# taz.de -- Yasuni-Regenwaldprojekt : Dirk Niebel ist der Urwald egal | |
> Eigentlich will Ecuador im Regenwald kein Erdöl fördern. Das Projekt ist | |
> Thema bei der nächsten UN-Generalversammlung. Dirk Niebel will nicht viel | |
> für die Yasuni zahlen. | |
Bild: Falsche Korallenschlange im Yasuni-Nationalpark. | |
BERLIN taz | Es könnte ein historisches Vorbild für die internationale | |
Umweltschutz-Kooperation werden: 2007 kündigte Ecuador an, kein Erdöl aus | |
dem artenreichsten Regenwald des Planeten fördern, wenn die internationale | |
Gemeinschaft das südamerikanische Land mit der Hälfte der entgangenen | |
Einnahmen entschädigt. | |
So ließe sich der Yasuní-Nationalpark an der Grenze zu Kolumbien schützen | |
und der Ausstoß von 407 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. | |
Die geforderte Ausgleichszahlung von 3,6 Milliarden US-Dollar will Ecuador | |
ausschließlich in ökologische und soziale Projekte investieren, so lautet | |
die Selbstverpflichtung. Noch vor zwei Jahren war Deutschland der | |
international erste Unterstützer dieser neuen Form der | |
Entwicklungszusammenarbeit. | |
Die damalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) | |
hatte sich voll hinter das Projekt gestellt. Von jährlich hohen | |
zweistelligen Millionenbeträgen aus Deutschland für die Initiative wurde | |
gemunkelt. Doch ihr Nachfolger Dirk Niebel (FDP) will davon nichts wissen. | |
Seit gestern ist klar, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche | |
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Mehrkosten durch die Initiative | |
unbedingt vermeiden will. | |
## Die Zurückhaltung ist politisch motiviert | |
"Wir sind bereit, die Ziele der Yasuní-Initiative im Rahmen unserer | |
existierenden Förderung zu unterstützen", sagte BMZ-Sprecher Sebastian | |
Lesch am Donnerstag der taz: "Allerdings können wir kein zusätzliches Geld | |
zur Verfügung stellen." Das BMZ stellt seit 2008 jährlich rund 15 Millionen | |
Euro für Ecuador zur Verfügung. Die Zurückhaltung sei auch politisch | |
motiviert: "Das Prinzip ,Zahlen für Unterlassen' könnte eine negative | |
Präzedenzwirkung haben." | |
Am Mittwochabend hatte eine hochrangige Regierungsdelegation aus Ecuador | |
mit dem zuständigen BMZ-Abteilungsleiter verhandelt. "Es ist vorstellbar, | |
dass das BMZ laufende Projekte aus dem Bereich Waldschutz einstellt und das | |
so frei werdende Geld in die Yasuní-Initative fließt", sagte Lesch zum | |
Ergebnis. | |
Die ecuadorianische Delegationsleiterin Ivonne Baki zeigte sich von der | |
Haltung des BMZ enttäuscht: "Es ist essenziell, dass der deutsche Beitrag | |
zur Yasuní-Initative unabhängig von anderen Projekten ist, die Deutschland | |
in Ecuador unterstützt", sagte sie der taz. Spanien, Italien, Frankreich, | |
Chile, Peru und Belgien haben bereits zugesagt, Geld in einen Yasuní-Fonds | |
einzuzahlen, der von der UN treuhänderisch verwaltet wird. | |
## Yasuní bei UN-Generalversammlung | |
"UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat das Thema Yasuní auf die Agenda der | |
UN-Generalversammlung im September gesetzt", so Baki. Die internationale | |
politische Dimension scheint das BMZ nur wenig zu interessieren. Die | |
nächsten Gespräche mit Ecuador sind erst für Oktober angesetzt. Das wundert | |
Baki: "Wir betteln nicht. Wir wollen der Welt einen Dienst erweisen. Für | |
uns wäre es am einfachsten, das Öl zu fördern. Aber es geht um gemeinsamen, | |
verantwortungsvollen Umweltschutz." | |
"Die Unterstützung der Yasuní-Initiative ist alternativlos. Das BMZ läuft | |
Gefahr, sich international zu blamieren", sagte die | |
Grünen-Entwicklungspolitikerin Ute Koczy der taz. | |
26 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Tarik Ahmia | |
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