen habe in Bremen eine gute Politik gemacht | |
| und einen "tollen Wahlsieg" eingefahren. Dies sei ein "gutes Signal für | |
| Berlin", sagte Schwesig im ZDF. Die SPD sei froh, in den Ländern stark zu | |
| sein. Darüber könne die Partei auch im Bund an Stärke gewinnen. | |
| ## CDU: "Herbe Enttäuschung" | |
| Der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat eine "schmerzhafte Niederlage" | |
| der Union bei der Bremer Bürgerschaftswahl eingeräumt. Die Prognosen seien | |
| eine "herbe Enttäuschung", sagte Gröhe in der ARD. Er betonte: "Es ist | |
| schwer, Volkspartei in einer Großstadt zu sein." Es bedeute für die CDU | |
| auch in Zukunft eine besondere Herausforderung, "gerade an ihrer | |
| Großstadtkompetenz weiter zu arbeiten". | |
| Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hat sich vom | |
| voraussichtlichen Scheitern der Liberalen bei der Bremer Bürgerschaftswahl | |
| nicht überrascht gezeigt: Nach wie vor leiden die Landesverbände unter dem | |
| Bundestrend, und der hat sich - eine Woche nach dem Bundesparteitag in | |
| Rostock und der Wahl eines neuen Bundesvorsitzenden - noch nicht umkehren | |
| lassen." | |
| 22 May 2011 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Nach der Wahl in Bremen: Städter wählen Grün, nicht Schwarz | |
| Die CDU verliert in Bremen zugunsten der Grünen und ihr droht die Auflösung | |
| ihrer Stammwählerschaft. Nun steht sie vor der Frage: Braucht sie mehr oder | |
| weniger Liberalisierung? | |
| Interview mit Udo Wolf: "Wir können beides, regieren und opponieren" | |
| Der Trend läuft gegen seine Partei, weiß Linken-Fraktionschef Udo Wolf. Er | |
| setzt auf den Wahlkampf nach dem Sommer. | |
| Bürgerschaftswahl in Bremen: Ein ungleiches Duo | |
| Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) und Finanzsenatorin Karoline Linnert | |
| (Grüne) lassen die CDU als drittstärkste Kraft zurück. Aus einem Land, das | |
| immer links ist. | |
| Neues Wahlrecht in Bremen: Kumulieren und panaschieren | |
| Das Volksbegehren "Mehr Demokratie" hat in Bremen ein neues Wahlrecht | |
| durchgesetzt. Und erstmals durften auch 16- und 17-Jährige bei einer | |
| Landtagswahl wählen. | |
| Kommentar Bürgerschaftswahl Bremen: Die CDU im Dickicht der Städte | |
| Die FDP ohne Westerwelle ist auch keine Lösung. Und die CDU muss langsam | |
| alarmiert sein. Die Union liegt bundesweit stabil über 30 Prozent - doch | |
| das Fundament hat Risse. | |
| Vor der Landtagswahl in Bremen: Träge währt am längsten | |
| Seit das Bremer Rathaus steht, regiert darin ein Bürgermeister der SPD. | |
| Werder Bremens Trainer Thomas Schaaf kam kurz darauf in den Stadtstaat am | |
| Nordpol. | |
| Landtagswahl in Bremen: Wählen lernen | |
| Erstmals dürfen bei der Bremer Landtagswahl alle ab 16 wählen. Das haben | |
| sich die Jugendlichen selbst erkämpft. Und feiern lokale Politiker wie | |
| Superstars. | |
| BREMEN-WAHL: "Transparenz ist mein Markenzeichen" | |
| Bremens Finanzsenatorin und Grünen-Spitzenkandidatin Karoline Linnert über | |
| Griechenland, Altschulden und die Vorzüge einer Koalition, die sich | |
| pubertäre Spielchen oder Renommier-Projekte spart. | |
| ROT-GRÜN-BILANZ (5): Die Kulturpolitik: Ackern und Rackern | |
| Mit viel Fleiß und Verlässlichkeit hat Carmen Emigholz das Kulturressort in | |
| Ordnung gebracht. Visionen hingegen waren eher Mangelware. |