# taz.de -- Vorschlag zur Vorratsdatenspeicherung: Minister versuchen sich in N… | |
> Niedersachsens CDU-Justiz- und Innenminister drängen auf die | |
> Wiederaufnahme der Vorratsdatenspeicherung - zum Ärger der FDP. Für | |
> Streit sorgt das Thema auch bei Rot-Grün in Bremen. | |
Bild: Kann ja noch von Nutzen sein: Wer wann mit wem telefoniert, möchten die … | |
HANNOVER/BREMEN taz | Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann und | |
Innenminister Uwe Schünemann (beide CDU) wollen die Vorratsdatenspeicherung | |
neu regeln. Dazu haben sie am Dienstag in Hannover eine "Formulierungshilfe | |
für Berlin" vorgelegt. | |
Sie übten scharfe Kritik an Bundesjustizministerin Sabine | |
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP): "Nichts" tue sich seit das | |
Bundesverfassungsgericht (BVerfG) die bisherige Regelung im März 2010 für | |
verfassungswidrig erklärt hat. Diskutiert werden müsse nun nicht die Frage | |
des "ob" einer Neuauflage, sondern allenfalls des "wie", sagte Busemann: | |
"Das Problem wird jeden Tag dringlicher." | |
Unverändert bleiben sollen nach Schünemanns und Busemanns Papier Umfang und | |
Speicherdauer der Daten: Wie bei der 2007 beschlossenen | |
Vorratsdatenspeicherung sollen Kommunikationsunternehmen Telefon-, Handy-, | |
Email- und Internetverbindungen aller BürgerInnen für sechs Monate | |
speichern. Eingeschränkt werden soll lediglich der Zugriff auf die Daten: | |
Der soll nur noch bei schweren Straftaten und nur "besonders ermächtigten | |
Personen" möglich sein. Zudem müsse bei der Datensicherheit ein "besonders | |
hoher Standard" gelten, sagte Busemann. | |
All das, so sind sich Schünemann und Busemann sicher, entspreche den | |
Anforderungen des BVerfG. "Keine schwarze Kunst" sei es, eine solche | |
Regelung zu stricken, sagte Busemann. | |
Denn eine Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung ist laut | |
Innenminister Schünemann "wirklich überfällig". Ohne sie verzweifelten | |
Experten bei der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität, | |
Kinderpornographie und Terrorismus. Kurzum: "Es geht um die | |
Sicherheitslage." | |
Anders sieht das nicht nur die Opposition. Auch beim Koalitionspartner FDP | |
finden die CDU-Minister keinen Zuspruch. Vergangene Woche noch hatte das | |
Justizministerium verkündet, die Landesregierung erwäge eine | |
Bundesratsinitiative zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung. Von | |
einer "Diskussionsgrundlage mit Gesetzentwurfcharakter", an dem sich | |
Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger gerne orientieren könne, | |
spricht Busemann jetzt. | |
Sein liberaler Kabinettskollege Jörg Bode, Wirtschaftsminister und | |
stellvertretender Ministerpräsident, mag sich dazu erst gar nicht äußern: | |
Bode kommentiere "die Ideen von zwei CDU-Abgeordneten" nicht, heißt es von | |
seinem Sprecher. Als solche hätten die beiden das Papier vorgelegt - "und | |
nicht als Landesregierung". Der FDP-Justizpolitiker Roland Zielke warnt | |
derweil vor Alarmismus bei der Vorratsdatenspeicherung: "Das Thema betrifft | |
die Freiheit jedes einzelnen Bürgers", erklärte er am Dienstag. "Wir wollen | |
aber keinen gläsernen Bürger Orwellschen Ausmaßes." | |
Für Konflikte sorgt die Vorratsdatenspeicherung auch in Bremen. Dort | |
herrscht seit Monaten Streit zwischen Parlament und Innenbehörde: Im | |
November brachten die Grünen einen Antrag ein, der den rot-grünen Bremer | |
Senat verpflichtet, sich über den Bundesrat "entschieden gegen Vorhaben zur | |
Vorratsdatenspeicherung einzusetzen". Die SPD-Fraktion schloss sich dem | |
Antrag an, auch in ihrem Regierungsprogramm für die neue Legislaturperiode | |
lehnt die SPD das Instrument ab. | |
Das Problem: Für Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) ist die | |
Vorratsdatenspeicherung - ähnlich wie für seinen Hamburger Amtskollegen | |
Michael Neumann (ebenfalls SPD) - unerlässlich. Auf der | |
Innenministerkonferenz im November hatte Mäurer sich für sie stark gemacht. | |
Als die Grünen ihren Antrag einbrachten, ließ er bekräftigen, dass er die | |
Speicherung für den Kampf gegen Kinderpornographie und Organisierte | |
Kriminalität will. | |
Der SPD-Abgeordnete Rainer Hamann, Vorsitzender des Ausschusses für | |
Informationstechnologien in der Bürgerschaft, sieht den Konflikt mit dem | |
Senator gelassen: "Es wäre ja langweilig, wenn wir uns immer einig wären." | |
Die Grünen haben indes angekündigt, bei den anstehenden | |
Koalitionsverhandlungen in der Frage keine Kompromisse zu machen. | |
24 May 2011 | |
## AUTOREN | |
T. Havlicek | |
C. Jakob | |
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