Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bürgerinitiative über Duisburgs OB Sauerland: "Dieser Mann ist un…
> Ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe treibt eine Bürgerinitiative die
> Abwahl von Adolf Sauerland voran. Gründer Werner Hüsken bezweifelt die
> Glaubwürdigkeit des CDU-OB.
Bild: Seine Kritiker finden ihn "unerträglich": Duisburgs Oberbürgermeister A…
taz: Herr Hüsken, Duisburgs CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat am
Montag erstmals öffentlich von eigener moralischer Verantwortung für die
Loveparade-Katastrophe gesprochen. Reicht Ihnen das?
Werner Hüsken: Welche Glaubwürdigkeit hat eine Person, die eine
Betroffenheitserklärung emotionslos vom Blatt abliest? Er hat nur seine
Betroffenheit herausgestellt, kein Wort von persönlicher Schuld, von
politischer Verantwortung oder gar politischen Konsequenzen. Wir können
damit nicht zufrieden sein, im Gegenteil. Er lebt in einer Scheinwelt. Das
ist einfach nur unerträglich.
Ändert es etwas für die Geschädigten und Hinterbliebenen, wenn Sauerland
sie jetzt um Verzeihung bittet?
Nein. Eine derartige Reaktion zu diesem späten Zeitpunkt ist eine Farce.
Die Leute werden sagen: Jetzt muss er erst recht weg. Dieser Mann ist
unwürdig für dieses Amt. Er glaubt, durch seine Erklärung zur Normalität
zurückkehren zu können. Das ist absurd. In seiner Person vereint sich
alles, was man an Politikern verachtet. Das muss ein Ende haben, und ich
glaube, dass so ein Großteil der Duisburger fühlt.
Warum hat sich Sauerland gerade jetzt entschuldigt - beinahe zwölf Monate
nach der Katastrophe?
Er sieht einfach seine Felle davonschwimmen. Wir sammeln die Unterschriften
gegen ihn direkt vor seiner Geschäftsstelle in der Duisburger Innenstadt.
Er sieht also jeden Tag den Zulauf zu unserem Stand. Dazu kommt der mediale
Druck.
Sie sind Mitbegründer der Bürgerinitiative "Neustart für Duisburg", die
Unterschriften sammelt, um Oberbürgermeister Sauerland zu stürzen …
… es geht uns nicht in erster Linie darum, Herrn Sauerland zu stürzen. Wir
wollen ein positives Image für diese Stadt. Und dieser Mann hat das Image
der Stadt stark beschädigt. Er hat die Stadt führungslos gemacht und dafür
gesorgt, dass von Seiten der Verwaltung unwürdig mit den 21 Opfern und
ihren Hinterbliebenen umgegangen wird. Wenn er nicht den Anstand hat,
endlich selbst zu gehen, dann werden wir ihn aus dem Amt holen müssen.
Wie ist bisher die Resonanz auf die Unterschriftenaktion?
Sehr gut. Wir werden bis zum Ende der Frist in gut drei Monaten wohl
100.000 Unterschriften gesammelt haben, doppelt so viele wie nötig.
Wie geht es danach weiter?
Wenn der Oberbürgermeister dann nicht von selbst zurücktritt, werden die
Bürger darüber abstimmen. Ein Viertel der Wahlberechtigten, also etwa
92.000 Duisburger, müsste dann für seine Abwahl stimmen. Dann wäre er weg.
Und wir hoffen auf eine einmalig hohe Wahlbeteiligung, damit es ein klares
Votum gibt und Herr Sauerland von seinen eigenen Bürgern aus dem Amt
geschickt wird.
Sie haben das schon einmal letztes Jahr versucht. Dafür war aber die
Zustimmung des Stadtrats notwendig …
… der den Antrag leider verhindert hat. Das ist alles ein schäbiges
Machtspiel seiner Fraktion, die ihn bis heute stützt. Leider haben ihm
damals auch Teile der Grünen die Gefolgschaft zugesichert. Erst durch eine
Änderung der Gemeindeordnung durch die rot-grüne Landesregierung in
Nordrhein-Westfalen ist die Zustimmung des Rates jetzt nicht mehr nötig.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg kommt laut Zwischenbericht zu dem Schluss,
dass die Loveparade nie hätte genehmigt werden dürfen. Wer trägt die Schuld
dafür, dass sie dennoch stattfand?
Die Frage der Schuld war für uns nie ein wirkliches Thema. Wir haben immer
nach Moral, nach politischer Verantwortung gefragt. Den Rest wird die
Staatsanwaltschaft mit großer Sorgfalt und hoffentlich den richtigen
Ergebnissen ermitteln. Es ist juristisch ein komplexes Thema.
Am 24. Juli jährt sich die Katastrophe zum ersten Mal. Es wird eine
Trauerfeier geben, ein jährlicher Gedenktag ist im Gespräch. Wie präsent
ist das Thema noch bei den Duisburger Bürgerinnen und Bürgern?
Nicht zuletzt durch das unerträgliche Agieren von Herrn Sauerland ist die
Katastrophe noch jeden Tag präsent. Zum Glück sind aber auch die Medien
drangeblieben. Es vergeht also kein Tag, an dem wir nicht daran erinnert
werden.
12 Jul 2011
## AUTOREN
Paul Wrusch
## TAGS
Loveparade
## ARTIKEL ZUM THEMA
Loveparade-Katastrophe von Duisburg: Anklagen wegen fahrlässiger Tötung
Die Katastrophe bei der Loveparade 2010 war vermeidbar, sagt die
Staatsanwaltschaft Duisburg. 10 Verantwortlichen wird jetzt fahrlässige
Tötung vorgeworfen.
Abwahlverfahren gegen Duisburger OB: Alle Unterschriften zusammen
Knapp einen Monat vor dem offiziellen Stichtag ist es soweit: Die
Bürgerinitiative aus Duisburg hat die nötigen Stimmen für ein
Abwahlverfahren gegen Adolf Sauerland zusammen.
Erster Jahrestag nach Unglück: Gedenkfeier für Loveparade-Tote
Tausende Menschen trauern ein Jahr nach dem tragischen Techno-Festival in
Duisburg. Bürgermeister Adolf Sauerland blieb der Veranstaltung aus
Rücksicht auf die Hinterbliebenen fern.
Unglück auf der Loveparade: Risiken wurden ignoriert
Ein Experte hatte schon Monate vor der Tragödie auf der Loveparade vor
"Verletzten, sogar Toten" gewarnt. Im offiziellen Bericht taucht die
Warnung nicht auf.
Loveparade-Doku in der ARD: Im Westen nichts Neues
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wiederholt mit "Die letzte Loveparade"
(23.30 Uhr, ARD) Bekanntes und weiß genau, wer die Bösen und die Guten
sind.
Loveparade in Duisburg: Genehmigung war rechtswidrig
Die Loveparade in Duisburg hätte gar nicht stattfinden dürfen. So steht es
in einem Bericht der Staatsanwaltschaft, der bisher von der Landesregierung
unter Verschluss gehalten wird.
Loveparade-Mahnmal in Duisburg: Eine Stadt kämpft gegen einen Mann
Elf Monate nach der Katastrophe bei der Loveparade wird am Sonntag das
Mahnmal enthüllt. Bürgermeister Adolf Sauerland wird nicht dabei sein.
Streit über Loveparade-Katastrophe: "Größenwahn und Inkompetenz"
Die FDP bezichtigt NRW-Innenminister Jäger der Täuschung im Vorfeld der
Loveparade. OB Sauerland bleibt unbelangt, muss aber seine Abwahl fürchten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.