# taz.de -- EU-Finanzminister gewähren Kredit: Atempause für Griechenland | |
> Die Finanzminister der Eurozone geben eine weitere Kreditrate frei. Eine | |
> Einigung auf das nächste Hilfspaket, auf das Griechenland angewiesen ist, | |
> steht noch aus. | |
Bild: Für sie ist noch Geld da: Ehrengarde vor dem griechischen Parlament. | |
BERLIN taz | Griechenland ist vorerst nicht pleite. Die Euro-Finanzminister | |
gaben am Samstagabend einen weiteren Hilfskredit von 12 Milliarden Euro | |
frei. Diese Entscheidung war erwartet worden, nachdem die Griechen am | |
Donnerstag ein zweites Sparpaket verabschiedet hatten. | |
Von den nun gewährten 12 Milliarden Euro entfallen 8,7 Milliarden auf die | |
Europäer, weitere 3,3 Milliarden kommen vom Internationalen Währungsfonds | |
(IWF). Damit hat Griechenland dann insgesamt 65 Milliarden Euro erhalten. | |
Die Hilfskredite stammen aus dem Rettungspaket von 110 Milliarden Euro, das | |
im Mai 2010 beschlossen wurde. | |
Allerdings wird dieses Geld nicht reichen. Daher wird schon seit Wochen | |
über ein zweites Rettungspaket im Umfang von 120 Milliarden Euro | |
debattiert. Daran sollen sich auch die Banken und Versicherungen | |
beteiligen, indem sie einer "freiwilligen Umschuldung" zustimmen. | |
Wie diese Beteiligung aussehen soll, ist nach wie vor nicht geklärt. Ein | |
französischer Plan sieht vor, dass die Banken ihre griechischen | |
Staatsanleihen, die zwischen 2011 und 2014 auslaufen, freiwillig | |
umtauschen. Von dem Gegenwert der alten Anleihen dürften sie 30 Prozent | |
behalten, 50 Prozent müssten sie in 30-jährige neue Staatsanleihen | |
umwandeln und 20 Prozent beim Rettungsfonds anlegen. Selbst bei einer | |
griechischen Pleite würden die Banken demnach Gewinn machen. | |
Für die deutschen Privatbanken würde dieser Plan bedeuten, dass sie zwei | |
Milliarden Euro beisteuern. Weitere 1,2 Milliarden kämen von den | |
staatlichen Abwicklungsbanken der HRE und der WestLB. Unklar ist noch, wie | |
stark sich die Banken aus anderen Ländern beteiligen. | |
Da eine Einigung der Finanzminister an diesem Wochenende nicht zu erwarten | |
war, sagte Eurogruppen-Sprecher Jean-Claude Juncker das ursprünglich | |
geplante Treffen wieder ab. Stattdessen telefonierten die Minister nur. | |
Anschließend veröffentlichten sie eine kurze Erklärung, in der es vage | |
hieß, dass die "genauen Bedingungen und der Umfang" der Banken-Beteiligung | |
in den "kommenden Wochen" geklärt würden. | |
Die Minister haben nur bis September Zeit, um das neue Rettungspaket zu | |
beschließen. Denn dann benötigt Griechenland eine weitere Tranche aus dem | |
ersten Hilfspaket, um seine Schulden zu bedienen. Der IWF kann seinen | |
Anteil jedoch nur gewähren, wenn die Rückzahlung nicht gefährdet ist. Also | |
steckt die EU in der bizarren Situation, dass sie ein zweites Hilfspaket | |
beschließen muss, damit das erste vollständig ausgezahlt werden kann. (mit | |
dpa) | |
3 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Musterklagen beim Verfassungsgericht: Griechenlandhilfen rechtens? | |
Vor dem Bundesverfassungsgericht werden zwei Klagen gegen die deutschen | |
Milliardenkredite für Griechenland verhandelt. Ein neues | |
Europapolitik-Grundsatzurteil ist denkbar. | |
Sparpläne in Zypern: Gefährliche Schieflage | |
Das Engagement zypriotischer Banken in Griechenland bedroht den | |
Staatshaushalt und erhöht die Kreditkosten. Experten befürchten, dass | |
Sparpläne zu spät kommen. | |
Kommentar Griechenland: Schulden zu verkaufen | |
Die Griechen würden ein Supergeschäft machen, wenn sie ihre Staatsanleihen | |
zum Billigkurs zurückkauften. Der Gedankenfehler: Dann würde der Kurs | |
wieder steigen. | |
Eurogruppe gewährt Griechenland Kredit: 12 Milliarden gegen die Pleite | |
Griechenland erhält einen Milliardenkredit der Europäer und des IWF. Die | |
Staatspleite ist zunächst abgewendet. Nun wird weiter am zweiten Notpaket | |
gearbeitet - bei dem die Banken wichtig werden. | |
Krise in Griechenland: Banken lassen sich doch bitten | |
Lange zog sich der Streit um eine Beteiligung von Banken und Versicherungen | |
am zweiten Hilfspaket für Griechenland hin. Nun ist klar: Deutsche Banken | |
geben 3,2 Milliarden Euro. | |
Griechisches Sparpaket gebilligt: Randale in Athen | |
Mehrere hundert Verletzte in Athen. Während vor dem Parlament Straßenkämpfe | |
tobten, wurden drinnen die Gesetze zur Umsetzung des Sparpakets | |
durchgewunken. |