# taz.de -- Kein Kompromiss im Haushaltsstreit: USA bereiten sich auf Kapitulat… | |
> Die Obama-Regierung bereitet sich darauf vor, dass bis zum 2. August kein | |
> Kompromiss im Haushaltsstreit gefunden wird. Das Finanzministerium macht | |
> einen Plan für den Fall des Scheiterns. | |
Bild: Obamas Sprecher Carney (links) warb noch einmal für einen Kompromiss. | |
WASHINGTON afp | Im Streit über die US-Haushaltspolitik bereitet sich die | |
Regierung von Präsident Barack Obama auch auf ein Scheitern der | |
Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern vor. | |
Das Finanzministerium arbeite einen Plan für den Fall aus, dass bis zum 2. | |
August kein Kompromiss gefunden werde, sagte Obamas Sprecher Jay Carney am | |
Mittwoch in Washington. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gab | |
sich optimistisch. | |
Carney, der zu einem möglichen Notfallplan keine weiteren Angaben machte, | |
antwortete auf die Frage eines Journalisten, welche Staatsausgaben nach dem | |
kritischen Datum vom 2. August noch getätigt werden sollten und welche | |
nicht. Demokraten und Republikaner ringen seit Wochen um eine Anhebung der | |
Grenze für die Kreditaufnahme von 14,3 Billionen Dollar (rund zehn | |
Billionen Euro). Ohne eine Änderung droht dem Land am kommenden Dienstag | |
die Zahlungsunfähigkeit. Dies könnte zu Turbulenzen auf den internationalen | |
Finanzmärkten führen. | |
## Historisch einmalig | |
Carney rief erneut zu Kompromissbereitschaft in der Auseinandersetzung auf. | |
Eine Einigung sei "unumgänglich und möglich". "Die Zeit läuft uns davon, | |
wir müssen einander nun näher kommen", sagte er. "Am 2. August um | |
Mitternacht" würden die USA ansonsten erstmals in ihrer Geschichte die | |
Möglichkeit verlieren, sich auf den Finanzmärkten Geld zu leihen. "Das wäre | |
eine wirklich schlimme Entwicklung", sagte Carney. | |
Die Republikaner hatten zuletzt vorgeschlagen, die Schuldenobergrenze im | |
August zunächst um eine Billion Dollar anzuheben und gleichzeitig die | |
Ausgaben über einem Zeitraum von zehn Jahren um 1,2 Billionen Dollar zu | |
kürzen. Zu Beginn des kommenden Jahres und damit im beginnenden | |
Präsidentschaftswahlkampf wollen sie die Grenze dann erneut anheben. Die | |
Demokraten beharren darauf, dass eine Neuregelung bis nach der | |
Präsidentenwahl im November 2012 gelten müsse. | |
## Brief an Republikaner-Chef | |
Am Abend unterzeichneten 51 demokratische und zwei unabhängige Senatoren | |
einen Brief an den Mehrheitsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus, | |
John Boehner, in dem sie seinen Vorschlag erneut ablehnten. "Die ganze Welt | |
schaut auf uns, wir müssen daher tun, was notwendig ist, um das Problem zu | |
lösen", erklärten sie. Der von den Republikanern vorgelegte Plan schiebe | |
die Schwierigkeiten nur auf und bringe "die Vereinigten Staaten in Gefahr". | |
Die Ratingagentur Standard & Poor's forderte von der US-Politik einen | |
"glaubwürdigen" Plan zur Überwindung der Krise. Nur so könne das Land eine | |
mögliche Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit auf längere Sicht verhindern, | |
sagte ihr Chef Deven Sharma. Die US-Notenbank teilte mit, dass sich das | |
Wachstum in den USA während der vergangenen sieben Wochen abgeschwächt | |
habe. Die Börse in New York schloss deutlich im Minus. | |
Bundesfinanzminister Schäuble sagte der Passauer Neuen Presse vom | |
Donnerstag, er bleibe "zuversichtlich, dass eine tragfähige Lösung gefunden | |
wird – wenn vielleicht auch erst in letzter Minute". Aber auch dann seien | |
die Probleme Amerikas noch nicht gelöst. Die USA müssten "langfristige | |
Lösungen" für ihre "zu hohe Verschuldung und die wirtschaftlichen | |
Perspektiven" finden, sagte Schäuble. Auch müssten sie sich der | |
Verantwortung für die Weltfinanzmärkte bewusst sein. | |
28 Jul 2011 | |
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