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# taz.de -- Nominierung Frauen-Fußball-WM 2011: Und raus bist du!
> Nach dem 2:0-Sieg über Nordkorea muss Bundestrainerin Silvia Neid noch
> fünf Absagen aussprechen. Ihr Kader ist zu groß und es gibt zu viele gute
> Stürmerinnen.
Bild: Große Chancen dabei zu sein: Célia Okoyino da Mbabi.
FRANKFURT taz | Niemand soll auch nur auf die Idee kommen, an diesem
Freitagvormittag sein Handy auszuschalten. Oder nicht erreichbar zu. Wäre
ja blöd, wenn Silvia Neid nur den Anrufbeantworter dran hätte. Einerseits.
Andererseits würde es der Bundestrainerin leichter fallen, die sicherlich
unangenehmste Aufgabe in der Vorbereitung auf die Frauen-WM im eigenen Land
zu erledigen.
Fünf Spielerinnen fallen noch aus dem derzeitigen 26-köpfigen Aufgebot
heraus - und der 2:0-Sieg am Samstag gegen Nordkorea in Ingolstadt hat die
Auswahl für Neid nicht eben einfacher gemacht. "Ich habe allen gesagt, sie
sollen ans Telefon gehen. Sie können 'blöde Kuh' rufen und meinetwegen auch
gleich direkt wieder auflegen - aber ich will es persönlich rüberbringen",
erklärte die 47-Jährige. "Ehrlich gesagt, ich habe mich immer noch nicht
ganz entschieden. Heute ist es die, vorgestern war es die - ich glaube, ich
lasse es mir bis zum Schluss offen."
Weil die fünf Akteurinnen von Turbine Potsdam (Fatmire Bajramaj, Anja
Mittag, Babett Peter, Bianca Schmidt, Josephine Henning) am Sonntag das
Luxushotel des DFB-Generalausrüsters in Herzogenaurach verlassen haben, um
sich wenigstens ein paar Tage auf ein Champions-League-Finale ihres Vereins
vorzubereiten - Donnerstag spielt Potsdam gegen Olympique Lyon - kann es
nur den Weg geben, die schlechte Nachricht am Ende der Woche telefonisch zu
übermitteln.
## Torschützenkönigin nicht eingewechselt
Ziemlich sicher wird wohl Lena Goeßling (Bad Neuenahr), Josephine Henning
und die nachnominierte Conny Pohlers ein Anruf ereilen - dass die
Bundesliga-Torschützenkönigin des 1. FFC Frankfurt gegen die emsigen
Asiatinnen nicht eingewechselt wurde, während Alexandra Popp, Shootingstar
der U20-WM im vergangenen Sommer, Pluspunkte sammeln durfte, sprach Bände.
Zu groß ist im deutschen Frauenfußball die Auswahl an guten Stürmerinnen,
weshalb auch Célia Okoyino da Mbabi frohlockte, die als Joker zum 2:0 traf
und darüber jubelte, als habe sie das WM-Finale entschieden. "Es ist sicher
nicht ein Tor entscheidend. Ich hoffe aber, dass es nun für mich gereicht
hat", sagte die 22-jährige Frohnatur. Die Tochter eines Kameruners und
einer Französin mit deutschem Pass ist ja dazu auserkoren, als
multikulturelle Botschafterin vorneweg zu gehen.
Voran geht auch Kim Kulig, 21, enorm präsent in der Zentrale und wie
selbstverständlich Vollstreckerin des zum 1:0 führenden Elfmeters. "Es war
keiner da, der schießen wollte. Da habe ich es halt gemacht." Ihr Fazit:
"Unsere Grundordnung war gut, unser Pressing auch, unser Angriffsspiel noch
nicht." Was übrigens niemand verhehlte. "Wir sind erst bei 70, 80 Prozent.
In der Offensive stimmt es noch nicht", konstatierte Torfrau Nadine
Angerer, "aber die Automatismen werden kommen."
Dafür dient ja eigens der noch bis Mittwoch laufende Lehrgang Nummer fünf
mit dem Arbeitsschwerpunkt Spielaufbau und Angriffsspiel. "Wir müssen dafür
im Kopf noch fitter werden. Noch fehlen die Ideen nach vorne", kritisierte
Silvia Neid, die sich weniger hohe lange Bälle, sondern "flache, scharfe
Pässe in die Spitze" wünscht, weil "die besser zu verarbeiten sind".
22 May 2011
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Fußball
WM 2011 – Mixed Zone
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