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# taz.de -- Verwirrung um Bufdi und FSJ: Nur noch wenig Unterschiede
> Um den Bundesfreiwilligendienst wurde lange und heftig gestritten. Was
> aber ändert sich tatsächlich mit der Einigung? Einige Fragen - und die
> Antworten dazu.
Bild: Michael Rabo (l) ist einer der ersten Teilnehmer am Bundesfreiwilligendie…
Worum ging es bei dem Streit?
Die Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, wie der Paritätische
Wohlfahrtsverband oder das Deutsche Rote Kreuz, haben das freiwillige
soziale Jahr (FSJ) und das freiwillige ökologische Jahr (FÖJ) selbstständig
organisiert. Der Bund hat lediglich zugeschaut und verlässlich Geld
überwiesen. Mit dem statt des Zivildienst eingeführten
Bundesfreiwilligendienstes (BFD) tritt der Bund nun auch als
konkurrierender Akteur in der Ehrenamtsarena auf.
Für alle Freiwilligendienste sind für 2012 rund 350 Millionen Euro
eingeplant. Die Familienministerin musste im Kabinett deutlich machen, dass
der Bundesfreiwilligendienst erfolgreich laufe. Also verpflichtete ihr
Staatssekretär im Juli die Verbände, mehr Bufdi-Plätze anzubieten, damit
eine Quote von zwei "Bufdis" auf drei FSJler erreicht werde. Das geht aus
einem Gesprächsvermerk des Ministeriums hervor.
Wer hat gewonnen?
Der Bund hat sich mit seiner Forderung durchgesetzt, dass die Verbände mehr
Bufdi-Plätze im Verhältnis zu ihren FSJ-Plätzen anbieten müssen. Bis zum
31.10. sollen die Verbände 8.000 bis 10.000 abgeschlossene Bufdi-Verträge
vorlegen, im Gegenzug gibt der Bund Geld für 30.000 FSJ-Stellen frei.
Was ändert sich jetzt für die Freiwilligen?
Wenig. Möglicherweise würden einige Jugendliche in den nächsten Wochen von
ihren "Arbeitgebern" angesprochen, ihren Vertrag für ein FSJ in einen
Vertrag für einen Bundesfreiwilligendienst zu ändern, mutmaßt Harmut
Brambach vom Bundesarbeitskreis FSJ. Neuer Vertragspartner der Freiwilligen
wäre dann der Bund. Bereits zuvor wurde beschlossen, dass auch "Bufdis" -
rückwirkend - Kindergeld bekommen sollen.
Was unterscheidet einen "Bufdi" grundsätzlich vom FSJler?
Der wichtigste Unterschied: Für den BFD können sich auch Menschen bewerben,
die älter sind als 27 Jahre. Ansonsten gilt: Ob Bufdi oder FSJler, sie
arbeiten zusätzlich zu angestellten Mitarbeitern in Pflegeheimen oder
Kitas, auf dem Sportplatz oder im ökologischen Weinberg. Ihr Einsatz dauert
minimal 6 und maximal 18 Monate, sie dürfen höchstens 330 Euro Taschengeld
pro Monat verdienen, zuzüglich Zuschlägen fürs Essen und Schlafen. Beide
werden fünf Wochen im Jahr auf Seminare geschickt - für die Bufdis steht
davon eine Woche zur politischen Bildung auf dem Stundenplan, und zwar an
einer der 17 staatlichen ehemaligen Zivildienstschulen unter Ägide des
Bundes.
Wie groß ist das Interesse an den Freiwilligendiensten?
Die Wohlfahrtsverbände haben nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft FSJ
im vergangenen Jahr 42.000 Freiwillige unter Vertrag genommen. Das
Bundesfamilienministerium meldet zum 1. Juli 17.300 Freiwillige für den
Bundesdienst.
Warum gibt es nicht nur einen Dienst?
Das FSJ als alleinigen Dienst will das Ministerium nicht. Es argumentiert
vor allem mit verfassungsrechtlichen Bedenken: Das FSJ sei eigentlich
Ländersache. Aus dem Gesprächsvermerk vom Juli geht aber hervor, dass das
Ministerium erwägt, dass "es mittelfristig sein kann, dass es nur noch
einen Dienst gibt". SEB, ALE
5 Aug 2011
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