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# taz.de -- EU-Agrarsubventionen schrumpfen: Mehr Grün in der Landwirtschaft
> Die Agrarzahlungen aus Brüssel sollen erstmals abnehmen. Geplant ist,
> dass ein Drittel der Subventionen für die Landwirtschaft an höhere
> Umweltauflagen gebunden wird.
Bild: Nicht für jedes Maisfeld soll es Subventionen geben.
BERLIN taz | Erstmals sollen die viel kritisierten Agrarsubventionen knapp
auf Platz zwei im EU-Budget fallen – so hat es die Kommission am
Mittwochabend vorgeschlagen. In der neuen Finanzperiode von 2014 bis 2020
bekäme die Landwirtschaft dann nur noch 36,2 Prozent statt wie bisher 39,4
Prozent des Brüsseler Haushalts. Inklusive aller Nebentitel stünden dann
für die Agrarbranche rund 387 Milliarden Euro zur Verfügung. Wenn man die
Inflation berücksichtigt, ist das deutlich weniger als in der zurzeit
laufenden Finanzperiode.
Um noch stärkere Kürzungen zu verhindern, will Agrarkommissar Dacian Ciolos
mit den Subventionen weniger stark die Einkommen der Bauern erhöhen und
dafür mehr Leistungen finanzieren, die der ganzen Gesellschaft nützen. Zum
Beispiel Klima- und Umweltschutz.
Deshalb hat er in den Vorschlag für den "Mehrjährigen Finanzrahmen" der
Kommission schreiben lassen: 30 Prozent der umfangreichsten
Agrarsubventionen – der Direktzahlungen – bekommen die Bauern nur noch,
wenn sie Umweltauflagen erfüllen, die schärfer sind als die derzeit
gültigen. "Ökologisierung" der Direktzahlungen nennt Ciolos das.
Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) hält das für eine gute Idee. Denn bisher werden die Direktzahlungen
etwa in Deutschland hauptsächlich pro Hektar Land verteilt – wie der Bauer
wirtschaftet, ist nicht so wichtig.
Dabei beeinflussen Landwirte die Natur erheblich, denn allein in
Deutschland nutzen sie rund 50 Prozent des Bodens. Zudem sind sie laut
Umweltbundesamt (UBA) für 13 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
## Monokulturen verhindern
Ob die "Ökologisierung" tatsächlich etwas für die Umwelt bringt, hängt aber
von noch ungeklärten Details ab. Die AbL fordert, dass die Bauern die
Früchte auf einem Feld nach jeder Ernte wechseln müssen – um Monokulturen
zu verhindern, die oft zu höherem umweltschädlichem Pestizid- und
Mineraldüngereinsatz führen.
"Erlaubt man, dass 70 Prozent der Fruchtfolge zum Beispiel Mais sein darf,
würde das in der Praxis nicht viel verbessern", sagt AbL-Geschäftsführer
Ulrich Jasper.
Erst einmal abwehren konnte Ciolos den Angriff unter anderem des
Kommissionspräsidenten José Barroso auf den Fonds zur Ländlichen
Entwicklung. Dieser gibt zwar Geld für von Tierschützern kritisierte
Stallbauten, aber auch zum Beispiel für Biobauern und besonders artenreiche
Ackerstreifen.
Barroso hatte – so berichten Kommissions-Insider – verlangt, diesen Fonds
zugunsten der Direktzahlungen zu schröpfen. Doch im Budgetvorschlag steht
nun, dass dieser Topf nach Inflation nur genauso stark schrumpfen soll wie
die anderen Agrarmittel. Allerdings ermöglichen manche Formulierungen doch
noch weitere Kürzungen.
Der Naturschutzbund (Nabu) forderte derweil, den Fonds sogar stark
aufzustocken. Zumindest ein bisschen Extrageld dafür könnte laut Ciolos von
Großbetrieben kommen, denen er Direktzahlungen kürzen will – trotz Protests
etwa ostdeutscher Agrarfirmen.
1 Jul 2011
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
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