| # taz.de -- Schweden nach dem WM-Aus: Eine Armbanduhr muss genügen | |
| > Gegen Japan verloren und das WM-Endspiel verpasst: Die Schwedinnen lehnen | |
| > es dennoch ab, allzu enttäuscht zu sein. Schließlich geht es noch um | |
| > Bronze. | |
| Bild: „Japan war einfach zu gut für uns“: Schwedens Charlotte Rohlin | |
| FRANKFURT taz | Kurz nach dem Abpfiff wandten sich die Schwedinnen bereits | |
| der Zukunft zu. Wie die siegreichen Japanerinnen bildeten sie einen Kreis. | |
| Und der darin eingereihte Trainer Thomas Dennerby sprach eindringlich auf | |
| seine Spielerinnen ein. Den Inhalt seiner Rede gab er später unaufgefordert | |
| preis: „Ich habe ihnen gesagt: Ihr dürft nicht enttäuscht sein. Ihr müsst | |
| zu eurer Spielfreude zurückfinden. Am Samstag geht es um eine Medaille.“ | |
| Zur gerade beendeten Partie gegen Japan hatte Dennerby nicht viel zu sagen. | |
| Die Sachlage war für ein Halbfinale eines WM-Turniers ungewöhnlich klar. | |
| Dem Coach blieb nur, das Offensichtliche zu kommentieren: „Nun ja, alle | |
| haben gesehen, dass Japan das bessere Team war.“ Er pries auf mehrere | |
| Nachfragen hin erst das „taktisch sehr raffinierte Spiel“ der Japanerinnen, | |
| dann deren tolle Mannschaft, die schönen Pässe, die Sicherheit am Ball. | |
| Ob er wollte oder nicht, jeder Satz, der von ihm zum japanischen Team | |
| abverlangt wurde, ließ ihn mehr als Fan und nicht als Gegner dieses Teams | |
| erscheinen, das zuvor als leichter Außenseiter gehandelt wurde. Dieses | |
| Halbfinale hatte einiges in Schieflage gebracht. Die Innenverteidigerin | |
| Charlotte Rohlin bilanzierte kurz und bündig: „Japan war einfach zu gut für | |
| uns.“ | |
| Dass kurzzeitig zumindest das Ergebnis für Schweden vielversprechend | |
| aussah, hatte in erster Linie mit einem ungewohnten Lapsus von Homare Sawa | |
| zu tun. Ihr ungenauer Querpass vor der eigenen Abwehr lief Josefine Öqvist | |
| ab, die den Ball dann prompt und wuchtig ins Tor schoss. In der Pause, | |
| erzählte die Ausnahmespielerin Sawa, habe sie sich bei ihren Kolleginnen | |
| entschuldigt und den Fehler mit ihrem Kopfballtreffer zum 2:1 | |
| wiedergutmachen können. | |
| ## Überraschung Kawasumi | |
| Eine Sawa-Show war dieses Spiel aber mitnichten. Vielmehr stellte Trainer | |
| Norio Sasaki so überraschend wie eindrücklich unter Beweis, dass er auch | |
| auf der Ersatzbank Spielerinnen hat, die nahtlos in die erste Elf | |
| integriert werden können. Weder die Stürmerin Yuki Nagasato noch die im | |
| Viertelfinale für sie eingewechselte Karina Maruyama, die mit ihrem Treffer | |
| den Deutschen den Garaus machte, durften von Anfang an mitmischen. | |
| Stattdessen nominierte der Coach Nahomi Kawasumi. Deren Einsatzzeit bei | |
| dieser WM betrug bis dahin nur 29 Minuten. | |
| Warum er das erfolgreiche Team aus dem Viertelfinale verändert hat? | |
| „Kawasumi ist sehr tough und verfügt über eine große Fitness“, erklärte | |
| Sasaki. „Ich habe sie gebeten, die Schwedinnen vorn unter Druck zu setzen | |
| und auch nach hinten auszuhelfen, um die Abwehr zu entlasten. Ich habe sie | |
| aber nicht gebeten, zwei Tore zu schießen.“ | |
| Das sind Freiheiten, die sich die Spielerinnen wohl gern herausnehmen | |
| dürfen. Und Sasaki scheint wiederum über einige Freiheiten bei seiner | |
| Personalauswahl zu verfügen. Überrascht hat Kawasumis Einsatz vermutlich | |
| nur Außenstehende. Sie selbst nämlich antwortete auf die Frage, was sie | |
| denn gefühlt habe, als sie davon erfuhr, recht trocken: „Aha, jetzt bin ich | |
| in der Stammformation.“ | |
| ## Vorfreude auf das Finale | |
| Es steht kaum zu befürchten, dass die Japanerinnen sich allzu sehr der | |
| Euphorie hingeben. Wenn nicht alles täuscht, werden sie unverdrossen ihr | |
| Spiel spielen. Im Hinblick auf das Finale am Sonntag gegen die USA sagte | |
| Sasaki: „Wir wollen im Finale nur unsere Leistung bringen, wir denken nicht | |
| ans Ergebnis.“ | |
| Er freue sich auf die Herausforderung, gegen so einen starken Gegner | |
| antreten zu dürfen. Auch die Spielerinnen bekundeten ihre Vorfreude. Die | |
| materiellen Anreize, versicherte Sasaki, hätten auch nicht allzu viel | |
| Einfluss auf sein Team. „Vielleicht bekommen wir eine Armbanduhr. So hohe | |
| Summen wie in Deutschland werden bei uns nicht gezahlt.“ | |
| 14 Jul 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Johannes Kopp | |
| Johannes Kopp | |
| ## TAGS | |
| Fußball | |
| Frauenfußball | |
| Fußball-WM | |
| Frauen-WM | |
| Fußballweltmeisterschaft | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| Schwerpunkt Deniz Yücel | |
| Fußball | |
| Fußball | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die USA vor dem Finale: Hoffen auf das Momentum | |
| Das US-Team redet vor dem Finale nicht gern über Taktik. Man schwört auf | |
| den Geist, der im Team lodert und für den ersten WM-Titel seit 1999 sorgen | |
| möge. | |
| Schwedinnen sind WM-Dritte: Noch einmal harte Arbeit | |
| Mit 2:1 in einem gar nicht locker-leichten Spiel erreicht Schweden gegen | |
| die Französinnen Platz drei. Die Sinsheimer feiern, als wär's ein Heimsieg. | |
| Spielsystem der Japanerinnen: Zauber der Zwerge | |
| Die Japanerinnen sind im Finale der Fußball-WM. Vielen Zuschauern kommt ihr | |
| Spiel spanisch vor. Dabei nimmt es sich Judo und Aikido als Vorbild. | |
| Kolumne Trikottausch 18: Ohne Schlampland spielen SIE die WM! | |
| Ein Altweiber-Sommer-Märchen ist immer noch besser als ein | |
| Monster-Mörder-Märchen! Und: Schlampia Neid will keinen Trainer mit Eier | |
| ranlassen. | |
| Japan zieht ins Finale: Einfach nur schön | |
| Die Japanerinnen gewinnen mit 3:1 gegen die Schwedinnen – mit einem klar | |
| besseren Spiel. Damit treffen sie im Finale auf die zweifachen | |
| Weltmeisterinnen der USA. | |
| Schweden kommt ins Halbfinale: Samba auf Schwedisch | |
| Schwedens Fußball-Frauen gewinnen gegen Australien mit 3:1. Damit ist die | |
| Teilnahme der Deutschen an den Olympischen Spielen 2012 in London dahin. |