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# taz.de -- Kämpfe in Syrien: Leichen liegen in den Straßen
> Der Einmarsch der syrischen Armee in Hama fordert dutzende Tote.
> Militäraktionen gibt es auch in anderen Städten, weil die Opposition zum
> Beginn des Ramadan mobilisiert.
Bild: Hama brennt – wobei die Agentur Reuters die Quelle der Bilder, ein Vide…
AMMAN/BERLIN rtr/taz | Die syrische Armee hat nach fast einmonatiger
Belagerung am Sonntag mit Panzern die Oppositionshochburg Hama gestürmt.
Die Zahl der Toten soll nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten und
Augenzeugen in die Dutzende gehen, die durch das Feuer aus Panzerkanonen
und Maschinengewehren ums Leben gekommen seien. Ein Bewohner der
700.000-Einwohner-Stadt berichtet, es lägen noch viele Leichen in den
Straßen.
Scharfschützen der Armee sollen sich zudem auf den Dächern einiger Gebäude
postiert haben. Die Strom- und Wasserversorgung wurde unterbrochen – eine
Taktik, die das Militär seit Beginn des Volksaufstands gegen Präsident
Baschar al-Assad im März wiederholt vor der Erstürmung von Städten
angewandt hat.
Im Morgengrauen seien die Panzer nach Hama gerollt, berichteten die
Augenzeugen Reuters am Telefon. "Panzer greifen aus vier Richtungen an",
sagte ein Arzt, der aus Angst vor einer Festnahme seinen Namen nicht nennen
wollte. Die Panzer feuerten wahllos um sich und überrollten provisorische
Barrikaden, die von den Bewohnern errichtet worden seien. Im Hintergrund
waren Maschinengewehrschüsse zu hören.
Viele Menschen in Hama fürchten eine Neuauflage des Massakers von 1982.
Damals unterdrückte Assads Vater und Amtsvorgänger Hafes mit Hilfe des
Militärs einen Aufstand von Islamisten. Schätzungen zufolge wurden dabei
zwischen 10.000 und 30.000 Menschen getötet, ganze Stadtviertel zerstört.
Die Berichterstattung ist seit der Ausweisung fast aller unabhängigen
Journalisten aus dem Land sehr schwierig. Die Angaben beruhen oft auf
Augenzeugen. Eine unabhängige Bestätigung ist selten möglich. In Hama hatte
es zuletzt mit die größten Demonstrationen gegen Assad gegeben, der seit
elf Jahren an der Macht ist. Die Proteste wurden im März durch die
Revolutionen des sogenannten arabischen Frühlings in Tunesien und Ägypten
ausgelöst.
Nach Angaben einer Aktivistengruppe wurden am Wochenende auch rund um die
ostsyrische Stadt Deir al-Zor Panzer gegen Demonstranten eingesetzt. Dort
begann die Niederschlagung friedlicher Proteste bereits am Samstag. Einer
Menschenrechtsgruppe zufolge gab es mindestens fünf tote Zivilisten. Im
Süden des Landes stürmten Regierungstruppen in der Stadt al-Hirak rund 35
Kilometer nordöstlich von Deraa Häuser. Auch dabei wurden einer
Menschenrechtsgruppe zufolge drei Zivilisten getötet.
## "Im Ramadan ist jeder Tag ein Freitag"
Die Gruppe Syrian Observatory for Human Rights teilte mit, im Damaszener
Vorort Muadamija seien mehr als 100 Menschen festgenommen worden. Ein
westlicher Diplomat sagte, das Regime wolle mit den Aktionen die Menschen
vor Beginn des Fastenmonats Ramadan am Montag einschüchtern und sie dazu
zwingen, zu Hause zu bleiben. Unter syrischen Oppositionellen kursiert
schon seit einiger Zeit die Parole "Im Ramadan ist jeder Tag ein Freitag" –
in Anspielung auf die wöchentlichen Proteste an diesem Tag.
Auch Ende vergangener Woche gingen im ganzen Land wieder Hunderttausende
mit der Parole "Euer Schweigen tötet uns" auf die Straße. Mit diesem Motto
sollten zum einen Personen mobilisiert werden, die gegen das Regime sind,
bislang aber nicht an den Protesten teilgenommen haben. Zum anderen bezieht
es sich auf das Stillschweigen der arabischen Staaten.
Über Facebook wird inzwischen dazu mobilisiert, am Montag den zentralen
Platz vor der Ommayaden-Mosche im Zentrum der Altstadt von Damaskus zu
besetzen. Außerdem wird diskutiert, jeweils im Anschluss an das abendliche
Gebet während des Fastenmonats auf die Straße zu gehen.
31 Jul 2011
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