# taz.de -- Das rot-grüne Streitgespräch zur Berlin-Wahl: "Liebe? So weit sin… | |
> Laut Umfrage wäre Rot-Grün die Lieblingskoalition der Berliner. Aber was | |
> wollen SPD und Grüne? Die Landeschefs der beiden Parteien über Mieten, | |
> die A 100 - und das Schreckgespenst CDU. | |
Bild: Der Grüne Daniel Wesener mit dem Es-ist-Liebe-T-Shirt und Michael Mülle… | |
taz: Herr Müller, Herr Wesener, wir würden Sie zu Beginn unseres Gesprächs | |
gern bitten, dieses T-Shirt anzuziehen. | |
Daniel Wesener: Was steht denn drauf? | |
Michael Müller: Es ist Liebe. | |
Stimmt. Rote Schrift auf grünem Hintergrund. | |
Wesener (lacht): Das zieh ich gern an. | |
Müller: Liebe? So weit sind wir noch nicht. | |
Was ist es, wenn nicht Liebe? | |
Müller: Noch ist es eine professionelle Zusammenarbeit. Punktuell. | |
Die Betonung liegt auf noch? | |
Müller: Man weiß ja nicht, was draus wird. | |
Wesener: An einem Punkt muss ich ihm recht geben: Es geht nicht um Liebe, | |
sondern darum, ob man fünf Jahre gemeinsam Politik machen kann. | |
Wir haben Sie als Landesvorsitzende der SPD und der Grünen eingeladen, um | |
mit Ihnen über jenes Bündnis zu sprechen, das die Mehrheit der Berliner | |
gern will: Rot-Grün. Da geht es auch um die persönliche Chemie. Wann waren | |
sie zuletzt gemeinsam ein Bier trinken? | |
Müller: Ich glaube, noch gar nicht. Waren wir schon zusammen ein Bier | |
trinken? | |
Wesener: Ich hab dir mal eins geschenkt, als wir als neue | |
Grünen-Vorsitzende beim Antrittsbesuch bei der SPD waren. Aber das hast du | |
nicht getrunken. | |
Müller: Mensch, das war mittags! | |
Wie ist denn das persönliche Verhältnis zwischen Ihnen, außer, dass Sie | |
sich duzen? Professionell? Freundschaftlich verbunden? | |
Müller: Freundschaftlich wäre zu viel gesagt. Wir sind uns vielleicht | |
sechs- oder siebenmal begegnet. Ich kann aber sagen, dass es ein | |
unkompliziertes und konstruktives Verhältnis ist. | |
Wesener: Bei unseren Begegnungen ging es oft um das Thema Rechtsextremismus | |
und Rechtspopulismus. Da waren wir uns sehr schnell einig. | |
Wenn es um einen gemeinsamen Gegner geht, klappt es also. Nach den | |
Abgeordnetenhauswahlen 2006 wäre Rot-Grün auch schon möglich gewesen. Woran | |
ist es gescheitert? | |
Müller: Es gab zwei, drei Gründe. Einmal, dass wir damals in einer gut | |
funktionierenden Koalition waren. Dann gab es auch inhaltliche Differenzen. | |
Wir waren schon weg von der Privatisierungspolitik, die Grünen noch voll | |
drin. Das Dritte war, wie sich die grüne Delegation bei diesen | |
Sondierungsgesprächen präsentiert hat. Da wurden, ganz unprofessionell, | |
schon vor den Gesprächen die Posten verteilt. | |
Herr Wesener, werden die Grünen diesmal professioneller sein? | |
Wesener: Ich glaube nicht, dass es den Grünen an Professionalität gemangelt | |
hat. Fakt war: Die SPD wollte die Koalition mit einem eingespielten, aber | |
vielleicht auch etwas pflegeleichteren Partner fortsetzen. | |
Schaut man sich aktuelle Umfragen an, dann wünschen sich 31 Prozent der | |
Berlinerinnen und Berliner Rot-Grün. Für eine große Koalition votieren 18 | |
Prozent, es folgen Rot-Rot mit 15 und Schwarz-Grün oder Grün-Schwarz mit 13 | |
Prozent. Wie ernst nehmen Sie diesen Wählerwillen? | |
Wesener: Überraschend finde ich die Umfragen nicht. Berlin ist eine linke | |
Stadt, in der die drei linken Parteien eine deutliche Mehrheit haben. Wenn | |
eine Mehrheit der Bevölkerung dann aus diesem Spektrum eine | |
Regierungskoalition haben will, wundert mich das nicht. | |
Müller: Das freut mich, dass die Grünen das wahrnehmen. Aus allen Umfragen | |
geht hervor, dass die Berlinerinnen und Berliner eine Mitte-links-Koalition | |
wollen. Und eben keine Mitte-rechts-Koalition. Es liegt also an den Grünen, | |
zu beantworten, ob die CDU am Senat beteiligt wird oder nicht. | |
Diese Frage stellt sich auch für die SPD. Oder haben Sie soeben eine | |
Koalition mit der CDU ausgeschlossen? | |
Müller: Kein Landesvorsitzender kann etwas völlig ausschließen, weil wir | |
nicht wissen, wie das Wahlergebnis aussieht. | |
Wesener: Es gibt da einen Unterschied zwischen uns. Wir wollen stärkste | |
Partei werden und die Regierende Bürgermeisterin stellen. Aber wir haben | |
eine Juniorpartnerschaft nie ausgeschlossen. Die SPD tut sich schwer damit, | |
zu sagen: Ja, wir würden auch in einer Regierung Renate Künast mitarbeiten. | |
Müller: Nach den Umfragen des letzten halben Jahres ist es nicht gerade so, | |
dass sich die Frage aufdrängt, was die SPD als Juniorpartner macht. | |
Vielmehr stellt sich die Frage: Wie gehen die Grünen mit mehreren Optionen | |
um? Da gibt es einen Unterschied zu uns. Wir sagen, wir können die CDU | |
nicht ausschließen. Aber wir wollen eine solche Koalition nicht. Die Grünen | |
sagen, Renate Künast muss Regierende Bürgermeisterin werden. Dafür gibt es | |
nur eine einzige Option: grün-schwarz. Das ist, was die Grünen anstreben. | |
Wesener: Da muss ich widersprechen. Wir haben uns klar positioniert, wenn | |
es um die Schnittmengen geht. Auch Renate Künast hat wiederholt betont, | |
dass es die größten Gemeinsamkeiten mit der SPD gibt. Das heißt im | |
Umkehrschluss: Wir haben weitaus weniger Gemeinsamkeiten mit der CDU. Eine | |
solche Aussage seitens der SPD fehlt bisher. | |
Sie versuchen sich gerade gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Für | |
welche Partei würde denn eine Koalition mit der CDU eine größere | |
Zerreißprobe bedeuten? | |
Wesener: Für die Grünen. Die SPD hat mit der CDU größere inhaltliche | |
Übereinstimmungen, und die politische Kultur bei den Grünen ist auch eine | |
andere. Da wird nicht einfach abgenickt, was ein Landesvorsitzender oder | |
ein Regierender Bürgermeister sagt. | |
Müller (lacht): Das ist bei uns leider auch nicht so. | |
Fiele es der SPD wirklich leichter als den Grünen? | |
Müller: Nein. Bei der SPD ist es so, dass von der Basis bis zur Spitze alle | |
riesige Probleme haben, mit der CDU zusammenzuarbeiten. Bei den Grünen ist | |
das anders. Natürlich hätte die Basis ein Problem mit der CDU. Auch Daniel | |
Wesener hätte es. Aber nicht Ratzmann, Pop und Künast. | |
Also die Fraktionsvorsitzenden und die Spitzenkandidatin. | |
Müller: Das ist die spannende Frage: Was passiert in den | |
Sondierungsgesprächen? In den Koalitionsverhandlungen? Ich kann es nur | |
wiederholen: Nach derzeitigem Stand hat Renate Künast nur mit der CDU die | |
Chance, Regierende zu werden. Und sie führt die Verhandlungen. Sie wird, | |
wenn es so weit ist, für ihr Ziel viel von grünen Inhalten und Idealen | |
opfern. | |
Herr Wesener, Herr Müller beschreibt gerade einen Konflikt, den es zwischen | |
grüner Basis und grüner Spitzenkandidatin geben könnte. Wie würde ein | |
Parteitag entscheiden? | |
Wesener: Diese Interessenskollision gibt es nicht. Zum einen führen die | |
Koalitionsgespräche auch die beiden Parteivorsitzenden, also Bettina | |
Jarasch und ich. Zum andern ist Renate Künast klug und weiß, dass es immer | |
um gemeinsame Entscheidungen geht. Wenn sie Regierende Bürgermeisterin | |
wird, dann mit einem guten Koalitionsvertrag und einer geschlossenen | |
Partei. | |
Es liegt also an Renate Künast, den Weg für Rot-Grün frei zu machen. | |
Wesener: Noch mal: Das ist die gemeinsame Entscheidung eines Parteitags. | |
Sie mögen beide nicht mit der CDU. Wenn es nach dem 18. September eine | |
rot-grüne Koalition gäbe, wäre das dann mehr als ein Regieren auf Zeit? | |
Vielleicht auch wieder ein Projekt? | |
Müller: Ach, das ist so ein großes Wort. Viel wichtiger ist es doch, über | |
fünf Jahre hinweg die großen Themen anzugehen, die für die Stadt wichtig | |
sind. Also soziale Stadt, Mieten und Bildung, wo wir uns sehr nahe sind. | |
Oder auch das Thema Integration. | |
Wesener: Aber eine Regierung muss schon die Frage beantworten können, wie | |
die soziale und ökologische Entwicklung Berlins aussehen soll. Wie begegnen | |
wir zum Beispiel der zunehmenden Spaltung in Arm und Reich? Wie sorgen wir | |
dafür, dass nicht die soziale Herkunft über den Bildungserfolg entscheidet? | |
Gibt es auch Antworten darauf? | |
Wesener: Es gibt eine ganze Reihe von Konzepten, die zugegebenermaßen sehr | |
kleinteilig sind. In der Mietenpolitik kann Berlin zum Beispiel die | |
Zweckentfremdung von Wohnraum unterbinden oder die Umwandlung von Miet- in | |
Eigentumswohnungen erschweren. Beides hat Rot-Rot versäumt. Da übt sich die | |
SPD in Realitätsverweigerung. Ihre Stadtentwicklungssenatorin sieht heute | |
noch in Berlin einen entspannten Wohnungsmarkt. | |
Müller: Die wichtigsten Instrumente wie das Mietrecht liegen da leider | |
nicht in der Hand der Landespolitik. Wir haben jetzt 270.000 städtische | |
Wohnungen, und wir werden diese Zahl auf 300.000 erhöhen. Aber auch dann | |
stehen dem immer noch 1,6 Millionen private gegenüber. Die ganz einfachen | |
Lösungen gibt es nicht. Natürlich haben wir im Vergleich mit anderen | |
Städten noch einen entspannteren Wohnungsmarkt. Nur nützt das den Menschen | |
nicht viel, weil sie spüren, was sich hier verändert. Deshalb wollen wir | |
mehr Neubau, verbilligte Grundstücke für die landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaften, Zweckentfremdung verhindern. | |
Wie wollen Sie den Spagat lösen, einerseits Mieterpartei zu sein, | |
andererseits die Partei der Wohnungswirtschaft? | |
Müller: Wir sind nicht die Partei der Wohnungswirtschaft. Wir wollen, dass | |
investiert wird und Arbeitsplätze geschaffen werden. Leider geht | |
wirtschaftlicher Aufschwung auch mit Mietsteigerungen einher. Das ist eine | |
Gratwanderung. | |
Wesener: Aber das beginnt doch damit, dass man zumindest die Probleme zur | |
Kenntnis nimmt. Es regt mich schon auf, wenn ich durch die Straßen gehe und | |
SPD-Plakate sehe, auf denen steht: Mieter und Schutz. Dabei hat | |
Mietenpolitik in den vergangenen zehn Jahren unter Rot-Rot gar nicht | |
stattgefunden. | |
Müller: Ach. Wenn man die letzten zehn Jahre betrachtet, ist die Weste der | |
Grünen ganz und gar nicht weiß. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie die | |
Grünen bis vor wenigen Jahren gefordert haben, noch 100.000 Wohnungen mehr | |
als bis dahin zu privatisieren. Dass wir jetzt noch 270.000 Wohnungen | |
haben, ist das Verdienst der SPD und nicht der Grünen. | |
Wesener: Die Grünen waren nicht dabei, als die SPD die GSW privatisiert und | |
damit eine Kleinstadt an die Börse gebracht hat. | |
Müller: Ich kann dir nur empfehlen, die Protokolle nachzulesen. Die Grünen | |
waren nicht generell gegen die Privatisierung. Sie waren nur gegen die | |
Privatisierung der GSW, weil es ihnen regional zu einseitig war. Wären die | |
Wohnungen in Zehlendorf und Marzahn gewesen, hätten sie nichts dagegen | |
gehabt. | |
Herr Wesener, Frau Künast hat das Thema energetische Sanierung ganz oben | |
auf die Agenda gesetzt. Das erhöht die Mieten. | |
Wesener: Uns geht es darum, wie man diesen Zielkonflikt - Mieterschutz auf | |
der einen, Klimaschutz auf der anderen Seite - auflöst. Es hilft nicht zu | |
sagen: Weil das so schwierig ist, lassen wir den Klimaschutz weg, wie es | |
Rot-Rot gemacht hat, als sie das Klimaschutzgesetz abgeblasen haben. Wir | |
sagen: Wenn man keinen Klimaschutz macht, dann kommt das die Mieter auch | |
teuer zu stehen, Stichwort zweite Miete durch steigende Energie- und | |
Heizkosten. Richtig ist aber auch: Wenn man energetische Sanierung macht, | |
dann muss man das sozial abfedern. Da lautet unser Vorschlag, ein | |
Klimawohngeld für einkommensschwache Haushalte einzuführen. | |
Müller: Die entscheidende Frage ist tatsächlich: Wie dämpfe ich | |
Mietsteigerungen nach einer energetischen Sanierung? Die Umweltsenatorin | |
konnte da kein überzeugendes Konzept vorlegen. Egal wie sie gerechnet hat, | |
es blieb immer bei 50, 70, 80 Cent pro Quadratmeter Mehrbelastung. Das war | |
nicht sozial. | |
Wesener: Der Senat hat aber auch nicht wahrgenommen, dass Verbände wie die | |
IHK, der BUND und der Mieterverein ein alternatives Konzept vorgelegt | |
haben. Eine traumhafte Konstellation, weil sich da die unterschiedlichen | |
Interessen der Stadt abbilden und die zeigt, wie man Mieterschutz und | |
Klimaschutz zusammenbringt. | |
Herr Müller, haben Sie diesem Konzept nur deshalb nicht zugestimmt, weil | |
Sie in der Koalition mit der Linken sind, der die Umweltsenatorin angehört? | |
Müller: Ich habe das auch als einen sehr interessanten Vorschlag empfunden. | |
In einer solchen Frage würden wir uns sicher sehr schnell einig werden. | |
Würden Sie sich auch bei der A 100 einig werden können? Die CDU hat da den | |
Grünen schon Entgegenkommen signalisiert. | |
Müller: Die Grünen setzen ja auch auf das Thema Wirtschaft und werden sich | |
den guten wirtschaftspolitischen Argumenten für die A 100 nicht | |
verschließen. Der Ausbau der Infrastruktur ist notwendig. | |
Wesener: Ich glaube, wir haben es bei diesem Thema nicht an Klarheit missen | |
lassen. Die A 100 steht für uns auch für die Frage: Wie weiter mit der | |
Verkehrspolitik? Welche Mobilität wollen wir? Der Weiterbau der Autobahn | |
ist verkehrspolitischer Unsinn und bringt nicht weniger, sondern mehr | |
Verkehr und Staus. | |
In Baden-Württemberg werden strittige Fragen an die Bürger weitergegeben. | |
Wird es unter Rot-Grün zu einem Volksentscheid A 100 kommen? | |
Müller: Das kann ich mir an dieser Stelle nicht vorstellen. Zur politischen | |
Führung gehört auch, zu sagen, was man will und wofür man steht. Man kann | |
nicht Arbeitsplätze schaffen wollen und gegen die A 100, den neuen | |
Flughafen und gegen Mediaspree sein. | |
Wesener: Das sind genau die Themen, wo die Nähe zur CDU bei der SPD weitaus | |
größer ist. Wir meinen, dass Wirtschaftspolitik auch immer mit | |
Stadtverträglichkeit und Nachhaltigkeit zu tun haben muss. Das gilt nicht | |
nur für die A 100, sondern auch für den Flughafen Schönefeld. Andere | |
Flughäfen sind auch nicht unwirtschaftlich, nur weil es ein Nachtflugverbot | |
gibt. | |
Müller: Es ist doch immer das Gleiche mit den Grünen. Ich will wissen, ob | |
sie bereit sind, zu stehen, wenn es schwierig wird. Es muss doch so sein: | |
Wir diskutieren im Vorfeld auch mit Verbänden und Bürgerinitiativen. Dann | |
gibt es eine Entscheidung. Ich muss irgendwann mal sagen: Ja. Das ist bei | |
den Grünen momentan leider nicht so. Das ist ein wichtiger Punkt für | |
Koalitionsverhandlungen. | |
Da redet sich der Landeschef einen Frust vom Leib, den man immer wieder bei | |
den Sozialdemokraten hört: Die Grünen seien nicht verlässlich. Umgekehrt | |
sagen die Grünen, die SPD wolle am liebsten einen Koalitionspartner, der | |
alles abnickt. Nun können Michael Müller und Daniel Wesener gut | |
miteinander. Aber gilt das auch für Ihre Parteien? | |
Müller: Wir haben sowohl in den Koalitionen mit der CDU als auch mit der | |
Linkspartei gezeigt, dass wir konfliktfähig sind. Es gab bei beiden | |
Koalitionspartnern Koalitionsausschüsse, in denen wir uns gestritten haben. | |
Immer wenn es zum Treueschwur kam, hat die Linkspartei genickt. Bei den | |
Grünen sind Sie sich da nicht so sicher. | |
Müller: Das muss die praktische Zusammenarbeit zeigen, ob die Grünen auch | |
kompromiss- und konfliktbereit sind. Oder, ob man dann, wenns spannend | |
wird, schnell mal olé macht als Grünenfraktion. Das erleben wir jeden Tag | |
im Parlament. Da gehen die Grünen nach vorne und sagen: Ein toller Antrag! | |
Wenn es drauf ankommt, finden sie aber immer einen Halbsatz, weswegen sie | |
ihn nicht mittragen können. Damit halten sich die Grünen immer alle | |
Optionen offen. Das geht in der Opposition, in der Regierung geht es nicht. | |
Wesener: Klar sind die Grünen mitunter anstrengend. Aber es geht auch | |
darum, sich anzustrengen und um die beste Lösung zu ringen. Da erlebe ich | |
manchmal die SPD als Partei, die seit über 20 Jahren regiert und sagt: Am | |
Ende entscheiden sowieso wir. Das führt auch nicht gerade dazu, dass wir im | |
Abgeordnetenhaus alle mit solchen "Es ist Liebe"-T-Shirts rumrennen. In | |
einer Koalition geht es eben auch darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen. | |
Sind Sie dazu bereit, Herr Müller? | |
Müller: Der Anspruch ist völlig richtig. Es funktioniert nur eine kurze | |
Zeit, wenn einer glaubt, er könne alles entscheiden. Klar spielen auch die | |
Größenverhältnisse eine Rolle, aber es ist ein Geben und Nehmen. | |
Wir haben zu Beginn unseres Gesprächs die 31 Prozent der Berliner | |
angesprochen, die eine rot-grüne Koalition wollen. Für wen müssen die | |
Wählerinnen und Wähler stimmen, damit es nach dem 18. September tatsächlich | |
Rot-Grün gibt? | |
Müller: Wenn man Rot-Grün mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit | |
an der Spitze will, muss man SPD wählen. Wenn man die Grünen stark macht, | |
kann es sein, dass man Grün-Schwarz bekommt. | |
Wesener: Die Wählerinnen und Wähler sollten ihre Entscheidung an Inhalten | |
festmachen: Wofür stehen die Parteien und was will ich? Für uns geht es | |
nicht in erster Linie um Koalitionsfragen, sondern um grüne Politik. | |
19 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Montagsinterview mit Klaus Wowereit: "Veränderung ist kein Teufelszeug" | |
Berlins Bürgermeister hält die Debatte über Gentrifizierung für fatal. Und | |
er geht davon aus, dass die Grünen bei Koalitionsgeprächen in zentralen | |
Punkten klein beigeben werden. | |
Die Spitzenkandidatin der Berliner Grünen: Die Kämpfe der Künast | |
Die Grüne Renate Künast will Berlin regieren - und ihr Wahlkampf läuft | |
nicht gerade optimal. Aber Erfolg hatte sie früher gerade dann, wenn es | |
gegen sie lief. Was ist diesmal anders? | |
Grünes Promi-Schaulaufen in Berlin: Künasts krampfiger Kampf | |
Winfried Kretschmann gibt seiner Parteifreundin Renate Künast Schützenhilfe | |
im Wahlkampf. Die vergleicht sich mit Joschka Fischer - und will bis zur | |
letzten Minute kämpfen. | |
Wahlkampf in Berlin: Arm, aber Miete | |
Am 18. September wird in Berlin gewählt. Um fast 8 Prozent sind die Mieten | |
binnen zwei Jahren gestiegen. Dennoch spielt das Thema im Wahlkampf keine | |
große Rolle. | |
Koalitionsoptionen vor der Berlin-Wahl: Rot-Grün mischt die Karten neu | |
Die Landeschefs von SPD und Grünen laufen sich warm für eine Koalition nach | |
dem 18. September. Selbst die grüne Spitzenkandidatin soll für Rot-Grün | |
kein Hindernis sein. SPD-Chef will keine Koalition mit der CDU. |