# taz.de -- Atomausstieg in NRW: Nur mit ohne Gronau | |
> Die Grüne Basis droht, den von Union und FDP angestrebten Atomkonsens | |
> abzulehnen, sollte die Urananlage Gronau nicht abgestellt werden. | |
Bild: Deutschlands einzige Anlage zur Urananreicherung in Gronau. | |
BOCHUM taz | Nach massivem Druck vom Atomkraftgegnern kämpft | |
Nordrhein-Westfalens rot-grüne Landesregierung für eine Stilllegung von | |
Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage in Gronau. Für einen | |
"konsequenten und glaubwürdigen Ausstieg" müssten alle "Anlagen des | |
Kernbrennstoffkreislaufs" stillgelegt werden, heißt es in einem | |
Bundesratsantrag, den die Länderkammer am Freitag angenommen hat. Gerade | |
nach einem deutschen Atomausstieg sei es "politisch und moralisch | |
widersprüchlich und nicht hinnehmbar", ausländische Atomkraftwerke mit | |
Brennstoff zu beliefern. | |
In einem offenen Brief an die Grünen hatten 15 Anti-Atom-Initiativen zuvor | |
massive Kritik am Kurs der Partei und der NRW-Regierung geübt: In einem | |
zunächst vorgelegten 15-Punkte-Plan der Landesregierung wurde die | |
Urananreicherungsanlage (UAA) nicht erwähnt. Und im Beschluss des grünen | |
Bundesvorstands für den Sonderparteitag am kommenden Samstag in Berlin | |
komme die Stilllegung der Gronauer Atombrennstoffproduktion "als | |
Vorbedingung für ,Konsens' mit Schwarz-Gelb überhaupt nicht vor". | |
Dabei versorge die UAA schon heute "30 AKW weltweit mit Uranbrennstoff made | |
in Germany", mahnen die Atomkraftgegner. Damit bediene die Anlage aktuell 7 | |
Prozent des Weltmarkts. Und nach Abschluss des 2005 genehmigten Ausbaus | |
dürften rund 10 Prozent aller Atomkraftwerke weltweit mit Uran aus der | |
Stadt im Münsterland betrieben werden. "Das kann doch kein Atomausstieg | |
sein", kritisieren die Umweltschützer. | |
Bei den NRW-Grünen wächst deshalb der innerparteiliche Widerstand gegen den | |
von der grünen Bundesführung gewünschten Atomkonsens mit Kanzlerin Angela | |
Merkel. Denn ob die Bundesregierung das von NRW geforderte Aus für die UAA | |
unterstützt, ist mehr als unsicher: Im Bundesrat zustimmungspflichtig ist | |
lediglich die Gebäudesanierung zum Energiesparen. | |
"Wir können keinen Ausstieg unterstützen, der kein Ende für Gronau | |
vorsieht", sagt deshalb Alexander Ringbeck, Sprecher der grünen Jugend im | |
größten Bundesland - und ruft junge Grüne auf, sich gezielt zu dem | |
Sonderparteitag delegieren zu lassen. "Die UAA muss spätestens mit dem Ende | |
des letzten deutschen AKW geschlossen werden", fordert Gunnar Risse, | |
Vorstandssprecher des grünen Kreisverbands Münster. | |
"Ohne Ausstieg in Gronau wird es in Berlin keine Zustimmung zum Atomkonsens | |
geben", sagt auch Richard Dammann, Sprecher des Kreisverbands Coesfeld. | |
Geschlossen unterstützt sein Kreisverband deshalb den "Atomappell", mit dem | |
die grüne Basis einen schnelleren Ausstieg fordert - und die Beendigung der | |
Urananreicherung in Deutschland. | |
Die Anti-Atom-Initiativen sehen außerdem die rot-grüne Landesregierung in | |
der Pflicht: "Der UAA muss die Betriebsgenehmigung entzogen werden", sagt | |
der Gronauer Udo Buchholz, Vorstand im Bundesverband Bürgerinitiativen | |
Umweltschutz. Schließlich habe die UAA-Betreiberfirma Urenco selbst | |
eingeräumt, dass ihre Anlage nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert sei und | |
dass die Behälter, mit denen der Atombrennstoff tonnenweise durch die | |
Republik gefahren wird, Bränden nur 20 Minuten standhalten würden. "Die UAA | |
kann sofort stillgelegt werden", sagt Buchholz deshalb - "wenn es politisch | |
gewollt ist." | |
19 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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