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# taz.de -- Letzte Sitzung der Fluglärmkommission: Die Kommission hat fertig
> Die Fluglärmkommission berät heute letztmalig über die Flugrouten des
> neuen Großflughafens. Wissen Sie noch, worum es dabei genau ging? Wir
> sagen es Ihnen
Bild: Kerstin Schneider. Vorsitzende der Flugroutenkommission
Am Montag trifft sich die Fluglärmkommission in Schönefeld, um abschließend
über die BBI-Flugrouten zu beraten. Was war der Sinn der ganzen Übung? Die
taz erklärt, was die Kommission in den vergangenen Monaten gemacht hat, was
herausgekommen ist - und wie es weitergeht.
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In, um und um Schönefeld herum wird es laut: Durch den Ausbau des
Flughafens Schönefeld zum Großflughafen Berlin Brandenburg International
(BBI) nimmt der Flugverkehr im Süden Berlins ab Mitte 2012 deutlich zu. Die
Bewohner der umliegenden Gemeinden sowie südlicher Berliner Ortsteile wie
Lichtenrade oder Wannsee fürchten den Lärm der startenden und landenden
Flugzeuge. Es drohten nicht nur Einbußen an Lebensqualität, sondern auch
gesundheitliche Risiken, sagen die Bürger, die mittlerweile in Dutzenden
Initiativen organisiert sind und regelmäßig gegen das Großprojekt auf die
Straße gehen (s. Kasten). Der Konflikt war eskaliert, als die Deutsche
Flugsicherung (DFS) Anfang September 2010 ihren ersten Entwurf der An- und
Abflugrouten des BBI vorlegte. Denn der sah deutlich anders aus als
erwartet.
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Die Fluglärmkommission ist ein ständiges Gremium, das nichts entscheiden
kann. Es berät lediglich über Vorschläge zum Lärmschutz rund um einen
Flughafen. Im Falle der neuen An- und Abflugrouten des BBI sollte die
Kommission Empfehlungen an die Deutsche Flugsicherung abgeben, die für den
Entwurf der Routen zuständig ist. In den vergangenen Monaten trat die
Kommission, die sonst in großen Abständen tagt, jeweils ein- bis zweimal in
der Schönefelder "Airport World" zur Beratung zusammen. Bei diesen Runden
versuchten die Mitglieder, sich auf Empfehlungen an die DFS zu einigen. Die
wird diese Empfehlungen jetzt auf Durchführbarkeit prüfen und nach
Möglichkeit in die Routenplanung einfließen lassen.
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Lange bestand die Fluglärmkommission aus 17 Mitgliedern: Vertreter der
betroffenen Gemeinden, der zuständigen Behörden und der beteiligten
Unternehmen. Nach der heftigen Protestwelle im Herbst 2010 wurden jedoch
Vertreter von weiteren Brandenburger Gemeinden und Berliner Bezirken
aufgenommen. Am 8. November tagte erstmals eine auf 34 Mitglieder
verdoppelte Kommission, inzwischen sind es sogar 41 Mitglieder.
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Durchaus: Keine Gemeinde will unter Krach leiden - aber dass niemand
ungeschoren davonkommt, ist kaum möglich. Die Solidarität untereinander
hatte also Grenzen. Exemplarisch für diesen Konflikt war der Streit um den
Vorsitz: Die aktuelle Vorsitzende Kathrin Schneider, Leiterin der
Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg, rückte im Dezember
2010 an die Stelle von Bernd Habermann, der einen Monat zuvor überraschend
zurückgetreten war. Dem ehemaligen Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow
war vorgeworfen worden, nicht neutral genug zu sein.
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Ja und nein. Für die östlichen BBI-Flugrouten etwa beschloss die Kommission
auf ihrer vorletzten Sitzung am 23. Mai, keine Empfehlung abzugeben.
Seitens der betroffenen Mitglieder habe es "diametral entgegengesetzte
Anträge" gegeben, so Kathrin Schneider zum Abschluss der damaligen
Beratungsrunde. In der Sitzung davor, am 9. Mai, hatte man sich immerhin
auf zwei Empfehlungen an die DFS einigen können. Sie sehen erstens vor,
dass Flugzeuge, die von der BBI-Nordbahn gen Westen starten, in weitem
Bogen um Potsdam herumfliegen sollen. Zweitens soll die Höhe, ab der
Piloten die vorgegebenen Routen verlassen können, von den üblichen 5.000
Fuß (ca. 1.500 Meter) auf 10.000 Fuß (ca. 3.000 Meter) angehoben werden.
Der Berliner DFS-Chef Hans Niebergall ließ aber schon im Anschluss an diese
Sitzung durchblicken, dass die Flugsicherung keine Verdopplung der
Freigabehöhe in ihre Pläne aufnehmen werde: "Wir halten 10.000 Fuß für eine
flüssige Abwicklung nicht für haltbar." Ob sich die DFS an den weiten Bogen
um Potsdam halten wird, ist ebenso fraglich.
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Die DFS wird die endgültigen Flugrouten voraussichtlich erst im kommenden
Jahr vorlegen. Diese müssen dann wiederum vom Bundesamt für Flugsicherung
abgesegnet werden. Das geschieht vermutlich erst kurz vor Eröffnung des BBI
im Juni 2012. Für den Fall, dass sich die DFS nicht an die Empfehlungen der
Fluglärmkommission hält, haben viele Bürger eine neue Eskalation des
Protestes und eine Klagewelle angekündigt. Notfalls wollen sie mit ihrem
Anliegen bis vor den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg ziehen.
5 Jun 2011
## AUTOREN
Sebastian Fischer
## TAGS
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wie Bürger zweiter Klasse.
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