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# taz.de -- Sparpläne in Zypern: Gefährliche Schieflage
> Das Engagement zypriotischer Banken in Griechenland bedroht den
> Staatshaushalt und erhöht die Kreditkosten. Experten befürchten, dass
> Sparpläne zu spät kommen.
Bild: Die Zentralbank in Nikosia: Zypern gehört seit Anfang 2008 zur Eurozone.
BERLIN taz | Die griechische Republik Zypern steht vor drastischen
Sparmaßnahmen: Die Mitte-links-Regierung des EU-Mitgliedslandes will die
Anzahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 5.000 verringern. Neu
Eingestellte sollen geringere Löhne erhalten, einige halbstaatliche
Institutionen will der Inselstaat ganz abschaffen.
Zudem sollen die Pensionen gekürzt werden. Das gab Regierungssprecher
Stafanos Stefanou am Freitag bekannt. Ökonomen befürchten jedoch, dass die
Maßnahmen zu spät kommen könnten und Zypern als nächstes Land bei der
Europäischen Union um Hilfen nachsuchen muss.
Die Sparmaßnahmen zielen auf eine Verringerung des strukturellen Defizits
in Zyperns Staatshaushalt. Es liegt derzeit bei etwa fünf Prozent, der
Schuldenstand in Prozent des jährlichen Bruttosozialprodukts beträgt 62,7
Prozent.
Diese für die EU eher durchschnittlichen Verschuldungszahlen gelten
allerdings nicht als das eigentliche Problem. Vielmehr ist es das große
Engagement zypriotischer Banken in Griechenland, das Sorgen bereitet.
Die Ratingagenturen Moodys und Fitch haben die Kreditwürdigkeit Zyperns in
den letzten Monaten deshalb bereits deutlich herabgestuft. Am Mittwoch
letzter Woche mussten die Zyprioten für eine neu aufgelegte Staatsanleihe
fünf Prozent Zinsen anbieten. Zum Vergleich: Deutsche Papiere bringen nur
1,54 Prozent Zinsen.
## Traditionell stark in Griechenland engagiert
Der zypriotische Bankensektor ist traditionell stark in Griechenland
engagiert. Moodys schätzte im Februar dieses Jahres, dass dort 40 Prozent
aller zypriotischen Kredite angelegt sind.
Bei einer Abwertung der griechischen Staatsanleihen könnten die
zypriotischen Banken deshalb in eine gefährliche Schieflage geraten. Ob der
Inselstaat in der Lage wäre, die lokalen Geldinstitute mit einem
Rettungsfonds aufzufangen, wird von einigen Experten bezweifelt. Deshalb
blühen Spekulationen, dass Zypern in diesem Fall EU-Hilfen benötigen würde.
"Zu wenig und zu spät" nannte der Ökonom Spyros Episkopou gegenüber der
Cyprus Mail die geplanten Kürzungen im Staatshaushalt. Er befürchtet ein
höheres Defizit zusammen mit steigenden Zinsforderungen bei Staatsanleihen.
Ausländische Banken und private Investoren würden bereits einen Bogen um
zypriotische Staatsanleihen machen, so Episkopou.
Doch weitere Kürzungen im Staatshaushalt würden die Beschäftigten im
öffentlichen Dienst noch stärker treffen als ohnehin geplant.
Und das entspräche so gar nicht den Erwartungen an eine Regierung, deren
Präsident Demetris Christofias jahrelang Vorsitzender der
postkommunistischen Partei Akel war. Die Arbeitslosigkeit auf der Insel ist
mit etwa 7 Prozent bereits jetzt ungewöhnlich hoch.
4 Jul 2011
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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