# taz.de -- Eindrücke von der Gamescom: Bitte warten! | |
> Auf Europas größter Messe für Computer- und Videospiele, der Gamescom, | |
> fühlt man sich als Besucher wie eine Sardine in der Dose. Die Fans | |
> ertragen es geduldig. | |
Bild: Warten vor großen Plakaten: das Lebensgefühl auf der Gamescom. | |
KÖLN taz | Ab hier betrage die Wartezeit drei Stunden, steht auf dem | |
Schild. Und das bei dicker Luft in der Halle! Dennoch hält dies die Fans | |
nicht auf. Brav stellt sich einer nach dem anderen in die endlose Schlange. | |
Der Grund: Es geht um "Diablo 3". Und das ist die heiß ersehnte Fortsetzung | |
eines der populärsten Computerspiele auf dem Markt. | |
Doch auch an den weniger populären Ständen hängt der Besucher immer wieder | |
in langen Warteschlangen fest. Hier auf der Gamescom haben die Besucher die | |
Chance, sich die Titel schon vorab anzuschauen. Und das ist eben ganz | |
besonders wichtig, da Computer- und Videospiele bekanntlich viel Geld | |
kosten – da will selbstverständlich niemand die Katze im Sack mit nach | |
Hause nehmen. | |
Auf der Gamescom präsentieren bis Sonntag insgesamt 550 Aussteller ihre | |
Produkte. Zu den wichtigsten Titeln zählen Action- und Rollenspiele, für | |
die die Firmen zuweilen extrem große Stände gemietet haben. Viele diese | |
Stände sind von Außen nicht einsehbar. Abgeschirmt durch übergroße Plakate | |
der Spieletitel wirken sie wie gewaltige Festungen. Man wartet vor der Tür. | |
Das ist nicht gerade ansprechend, aber vielen Unternehmen geht es offenbar | |
mehr darum, durch schiere Masse auf dem Gelände zu verhindern, dass man sie | |
übersieht. Das könnte durchaus passieren, denn bereits am ersten | |
Publikumstag der Messe am Donnerstag waren die Hallen fast den ganzen Tag | |
über so voll, dass man Schwierigkeiten hatte, überhaupt von Stand zu Stand | |
zu kommen. Sich etwas in Ruhe anzuschauen, ist da kaum möglich. | |
Angenehme Ausnahmen vom Festungswesen sind die Stände von Nintendo und | |
Sega. Sie sind offener angelegt, verspielter: So kann man dort auch im Kanu | |
spielen. Keine Mega-Plakate mit den Haupttiteln versperren hier die Sicht, | |
weshalb man sich als Besucher gleich behaglicher fühlt. Statt des einen | |
großen Spielehits präsentieren hier die Anbieter eine größere Palette an | |
Produkten. | |
## Keine großen Überraschungen, aber solide Arbeit | |
Wer etwas Umwälzendes erwartet, dürfte enttäuscht sein. Einige Titel wissen | |
aber doch zu überzeugen. Zum Beispiel "Luigi's Mansion 2" für Nintendos | |
Konsole 3DS. Das Spiel kommt mit einer knuffigen, auf niedlich getrimmten | |
Grafik daher. Das ist für die Zielgruppe durchaus ansprechend – und dabei | |
so sauber programmiert, dass einem nicht so leicht schlecht wird, wie bei | |
den meisten bisherigen Titeln für dieses Gerät mit dem 3-D Display. | |
Viel Liebe zum Detail zeigt das deutsche Entwicklerstudio Twice Effect mit | |
dem Point-and-Click-Adventure "The Second Guest". Spiele mit ausgefallenen, | |
künstlerischen Ansätzen, die sich vom Blockbuster-Wahnsinn abgrenzen, | |
findet man ebenfalls: zum einen „Black Knight Sword“, das einem | |
Dali-Theater ähnelt; zum anderen „El Shaddai“, das in himmlischer sowie | |
dämonischer Umgebung spielt. | |
Im Vergleich zur Games Convention in Leipzig, die vor der Gamescom | |
stattfand, ist die Messe weitaus unübersichtlicher; weil sie eben größer | |
ist. Und so groß wie in diesem Jahr war die Gamescom noch nie. Das strengt | |
viele Besucher an, die deshalb die Ruhe auf dem Freigelände suchen. Doch | |
die entspannte Stimmung, wie man sie von der Convention kennt, sucht man | |
vergeblich. | |
## Die Branche befindet sich im Umbruch | |
Hinter der Bühne brodelt es derweil mächtig: Entwicklerstudios wie etwa | |
Blue Byte aus Düsseldorf, die die "Siedler"-Reihe produzieren, sind | |
gezwungen, sich auf den Boom der Onlinespiele (free to play, f2p) und der | |
Social Games umzustellen. Das mögen sich Außenstehende leichter vorstellen, | |
als es tatsächlich ist. Die Entwickler sehen sich nämlich mit ganz anderen | |
Aufgaben konfrontiert, als sie gewohnt sind – beispielsweise mit | |
Bezahlsystemen. | |
Für die Macher wird es dabei zunehmend wichtiger, mit virtuellen Gütern zu | |
handeln. Dafür ist eine perfekte IT-Infrastruktur erforderlich. Einige | |
Firmen haben das früh kapiert: so etwa Wooga. 2009 kannte kaum jemand das | |
Berliner Unternehmen. Heute, zwei Jahre nach der Gründung, steht Wooga mit | |
Facebook-Spielen ganz weit oben. | |
19 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Frank Magdans | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Digitale Adaptionen: "Die 39 Stufen" im virtuellen Raum | |
Weltliteratur auf der Spielekonsole – kann so etwas gutgehen? Der | |
schottische TV-Produzent Simon Meek glaubt an den Erfolg der "digitalen | |
Adaptionen". | |
"Gears of War 3": Stereotype, die Spaß machen | |
Mit dem dritten Teil darf die Videospielreihe "Gears of War" erstmals | |
hierzulande erscheinen. Das Spiel ist ein klischeebeladenes, mitreißendes | |
Effektgewitter. | |
Reaktionen auf Fernsehbeitrag: Gamer shooten RTL | |
Ein Beitrag von RTL löste im Netz einen Shitstorm aus. Gamer fühlten sich | |
von der Darstellung Gleichgesinnter beleidigt. Und Netz-Aktivisten rufen | |
deshalb zum Boykott auf. | |
Spielemesse in Köln: Gamescom mit Besucherrekord | |
Rund 275.000 Besucher sollen Europas größte Messe für digitale Spiele, die | |
Gamescom in Köln, besucht haben. Am Wochenende mussten Spielefans deswegen | |
zeitweise abgewiesen werden. | |
Boom kostenloser Online-Spiele: Das Geschäft mit den virtuellen Gütern | |
Im Spiele-Sektor ist das Gratis-Zeitalter ausgebrochen. Titel wie Siedler, | |
Star Trek oder die jüngsten Facebook-Hits gibt es umsonst. Die Hersteller | |
kommen trotzdem auf ihre Kosten. | |
Spielemesse Gamescom: "Viele Games nehmen sich zu ernst" | |
Auf der Gamescom dominieren große Spielehersteller. Und was machen die | |
Kleinen? Ein Gespräch mit Jasper Koning und Robin Meijer, den Machern des | |
Independent-Spiels "Awesomenauts". | |
Kommentar Gamescom: Zeit verschwenden? Aber immer! | |
Die Gamescom, Europas größte Messe für digitale Spiele, ist eröffnet. Ein | |
guter Anlass, um den Eskapismus zu loben und mal hemmungslos unproduktiv zu | |
sein. | |
Spielemesse Gamescom: Die Spiele sind eröffnet! | |
Die Gamescom in Köln öffnet ihre Türen, erwartet werden mehr als eine | |
Viertelmillion Gäste. Konsolen, Apps, Geld und vor allem Games: ein | |
Überblick zu Europas größter Messe für digitale Spiele. |