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# taz.de -- Anonymous und LulzSec: Hacker-Gruppen verbünden sich
> Die Hackergruppen Anonymous und LulzSec sollen ihren Krach beigelegt und
> sich verbündet haben. Erstes Angriffsziel ihrer "Operation Security" war
> eine britische Polizeibehörde.
Bild: Der Twitterfeed von Lulzsec.
BERLIN dpa | Sie sind viele, sie haben kein Gesicht und sie sind wütend:
Anonyme Hacker greifen in diesen Wochen täglich neue Ziele an. Erst Sony,
dann den US-Senat und die CIA, jetzt die britische Polizeibehörde SOCA. Es
geht ihnen um Beachtung in der Szene, aber auch um konkrete Nadelstiche
gegen Behörden und Unternehmen, "die unseren Internet-Ozean beherrschen und
kontrollieren", wie es in einer neuen Erklärung der Gruppe LulzSec heißt.
Diese hat sich nach anfänglichem Streit jetzt mit der Anonymous-Bewegung
verbündet. "Unsere Kampfflotte Lulz Lizard erklärt nun den sofortigen und
unermüdlichen Krieg", erklärte die Gruppe im Internet zum Auftakt der
gemeinsamen "Operation Anti-Security" (AntiSec).
Gegen solche Drohungen hat die Bundesregierung gerade ihr Nationales
Cyber-Abwehrzentrum auf den Weg gebracht, unter Federführung des Bundesamts
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Dort sagte Sprecher Tim
Griese am Dienstag, die Ankündigung der Hacker ändere nichts an der
generellen Einschätzung. "Wenn die Regierungsnetze angegriffen werden,
werden wir konkrete Abwehrmaßnahmen ergreifen."
LulzSec ist erst in diesem Jahr aufgetaucht, mit einem Angriff unter
anderem auf das Unternehmen Sony Pictures und lautstarken Provokationen im
Kurzmitteilungsdienst Twitter. Der Name leitet sich ab vom englischen
Szenewort "lulz" (LOL steht für "laugh out loud", laut lachen) und
"Security" (Sicherheit).
## Server mit Datenpaketen bombardieren
Die aus dem Forum 4Chan heraus entstandene Anonymous-Bewegung trat hingegen
schon 2008 in Erscheinung, mit Aktionen gegen die Organisation Scientology.
Im Herbst 2010 unterstützten die Anonymous-Hacker die Enthüllungsplattform
WikiLeaks und griffen die Webseiten der Kreditkartenfirmen MasterCard und
Visa an, die keine Zahlungen für Wikileaks mehr annahmen. Dazu luden
mehrere tausend Internet-Nutzer die Software "Low Orbit Ion Cannon" (LOIC)
herunter, um ihre Rechner zu einem freiwilligen Botnetz für die
DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) zusammenzuschließen und die
Sites der Firmen mit unzähligen Datenpaketen zu bombardieren.
In ihren Chat-Räumen, organisiert im IRC-System (Internet Relay Chat),
diskutieren Aktivisten und Sympathisanten anonym über ihre Pläne und feiern
gelungene Angriffe. "Anonymous, das bin ich und bist Du, das sind wir
alle", schrieb ein Teilnehmer während der Diskussion über das Verhältnis zu
den frechen LulzSec-Newcomern. "Anonymous ist schon eine Gruppe, wenn auch
eine ohne Führer", erklärte ein anderer.
"Die Idee Anonymous bietet eine gewisse Sicherheit, man geht in der Masse
unter, das ist nicht greifbar", sagt der Netzaktivist Stephan Urbach im
Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Anonymous kann man nicht
ausschalten." Ein klares Bild wird auch dadurch erschwert, dass es schon
lange verschiedene Strömungen gibt - ein Teil möchte sich weiter auf
Aktionen gegen Scientology konzentrieren, anderen liegt das Wikileaks-Thema
oder die Aufstandsbewegung in arabischen Ländern am Herzen. "Ein Teil der
Anonymous-Aktivisten hat sich mit LulzSec zusammengetan, andere sind weiter
dagegen", erklärt Urbach.
## "Wohlstand umverteilen"
Die Motivation von Angriffen im Netz ist so diffus wie die Mitgliedschaft
der Gruppen. "Es öffnet ihnen die Augen, dass Sicherheit wichtig ist",
schreibt ein Teilnehmer im IRC-Channel von Anonymous und spricht damit
einen wesentlichen Beweggrund von Hackern an, die Sicherheitslücken
aufdecken und so einen Beitrag für mehr Qualität von IT-Systemen leisten
wollen. Andere haben eher politische Ziele: "Wir sollten die reichsten ein
Prozent angreifen und den Wohlstand umverteilen."
Die Denial-of-Service-Attacken sind für die Betroffenen zwar lästig, lassen
sich aber mit Abwehrmaßnahmen wie der Filterung von Datenpaketen meist
problemlos unter Kontrolle bringen. So war die Webseite der britischen
Polizeibehörde zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens (SOCA) nach
mehr als zwölf Stunden am Dienstagmittag wieder zu erreichen.
Eine andere Dimension haben Angriffe, bei denen die Täter in fremde
Computernetze eindringen und dort Daten entwenden. Dass sie dazu in der
Lage sind, haben sie mehrfach gezeigt. Und jetzt kündigte LulzSec an:
"Unser oberstes Ziel ist es, jegliche Art von geheimen
Regierungsinformationen zu stehlen und zu verbreiten. Die Hacker sprechen
von einem "Krieg" gegen alle Bestrebungen, die Freiheit im Internet
einzuschränken. Allerdings gibt es in den Diskussionen der Twitter-Nutzer
auch skeptische Stimmen, die davor warnen, dass die Aktionen der Hacker
gerade das Gegenteil bewirken und die Bestrebungen für eine strikte
Internet-Regulierung verstärken könnten.
21 Jun 2011
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Schwerpunkt Überwachung
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