# taz.de -- Blutvergießen in Syrien: Entsetzen über Massaker der Armee | |
> Wochenlang hat Syriens Opposition dem Regime die Stirn geboten. Jetzt | |
> machte die Armee kurzen Prozess. US-Präsident Obama ist empört, auch UN | |
> und EU sind geschockt. | |
Bild: Der syrische Präsident Assad verteidigt das harte Vorgehen der Armee. | |
BERLIN/NEW YORK dpa | Das Massaker am Vorabend des Ramadan in Syrien ist | |
von der internationalen Gemeinschaft auf das Schärfste verurteilt worden. | |
Neben US-Präsident Barack Obama kritisierten sowohl die Vereinten Nationen | |
als auch die EU am Sonntagabend das brutale Vorgehen der syrischen Armee | |
gegen die Widerstandshochburg Hama. | |
Deutschland forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Mindestens | |
100 Menschen wurden nach Oppositionsangaben bei der am Sonntagmorgen | |
begonnenen Militäroffensive gegen die viertgrößte Stadt des Landes getötet. | |
Über 100 weitere erlitten Verletzungen, berichteten syrische Aktivisten in | |
Beirut. Landesweit wurden am Sonntag nach Oppositionsangaben rund 140 | |
Menschen getötet. | |
US-Präsident Barack Obama und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon reagierten | |
entsetzt. Obama teilte in Washington mit, die USA arbeiteten mit anderen | |
Staaten weiter daran, die Führung in Damaskus international zu isolieren. | |
"Die Berichte aus Hama sind schrecklich und sie zeigen den wahren Charakter | |
des syrischen Regimes", sagte der US-Präsident am Sonntag nach Angaben des | |
Weißen Hauses. | |
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drohte dem Regime von Baschar al-Assad mit | |
einer strafrechtlichen Verfolgung. "Die syrischen Behörden sind | |
verantwortlich für ihr Handeln und können nach internationalem Recht für | |
alle Gewaltakte gegen ihr Volk zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der | |
Koreaner in New York. | |
## Deutschland beantragt UN-Sondersitzung | |
Die EU droht dem Assad-Regime mit weiteren Sanktionen. In Brüssel zeigte | |
sich die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton "schockiert" über das | |
Massaker in Hama. "Dieser Angriff und die laufenden Einsätze auch in | |
anderen syrischen Städten sind unmittelbar vor Beginn des heiligen Monats | |
Ramadan noch inakzeptabler als ohnehin", heißt es in einer am Sonntagabend | |
veröffentlichten Erklärung Ashtons. "Die syrische Armee und die | |
Sicherheitskräfte haben die Pflicht, die Bevölkerung zu beschützen und | |
nicht, sie wahllos zu massakrieren." | |
Die Verantwortlichen für das blutige Vorgehen gegen Oppositionelle in Hama | |
müssten vor Gericht kommen, forderte Ashton. Die Ereignisse von Hama zeigen | |
nach Ansicht Ashtons "die Leere der Reformversprechen der Regierung". Der | |
einzige Weg aus der Krise sei ein nationaler Dialog zwischen Regierung und | |
Opposition. | |
Deutschland forderte indes eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. In | |
den letzten Stunden ihrer Präsidentschaft im mächtigsten UN-Gremium hat die | |
deutsche UN-Delegation am Sonntag (Ortszeit) ihren Nachfolger Indien um | |
eine entsprechende Tagung an diesem Montag gebeten. Das verlautete in New | |
York aus Diplomatenkreisen. | |
Hama war bereits 1982 Schauplatz eines Massakers. Damals starben über 20 | |
000 Menschen, als das Regime mit brutaler Gewalt gegen aufständische | |
Sunniten in der Stadt vorging. | |
## Assad verteidigt hartes Vorgehen der Streitkräfte | |
Auch in anderen Landesteilen Syriens ließ das Regime am Sonntag die Waffen | |
sprechen. Gepanzerte Armeeverbände rückten in die Ortschaft Harak in der | |
südlichen Provinz Daraa, in die nordöstliche Stadt Deir al-Zor und in den | |
Vorort Al-Moadamija bei Damaskus ein. | |
An diesem Montag beginnt in den meisten arabischen Ländern, so auch in | |
Syrien, der Fastenmonat Ramadan. Syrische Aktivisten hatten für den | |
heiligen Monat tägliche Proteste angekündigt. | |
Trotz seines immer wieder brutalen Vorgehens vermochte das Regime in | |
Damaskus die seit viereinhalb Monaten aktive Demokratiebewegung nicht zu | |
unterdrücken. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen kamen bisher rund 1600 | |
Zivilisten und 350 Angehörige der Sicherheitskräfte ums Leben. | |
Syriens Präsident Baschar al-Assad hat das brutale Vorgehen seiner | |
Streitkräfte als Antwort auf Verschwörungen ausländischer Staaten | |
verteidigt. Syrien sei durchaus in der Lage, Verschwörungen zu zerschlagen, | |
schrieb Assad in einem Beitrag für die Armeezeitschrift Syriens zum 66. | |
Jahrestag der Gründung der Streitkräfte am Montag, wie die Agentur Sana in | |
der Nacht berichtete. "Verschwörungen machen uns nur stärker", wurde Assad | |
weiter zitiert. | |
Nach Darstellung Assads sei das Ziel der Verschwörung, Syrien zu | |
zerschlagen. Dies wiederum sei Teil eines Komplotts, die gesamte Region zu | |
zerschlagen. Allerdings hätten die Verschwörer übersehen, dass Syrien | |
"einzigartige Eigenschaften" besitze, die das Land "immun gegen | |
Verschwörungen" machten. Daher werde dieser "bösartige Angriff" nicht | |
anders als vorhergegangene Attacken enden. | |
1 Aug 2011 | |
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