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# taz.de -- 599 Millionen Euro Verlust bei EnBW: Das Problem ist hausgemacht
> Die Laufzeitverlängerungen vom Herbst 2010 waren für EnBW ein Notnagel –
> und zementierten zugleich die Abhängigkeit von der Atomkraft. Das rächt
> sich nun.
Bild: EnBW will sich mit Fukushima herausreden. Doch das geht nicht auf.
FREIBURG taz | Die jüngste Bilanz der EnBW ist reichlich trübe: Im ersten
Halbjahr 2011 musste der baden-württembergische Energiekonzern einen
Verlust von 599 Millionen Euro vermelden; im gleichen Zeitraum des Vorjahrs
hatte es noch einen Gewinn von 899 Millionen Euro gegeben.
Grund für die schlechte Bilanz, so teilte das Unternehmen am Freitag mit,
seien die "Abschaltung zweier Kernkraftwerke sowie Ergebniseinbußen aus der
Wiederbeschaffung der für diese Kernkraftwerke bereits auf Termin
veräußerten Strommengen".
Dass das Ende der beiden Atomreaktoren Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1
den Karlsruher Konzern hart trifft, ist unbestritten, denn es brechen der
EnBW damit die Hälfte der atomaren Erzeugungskapazitäten weg. Andererseits
aber wäre Neckarwestheim 1 bereits nach dem Atomkonsens aus dem Jahr 2000
längst vom Netz gegangen und Philippsburg 1 würde in diesem Jahr folgen. So
gesehen wiederum kommt das Ende der beiden Meiler nicht überraschend.
## Ausstiegspläne ignoriert
Doch sowohl unter Utz Claassen, der bis 2007 Konzernchef war, wie auch
anschließend unter dem noch amtierenden Chef Hans-Peter Villis schien die
EnBW das Ausstiegsgesetz hartnäckig zu verdrängen – immer in der Hoffnung,
dass eine Verlängerung der Laufzeiten doch noch vom Himmel fallen würde,
was sich im vergangenen Herbst tatsächlich zu erfüllen schien.
So begab sich die EnBW mehr als alle anderen deutschen Energiekonzerne in
die Abhängigkeit von der Atomkraft, die im Jahr 2010 einen Anteil von 51
Prozent an der Stromerzeugung des Unternehmens ausmachte. Gerade 10,5
Prozent stammten hingegen aus erneuerbaren Energien, vor allem aus der
hundert Jahre alten Wasserkraft am Rhein. So ist die EnBW heute bei den
Zukunftsenergien weit abgeschlagen - all das rächt sich nun.
## Hundertmillionenteure Wertberichtigungen
Hinzu kam zuletzt eine Wertberichtigung in Höhe von 370 Millionen Euro auf
eine Beteiligung am Oldenburger Versorger EWE, der 2010 in die roten Zahlen
rutschte. Eine weitere Wertberichtigung in Höhe von 245 Millionen Euro
betrifft eine Beteiligung am österreichischen Versorger EVN, dessen
Geschäftszahlen ebenfalls nicht den Erwartungen entsprachen.
Dass es nicht alleine der neuerliche Atomausstieg ist, der die EnBW
belastet, zeigt sich übrigens auch am Kurs der EnBW-Aktie; der nämlich lag
im Herbst 2010, als gerade die Laufzeitverlängerung beschlossen wurde, auch
nicht höher als heute. Längst bereitet Villis die Aktionäre auch für das
Gesamtjahr 2011 auf sinkende Erträge vor: Man gehe "von einem Rückgang des
operativen Ergebnisses um bis zu 25 Prozent gegenüber 2010 aus".
29 Jul 2011
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Schwerpunkt Atomkraft
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