# taz.de -- Verschuldetes Griechenland: Bundestag für Milliardenhilfe | |
> Griechenland soll noch mehr Geld bekommen. Die Mehrheit der Abgeordneten | |
> stimmt dafür, dem hoch verschuldeten Land bis zu 120 Milliarden Euro zu | |
> geben. | |
Bild: Bei den Griechen ist die Stimmung angespannt - auch bezüglich der deutsc… | |
BERLIN taz | Der Bundestag hat sich am Freitag zu neuen Milliardenhilfen | |
für Griechenland bereit erklärt. Zuvor hatte CDU-Bundesfinanzminister | |
Wolfgang Schäuble die Position der Regierung vor allem gegen die Bedenken | |
in allen Fraktionen verteidigt. Schäuble vermied die Floskel | |
„alternativlos“. Die Botschaft, mit der er weitere Milliardenhilfen | |
beschwor, war aber gleichbedeutend: Anders gehts nicht. | |
Schäubles Worte sind deutlich: „Die Lage in Griechenland und damit auch in | |
Europa ist ernst.“ Ohne neues Geld bestehe die Gefahr der | |
Zahlungsunfähigkeit - „mit schwerwiegenden Risiken für die gesamte Eurozone | |
und die globale Entwicklung“. | |
Vor gut einem Jahr bekam das Land bereits ein 110 Milliarden Euro schweres | |
internationales Kreditpaket. Griechenland braucht jedoch mehr. Im Gespräch | |
sind 90 bis 120 Milliarden Euro. Doch in den Reihen der | |
Regierungsfraktionen sitzen Abgeordnete, die bezweifeln, dass neue | |
Milliarden etwas bringen, und die Griechenland außerhalb der Eurozone | |
fordern. | |
Deutschland habe als Exportland Vorteile von stabilen Wechselkursen durch | |
eine gemeinsame Währung, erklärt der Finanzminister. Besäße Griechenland | |
eine schwächelnde Drachme, könnten deutsche Firmen ihre Produkte dort kaum | |
verkaufen. „Weil wir den größten Vorteil haben, haben wir auch eine große | |
Verantwortung für Europa“, erklärte Schäuble. | |
## Kritik von der SPD am „Stammtischgerede“ der Regierung | |
In der Debatte ging es weniger um Geld als um die Frage: Wer übernimmt | |
Verantwortung für Europa? Daran mangele es, meinte SPD-Fraktionschef | |
Frank-Walter Steinmeier. Er signalisierte Zustimmung zu Milliardenhilfen | |
und legte los mit Kritik. „Was muss eigentlich in Europa passieren, dass | |
diese Regierung erkennt, dass mehr auf dem Spiel steht als ein Kredit für | |
Griechenland?“ | |
Die EU erlebe „vielleicht die größte Krise seit der Gründung“. Keiner | |
schreite ein, wenn über „faule Südeuropäer“ geredet werde. Die Koalition | |
bediene Stammtische. Und alle drei Monate müsse sie Dinge beschließen, | |
deren Notwendigkeit sie zunächst verneine. Es wurde ein Schlagabtausch. | |
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle warf der SPD vor, nie für den Euro | |
„gekämpft“ zu haben. Unionsfraktionschef Volker Kauder hieb in dieselbe | |
Kerbe. Der grüne Fraktionsvize Fritz Kuhn monierte, die Kanzlerin sage | |
nicht, dass die deutsche Zukunft in Europa liege. Sie betreibe | |
„demoskopiebegleiteten Opportunismus“. „Klugerweise sollten wir den | |
Griechen weiter helfen“, sagte Kuhn - und forderte eine Teilentschuldung. | |
Allen Gläubigern müsse klar sein, dass sie ein Risiko zu tragen hätten. | |
Das Risiko trügen nach Auffassung des Fraktionschefs der Linken, Gregor | |
Gysi, vor allem die Steuerzahler. Denn die Europäische Zentralbank ist der | |
größte Gläubiger Griechenlands. Helfen würde nur, so Gysi, ein | |
Investitionsprogramm für Griechenland. Davon ist in dem | |
Entschließungsantrag, der am Ende der Debatte mit der Mehrheit von Union | |
und FDP verabschiedet wurde, keine Rede. | |
Die Griechen sollen Staatsbesitz verkaufen, private Gläubiger sollen | |
„angemessen“ an der Rettung beteiligt werden. Und es sollen „alle | |
Vereinbarungen mit finanzieller Auswirkung der Zustimmung des Deutschen | |
Bundestages bedürfen“. Schäuble wollte eine Blankovollmacht für die | |
Verhandlungen in der EU. Dafür konnte er seine Leute an diesem Freitag | |
nicht gewinnen. | |
10 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Hanna Gersmann | |
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