# taz.de -- Regenwald-Schutz in Ecuador: Uno drängt Deutschland | |
> Das Yasuní-Projekt soll Ölförderung im Regenwald verhindern, indem reiche | |
> Länder ein armes entschädigen. Doch die Bundesregierung will nicht | |
> zahlen. | |
Bild: Bald könnten hier die Ölpumpen rattern: der Yasuní-Nationpark in Ecuad… | |
SAN DIEGO taz | Der Uno-Generalsekretär macht Druck, die Worte an Angela | |
Merkel sind eindeutig, er verlangt von der Kanzlerin "höchste Beachtung". | |
"Wir zählen auf Ihre Zusagen für diese Initiative", schreibt Ban Ki Moon | |
gemeinsam mit Ecuadors Präsident Rafael Correa in einem Brief vom 16. | |
August dieses Jahres, der der taz vorliegt. Dies sei ein Zeichen, dass "Ihr | |
Land sich weiterhin verpflichtet fühlt, internationale Entwicklungsziele zu | |
erreichen, darunter die Millenniumsziele." | |
Der Grund für die barsche Ermahnung: Vor genau einem Jahr hat Merkels | |
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) die deutsche Unterstützung für den | |
Yasuní-Treuhandfonds abgesagt. Der Fonds ist eine bislang einmalige Idee | |
zum Regenwaldschutz, sie kam vom ecuadorianischen Präsidenten selbst. 2007 | |
sagte sagte Correa zu, er würde unerschlossene Ölvorkommen im | |
Yasuní-Regenwald über ein Jahrzehnt nicht anrühren, wenn die internationale | |
Gemeinschaft die Hälfte der möglichen Einnahmen ersetzen würde - rund 3,6 | |
Milliarden Dollar. Die Ölvorkommen machten rund 20 Prozent der | |
Gesamtvorkommen aus. Das Geld brauche Ecuador für die wirtschaftliche | |
Entwicklung, sagte Correa damals. | |
Die Bundestagsfraktionen waren 2008 von dem Plan so angetan, dass sich eine | |
überfraktionelle Mehrheit fand, die das Projekt unterstützte. Dies hatte | |
Bestand - bis der neue Entwicklungsminister Dirk Niebel vor genau einem | |
Jahr dem Treuhandfonds seine Unterstützung untersagte. Aus "grundsätzlichen | |
Bedenken" werde das Vorhaben in dem südamerikanischen Land nicht gefördert, | |
ließ Niebels Haus ausrichten. Man wolle nicht "zahlen fürs Unterlassen" und | |
keinen Präzedenzfall schaffen. | |
## Die deutsche Meinung wiegt schwer | |
Dass sich nun der Uno-Generalsekretär einschaltet und Druck ausübt, zeigt, | |
wie wichtig Deutschlands Rolle im Falle Yasuní genommen wird. Denn bei | |
Klimaschutzfragen wiegt die deutsche Meinung in der internationalen Politik | |
schwer. Für den 23. September lädt Ban KiMoon zu einem Spitzentreffen ins | |
Uno-Hauptgebäude am New Yorker East River ein, um über die Zukunft des | |
ecuadorianischen Regenwalds auf höchster Regierungsebene zu entscheiden. | |
Auch Merkel bat Ban in dem Schreiben um ihr Kommen. Ohne Erfolg: "Die | |
Bundeskanzlerin wird am 23. September nicht in New York sein", sagte | |
Regierungssprecher Steffen Seibert der taz. Die europapolitischen | |
Herausforderungen und der Besuch des Papstes machten ihre Anwesenheit in | |
Deutschland notwendig. | |
## Kritik von der Opposition | |
Auch im Entwicklungsministerium ist noch nicht klar, wie der Termin | |
wahrgenommen wird. Die Linie des Hauses hingegen schon: "An unserer Haltung | |
hat sich nichts geändert", betont Sprecher Sebastian Lesch. Zwar sei man | |
bereit, Gelder aus anderen deutsch-ecuadorianischen Entwicklungsprojekten | |
für Klimaschutzprojekte im Yasuní-Nationalpark einzusetzen. Aber in den | |
Fonds will Deutschland nicht einzahlen. "Die Zwecke und Ziele teilen wir - | |
die Mittel nicht", sagt Lesch. | |
Kritik gibt es dafür von der Opposition: "Die Zeit zur Rettung des Yasuní | |
läuft ab", sagt die Grünen-Entwicklungsexpertin Ute Koczy, "Deutschland | |
muss hier Führungsqualität zeigen." Es sei zu wünschen, "dass Merkel von | |
ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch macht und den Entwicklungsminister in | |
die Schranken weist", sagt SPD-Politiker Sascha Raabe. | |
15 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
## TAGS | |
Entwicklungszusammenarbeit | |
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