# taz.de -- Evakuierungen in Fukushima: Gefahr für Kinder und Schwangere | |
> Wegen erhöhter Strahlenwerte auch außerhalb der bisherigen Sperrzone | |
> legen die Behörden weitere Evakuierungen nahe. Bislang bleibt es bei | |
> Empfehlungen. | |
Bild: Wegen Strahlenbelastung evakuiertes Gebiet in der Präfektur Fukushima. | |
BERLIN taz | Fukushima-Rinder waren zwar nicht so gefragt wie das berühmte | |
Kobe-Rind, für dessen Filets Gourmets gerne mehrere hundert Euro pro Pfund | |
ausgeben. In Japan aber war Rindfleisch aus Fukushima dennoch weit | |
verbreitet. Nun hat die japanische Regierung einen Lieferstopp für | |
Rindfleisch aus dem Katastrophengebiet verhängt. Es ist zu verstrahlt. | |
Auch mehr als vier Monate nach der verheerenden Dreifachkatastrophe aus | |
schwerem Erdbeben, Tsunami und havariertem Atomkraftwerk bleibt die Lage in | |
den Präfekturen rund um Fukushima dramatisch. Die japanische Regierung hat | |
am Donnerstag empfohlen, weitere Haushalte zu evakuieren, weil dort die | |
Strahlenbelastung über die international empfohlene Höchstgrenze von 20 | |
Millisievert im Jahr liege. Im Juni hatten die Behörden erstmals rund 100 | |
Haushalte zu sogenannten Hotspots erklärt, die außerhalb der | |
20-Kilometer-Sperrzone um das Atomkraftwerk liegen. | |
Bei Hotspots liegen die Strahlenwerte höher als in der Umgebung, weil etwa | |
Regenfälle oder andere Wettereinflüsse besonders viel radioaktives Material | |
vom havarierten Kraftwerk dorthin getragen haben. Die japanische Regierung | |
hat denn aktuell auch nur eine Evakuierungsempfehlung ausgesprochen. Es | |
bleibe den Betroffenen überlassen, ob sie ihr Anwesen verlassen wollen, | |
betonte Regierungssprecher Yukio Edano. Er legte aber gerade Kindern und | |
Schwangeren nahe, diese Orte zu meiden. Edano versprach Hilfe, sofern es | |
die Betroffenen wünschten. | |
Zu Beginn der Woche hatte die Regierung mitgeteilt, dass sich die Lage an | |
den zerstörten Reaktoren verbessert habe. Die Anlagen zur Kühlung der | |
Brennstäbe in den zerstörten Reaktoren würden funktionieren. Und | |
Kraftwerksbetreiber Tepco versichert, dass die radioaktive Konzentration um | |
die sechs Reaktoren herum in den vergangenen Wochen "stetig gesunken" sei. | |
Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, dass nur noch etwa ein | |
Zweimillionstel an radioaktiven Substanzen von dem aus der Anlage austritt, | |
was zum Zeitpunkt des Unfalls am 11. März entwichen ist. | |
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schätzt die Lage jedoch anders ein: | |
So sei in diesem Monat die Wasserkühlung von Reaktorblock I bereits dreimal | |
ausgefallen, berichtet Greenpeace-Mitarbeiter Benjamin Borgerding. Auch der | |
Betrieb des Systems zur Reinigung des verstrahlten Wassers laufe alles | |
andere als reibungslos ab. Knapp einen Monat nach Inbetriebnahme habe es | |
bereits zehn größere Zwischenfälle gegeben. | |
Der eigens in Japan zur Bewältigung der Atomkrise einberufene Minister | |
Goshi Hosono erklärte, dass Bewohner der Evakuierungszone erst dann in das | |
Sperrgebiet zurückkehren dürften, wenn die Temperatur des Kühlwassers unter | |
95 Grad Celsius gesunken sei. Das könnte laut Hosono möglicherweise im | |
Januar so weit sein. | |
21 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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