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# taz.de -- Vegetarierbund-Frau über Ehec: "Schuld ist wieder der Fleischkonsu…
> Das Problem der Ehec-Bakterien rührt aus der Tierhaltung für die
> Fleischindustrie, sagt Veganerin Silke Bott. Sie rät, weiter Obst und
> Gemüse zu essen, nachdem man es gründlich gewaschen hat.
Bild: Bauer schreddert Salat aufs Feld: "Es existieren bisher ja überhaupt kei…
taz: Frau Bott, essen sie gerade noch Rohkost?
Frau Bott: Natürlich. Das Robert-Koch-Institut sagt ja nur, dass man Salat,
Tomaten und Gurken meiden und nicht roh essen soll, wenn man in
Norddeutschland lebt. Es gibt darin viele Wenns. Ich gehe also mit gesundem
Menschenverstand ran: Ich wasche mein Gemüse und achte auf die Hygiene, wie
es das Robert-Koch-Institut empfiehlt, für mich reicht das aus.
Wer dachte, ich lebe gesund, kaufe nur Bio ein und ernähre mich
vegetarisch, der wird gerade mit einer herben Enttäuschung konfrontiert,
oder?
Ja. Als vegetarisch lebender Mensch kann man sich gerade sehr aufregen.
Denn wieder stammt das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit ja von den
Tieren und der Tierhaltung für die Fleischindustrie. Denn nur über die
Ausscheidungen von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen und das
Düngen mit diesen Ausscheidungen sind die Erreger wahrscheinlich auf die
Felder gelangt. Die Ursache liegt also erneut beim Fleischkonsum. Salat und
Gemüse, die nicht in Berührung mit Fäkalspuren kommen, sind frei von
Ehec-Erregern. Außerdem kann man von ihrem Konsum auch keine Salmonellen
bekommen.
Was kann man also tun? Schließlich ist die Gülledüngung auch im Biolandbau
nicht verboten, oder?
Ja, sie ist möglich. Es gibt allerdings bio-veganen Landbau, der ganz ohne
Gülledüngung auskommt. Aber diese Modelle existieren kaum, und die
Verbraucher haben wenig Möglichkeiten, solches Gemüse zu kaufen.
Wie soll man als Verbraucher überhaupt heraus bekommen, ob mein Gemüse mit
Fäkalien gedüngt wurde?
Das ist schwer. Es existieren bisher ja überhaupt keine Informationen
darüber, auf wie vielen Flächen in der Landwirtschaft in Deutschland
Gülledüngung eingesetzt wird. Es wird in NRW mit Gülle gedüngt, aber nur
Getreide, Mais und Raps, kein Gemüse. Gleichzeitig liest man dann, dass
Düngung mit Kompost bei Gemüse erlaubt ist – und dass Gülle auch als
Kompost bezeichnet werden kann.
Bei den Fleischskandalen – Schweinepest oder BSE – gab es große Kritik an
den Vertriebswegen: Verbraucher können kaum nachvollziehen, woher das
Fleisch kommt. Sieht das denn bei Gemüse oder Obst anders aus?
Heute kann man im Supermarkt Gemüse und Obst kaufen, das aus der ganzen
Welt kommt. Im Zweifelsfall verbreiten sich dann auch Krankheiten
möglicherweise über die ganze Welt, wenn etwas verseucht ist, wie das bei
den Fleischskandalen der Fall war. Die Angaben im Supermarkt reichen bei
weitem nicht aus: Dort steht ja meistens nur, dass die Tomaten aus Spanien
oder den Niederlanden kommen. Aber aus welcher Region, ob aus dem
Gewächshaus oder nicht, wie das Gemüse behandelt wurde, darüber erfährt man
nichts. Es ist also immer besser, regional einzukaufen, am besten bei einem
Bio-Bauern, den man kennt und wo man weiß, dass er vernünftig produziert.
Auch die CO2-Bilanz fällt deutlich besser aus, wenn die langen
Transportwege entfallen.
Sie werben für die vegetarische Lebensweise – rufen bei Ihnen jetzt
besorgte Bürger an, die nicht mehr wissen, was sie noch essen sollen?
In der Tat. In der Öffentlichkeit wird leider auch wenig differenziert, es
heißt in vielen Medien, man solle gar kein Gemüse mehr essen. Das ist
übertrieben. Bei uns hat sich jemand gemeldet, der ißt jetzt gar kein Obst
oder Gemüse mehr. Das geht völlig in die falsche Richtung. Der Vebu rät
weiterhin, Obst und Gemüse zu essen. Man muss es waschen und normale
Hygienemaßnahmen einhalten, dann ist man kaum in Gefahr, über die Ernährung
mit Ehec-Erregern in Kontakt zu kommen.
1 Jun 2011
## AUTOREN
Eva Völpel
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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