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# taz.de -- Erosionsgefahr ignoriert: Schutz für Bauern, nicht für Autofahrer
> Nach dem A-19-Massenunfall kritisieren Agrarwissenschaftler die
> Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern: Sie habe die Erosionsgefahr
> ignoriert.
Bild: Erosionsgefahr ignoriert: Bei der Massenkarambolage kamen 8 Menschen ums …
BERLIN taz | Der Massenunfall in einem Sandsturm auf der Autobahn 19 mit
acht Toten hat Schwächen der Vorschriften zum Erosionsschutz in der
Landwirtschaft offengelegt. Gestern wurde der Vorwurf laut,
Mecklenburg-Vorpommern habe Bauern geschützt zulasten der
Verkehrssicherheit.
Der Wind hatte Mitte April von einem frisch gepflügten Feld neben der
Straße so viel Boden aufgewirbelt, dass Autofahrer die Orientierung
verloren und 82 Fahrzeuge kollidierten. Wissenschaftler des
Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung hatten längst vor der
Erosionsgefahr gewarnt.
Sie hatten in einer Studie die Fläche als "sehr stark" gefährdet
kategorisiert. Die Forscher begründeten das mit den an der Autobahn
vorhandenen feinen Sanden, der ebenen Fläche und dem Fehlen von
Windhindernissen wie Hecken.
Das aber sah Mecklenburg-Vorpommerns Landesamt für Umwelt anders und hatte
das Feld lediglich als "gering" winderosionsgefährdet eingestuft. "Es hat
die Gefährdungsklasse 2", erklärte Geologe Gerd Anders von der Behörde.
"Unsere Einstufung ist Ergebnis eines definierten Rechenwegs, an den wir
uns halten müssen."
Monika Frielinghaus, die die Studie des Leibniz-Zentrums geleitet hat,
widerspricht. "Die Fläche hätte von den Behörden höher eingestuft werden
müssen", sagte sie der taz. Auch Jörg Gerke, Sprecher der
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, sagt: "Das ist ein klarer
Fehler des Landes" - der vor allem den Agrariern in Mecklenburg-Vorpommern
nutzt.
Nur bei der höchsten Stufe 5 kann ein Pflugverbot ausgesprochen werden.
Pflügen beschleunigt die Erosion. Nur 4 Prozent der Ackerfläche sind laut
Agrarministerium in Schwerin in der höchsten Gefährdungsstufe. So gelten
auch nur für diese Flächen Antierosionsauflagen. Wer sie nicht einhält,
bekommt theoretisch weniger Agrarsubventionen. Diese Einschränkungen
verärgern viele Bauern.
Allerdings gibt es selbst, wo die Auflagen gelten, Schlupflöcher: Findet
die Aussaat zum Beispiel vor dem 1. März statt, darf zuvor auch gepflügt
werden. Und auch wenn auf Kartoffeläckern die Dämme, in denen die Knollen
stecken, "quer zur Hauptwindrichtung" liegen.
2 May 2011
## AUTOREN
Jost Maurin
Jost Maurin
## TAGS
Autobahn
Schwerpunkt Klimawandel
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