# taz.de -- An der Spitze des mächtigsten UN-Gremiums: Deutschland führt UN-S… | |
> Deutschland hat sich viel vorgenommen für die 31 Tage an der Spitze des | |
> UN-Sicherheitsrates. Unter anderem den Schutz von Kindern, die | |
> Syrien-Politik und den Klimaschutz. | |
Bild: Für 31 Tage an der Spitze: Deutschland hat den Vorsitz im UN-Sicherheits… | |
NEW YORK dpa | Deutschland führt seit gestern den Sicherheitsrat der | |
Vereinten Nationen. Einen Monat lang wird der deutsche UN-Botschafter Peter | |
Wittig dem mächtigsten UN-Gremium vorsitzen, und es könnte einer der | |
ereignisreichsten Monate des Jahres für die UN werden. In der Mitte des | |
Monats wird Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nach New York | |
reisen und für einige Tage den Vorsitz übernehmen. | |
Westerwelle will den Monat nutzen, um die eskalierende Gewalt in Syrien | |
international verurteilen zu lassen. "Wir werden uns auch im Vorsitz dafür | |
einsetzen, dass der Sicherheitsrat eine klare Antwort auf den nicht | |
akzeptablen Kurs von Repression und Gewalt in [1][Syrien] gibt", sagte der | |
Minister der Berliner Zeitung. Seit Wochen liegt zwar eine Resolution wegen | |
des brutalen Vorgehens des syrischen Regimes gegen Demonstranten auf dem | |
Tisch. Doch obwohl es nur um eine Verurteilung geht und keinerlei Strafe | |
angedroht wird, gibt es Widerstand vor allem von Russland und China. | |
Laut Botschafter Wittig ist der [2][Schutz von Zivilisten], insbesondere | |
Kindern, in bewaffneten Konflikten eine weitere wichtige Aufgabe. Künftig | |
soll ein Angriff auf Schulen oder Krankenhäuser Sanktionen wie Reiseverbote | |
oder das Einfrieren von Konten nach sich ziehen. | |
## Forderung: Für aktive Rolle sorgen | |
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Klimaschutz. Dabei geht es um die | |
sicherheitspolitischen Folgen wie die Bedrohung von Inselstaaten durch | |
einen steigenden Meeresspiegel oder den Kampf um Wasser. Beim Klimaschutz | |
geht es nach den Worten Wittigs auch um die sicherheitspolitische Sicht. | |
"Wie gehen wir damit um, wenn ganze Mitgliedsstaaten plötzlich | |
verschwinden", fragte Wittig. "Einige Inselstaaten sehen sich wegen | |
steigender Meeresspiegel dieser Gefahr sehr konkret gegenüber." | |
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, | |
forderte Westerwelle auf, für eine aktive Rolle Deutschlands als | |
Vorsitzender des Weltsicherheitsrates zu sorgen. "Der Außenminister sollte | |
Initiativen voranbringen, die die deutsche Außenpolitik stark machen", | |
sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. "Langfristiges Ziel muss es sein, die | |
Rolle Europas in den Vereinten Nationen zu stärken." | |
SPD-Fraktionsvize Gernot Erler erwartet wenig Konkretes vom deutschen | |
UN-Vorsitz. Die deutsche Außenpolitik wirke "strategie- und | |
handlungsunfähig", sagte Erler. Westerwelle reise "wie ein Besessener durch | |
die Welt", ohne wirklich Spuren zu hinterlassen. Noch schlimmer sei die | |
"Verständnislosigkeit" bei den Partnern "über die neue Unberechenbarkeit | |
deutscher Außenpolitik". | |
## Deutschland hat noch immer kein Vetorecht | |
Zum Ende der deutschen Präsidentschaft könnte es auch einen Staat mehr in | |
der UN-Familie geben. Der [3][Südsudan] könnte als 193. Staat seine Flagge | |
am East River in New York aufziehen. "Die Unabhängigkeit eines neuen | |
Staates ist ein historisches Ereignis", sagte Westerwelle. "Unser Ziel ist | |
es, dass vom 9. Juli an zwei stabile sudanesische Staaten in guter | |
Nachbarschaft miteinander leben." | |
Deutschland ist seit dem 1. Januar Mitglied des Sicherheitsrates der | |
Vereinten Nationen - allerdings nur für zwei Jahre und ohne das wichtige | |
Vetorecht. Das haben nur die fünf ständigen Mitglieder USA, Russland, | |
China, Großbritannien und Frankreich, nicht die jeweils zehn zeitweiligen | |
Mitglieder. | |
Neben Deutschland streben auch Indien, Japan, Brasilien und Südafrika in | |
das Gremium. | |
1 Jul 2011 | |
## LINKS | |
[1] /1/politik/nahost/artikel/1/truppen-vor-grenzueberschreitung/ | |
[2] /1/politik/afrika/artikel/1/hunderttausende-zivilisten-ohne-schutz/ | |
[3] /1/politik/afrika/artikel/1/abenteuer-freiheit/ | |
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Berlin. |