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# taz.de -- Kampf gegen das Übergewicht: Sport bringt weniger als gedacht
> Eine neue US-Studie identifiziert eine ausgewogene Ernährung als Mittel
> gegen Übergewicht – und viel wichtiger als Sport. Auch Alkohol und Tabak
> spielen eine Rolle.
Bild: Zum Abnehmen bringt Sport wohl weniger als gedacht. Aber es gibt ja zum G…
BERLIN taz | Essgewohnheiten entscheiden wesentlich stärker über das
Gewicht als körperliche Aktivität. Zu diesem Ergebnis kommen
US-Wissenschaftler, die Daten von 120.000 Amerikanern aus 20 Jahren
ausgewertet haben. Die Forscher der Harvard Medical School schränken damit
das klassische Credo vom "weniger essen, mehr bewegen" ein.
Eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse statt Kartoffelchips hilft der
Gesundheit demnach mehr als ein Besuch im Fitnessstudio. Bewegung ist
trotzdem wichtig – allerdings in deutlich geringerem Maße. Auch Alkohol-
und Tabakkonsum sowie Schlafdauer spielen eine große Rolle.
Christiane Groß von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch überraschen
diese Ergebnisse nicht: Andere Untersuchungen rückten ebenfalls die
Kalorienzufuhr in den Vordergrund. Sie kritisiert die Werbebotschaften der
Lebensmittelindustrie: "Solche Studien zeigen, wie absurd die Ausreden der
Hersteller sind, wenn sie auf Bewegung verweisen und gleichzeitig
hochkalorische Produkte als ,leicht' und ,sportlich' bewerben. Eine solche
Werbung, in der häufig Sportler vorkommen und Kinder durch Sammelbilder
angesprochen werden, ist irreführend", so Groß. Foodwatch fordert daher
verbindliche Nährwertangaben auf Verpackungen durch Ampelfarben. Diese hat
das EU-Parlament letztes Jahr allerdings abgelehnt.
## Ernährunglobby spricht vom "aufgeklärten Verbraucher"
Die Ernährungsindustrie zweifelt derweil die Ergebnisse der Studie an. "Man
kann nicht sagen, dass das eine wichtiger ist als das andere", sagte Andrea
Moritz von der Lobby-Organisation Bund für Lebensmittelrecht und
Lebensmittelkunde (BLL). Es sei ein fatales Signal, wenn die Bedeutung der
Bewegung heruntergespielt werde. "Die Bilanz der Kalorienaufnahme und
-abgabe muss stimmen", so Moritz. Eine deutlichere Kennzeichnung auf
Verpackungen lehnt sie ab: "Man sollte an den aufgeklärten Verbraucher
glauben."
Doch Volker Schusdziarra von der Technischen Universität München hält das
nicht für ausreichend. "Der Verbraucher hat keine Ahnung von dem, was da
draufsteht", sagte der Ernährungsmediziner. Vor allem die Energiedichte,
also der Brennwert, sollte seiner Meinung nach angegeben werden, gerne auch
als Ampel. "Damit könnte man die Augenwischerei beenden", so Schusdziarra.
Zwar zeige die US-Studie nur statistische Zusammenhänge, dennoch halte auch
er die Kalorienzufuhr für entscheidend. "Bewegung ist auch beim Abnehmen
nur der Juniorpartner der Ernährung."
8 Jul 2011
## AUTOREN
Daniel Hertwig
## TAGS
Schwerpunkt Sport trotz Corona
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