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# taz.de -- Einfluss auf Forschung und Lehre: Weniger Bestechung, bitte!
> Nach dem Wirbel um Sponsoring der Deutschen Bank an Berliner Unis soll
> nun ein Kodex helfen. Der Tenor: Stiftungsprofessur ja, Einflussnahme
> nein.
Bild: Die Humboldt Universität in Berlin soll künftig ohne Geheimverträge au…
BERLIN taz | Mehr Transparenz in der Wissenschaft? Mit einem freiwilligen
Verhaltenskodex will der [1][Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft]
Unternehmen nahelegen, keine unlauteren Verträge zum Einfluss auf Forschung
und Lehre an deutschen Hochschulen mehr abzuschließen. In dem nun
veröffentlichten Kodex hat der Verband, ein Zusammenschluss zahlreicher
Unternehmen zur Förderung der Wissenschaft, Regeln formuliert, an die sich
Geldgeber bei der Einrichtung von Stiftungsprofessuren an Universitäten
halten sollen.
So stellte der Verband jetzt klar: "Stiftungsprofessuren sind kein
Instrument zur Durchführung von Auftragsforschung." Der sehr schlank
gehaltene Kodex, der auf eine Papierseite passt, sieht vor, was eigentlich
selbstverständlich ist: dass Geldgeber nach Errichtung einer
Stiftungsprofessur keinen Einfluss auf Forschung und Lehre nehmen und
ebenfalls keinen Anspruch auf die Verwertung von Forschungsergebnissen
reklamieren dürfen.
"Die Frage unzulässiger Einflussnahme der Wirtschaft auf die Wissenschaft
hat uns zuletzt sehr stark begleitet", sagte Verbandssprecher Frank
Stäudner am Freitag der taz. Die Präzisierung sei geboten, weil es immer
wieder zu Unklarheiten käme. Förderer hätten gelegentlich eine völlig
falsche Vorstellung von dem, was sie im Rahmen einer gestifteten Professur
erwarten könnten. "Konkreter Anstoß für die Veröffentlichung des Kodex
waren die Diskussionen um die Kooperationsverträge in Berlin."
Gemeint ist: Die taz hatte im Mai über Verträge zwischen der [2][Deutschen
Bank] und zwei Berliner Spitzenuniversitäten berichtet, die dem Unternehmen
massive Mitspracherechte im akademischen Bereich eingeräumt hatten. So
durfte die Bank nicht nur über die Besetzung von Professuren mitbestimmen
und die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen absegnen, sondern auch
über die Hauspost der Universität Werbematerialien verteilen und eigene
Mitarbeiter als Dozenten in Seminare entsenden.
Nun sieht sich der Stifterverband, der selbst zunächst nichts Anrüchiges an
dem Vertragswerk finden wollte, zu einer Klarstellung gerufen. Das
interessante Detail: Einer der größten Geldgeber des Verbands ist die
Deutsche Bank selbst, die die Organisation jährlich mit Millionensummen
unterstützt. Nach Aussagen des Stifterverbands war die Bank auch an der
Erarbeitung des nun vorgelegten Kodex beteiligt. Übersetzt: Auch die Bank,
die ihren Vertrag einst für unbedenklich erklärt hatte, rudert nun zurück.
In dem neuen Kodex werden allerdings nur für einen Teilbereich von
Privatinvestitionen an Unis Anforderungen formuliert: Stiftungsprofessuren.
Eine Selbstverpflichtung im Bereich der Auftragsforschung und sogenannter
An-Institute - das sind an Universitäten angegliederte Privatinstitute -
will der Stifterverband nicht vorlegen. Das sei ein zu weites Feld.
12 Aug 2011
## LINKS
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## AUTOREN
Martin Kaul
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