# taz.de -- Kommentar Vertrag Uni und Deutsche Bank: Wissenschaft im Ausverkauf | |
> Der Kooperationsvertrag der Deutschen Bank mit zwei Berliner | |
> Universitäten geht zu weit. Die Wirtschaft darf nicht die Kontrolle über | |
> Institute der Wissenschaft erhalten. | |
Ärgert sich Bildungsministerin Annette Schavan über den "Sponsoren- und | |
Kooperationsvertrag", den die Deutsche Bank jetzt mit zwei renommierten | |
Berliner Spitzenuniversitäten abgeschlossen hat, oder freut sie sich | |
darüber? Spannende Frage. Denn dass die Privatwirtschaft sich "engagierter" | |
in die Finanzierung der deutschen Universitätslandschaft einbringen muss, | |
ist das zentrale hochschulpolitische Mantra der Ministerin. | |
Drei Millionen Euro jährlich ließ sich die Deutsche Bank nun die | |
Auftragsforschung an zwei Berliner Universitäten kosten. Das ist viel Geld | |
für eine chronisch unterfinanzierte Institution. Und: Es ist zu viel Geld. | |
Nun kann man fragen: Was ist daran verwerflich, wenn sich die Kompetenzen | |
privater Unternehmen mit denen der freien Wissenschaft offen und | |
transparent begegnen? Erst recht, wenn die Wirtschaft dafür auch noch | |
ordnungsgemäß zahlt? Und leicht könnte man sagen: nichts. | |
Doch im Fall an den Berliner Universitäten geht es nicht um reine | |
Auftragsforschung, sondern um die Gründung eines ganzen Instituts. Die | |
beiden Universtäten, vertreten durch ihre Präsidenten, gaben die Kontrolle | |
über den Lehr- und Forschungsplan dieses Instituts strukturell aus der | |
Hand. Damit ist eine Grenze überschritten. | |
Der nun öffentliche Vertrag dieser Kooperation führt das ganze Ausmaß, den | |
das oft beschworene "Engagement" der Wirtschaft inzwischen erreicht hat, | |
drastisch vor Augen. Wer sich mit den vielen Knebelklauseln beschäftigt, | |
denen die Universitäten hier aus freien Stücken zugestimmt haben, darf sich | |
fragen: Welches Interesse haben sie, diese Forschung im Sinne der Deutschen | |
Bank so gefügig zu unterstützen? | |
Jeder weiß, dass Auftragsforschung an deutschen Unis nichts Neues ist. Neu | |
ist aber, dass sich Unternehmen nicht nur die Namen von Hörsälen kaufen, | |
sondern auch auf die Inhalte der Vorlesungen und Prüfungen ungeniert | |
Einfluss nehmen dürfen. War das wirklich Ihr Plan, Frau Schavan? | |
26 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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