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# taz.de -- Kommentar Aufbauhilfe für Libyen: Libyer, passt auf!
> Die Libyer sollten aufpassen und ihre Berater selbst gut aussuchen. Denn
> die drohende Invasion der "Selbstgerechten" ist erst in Afghanistan
> erfolgreich gescheitert.
Bild: Nato-Kampfflugzeuge bombardieren Anfang Juni Gaddafis Hauptquartier in Tr…
Kaum scheinen mehr als vier Jahrzehnte Gaddafi-Herrschaft vorbei, schon
erhebt sich am Horizont eine neue Gefahr: die Invasion der
"Selbstgerechten". Schon vor einigen Tagen berichtete die BBC ganz
ironiefrei, dass so bald wie möglich westliche Stabilisierungsberater die
neue Regierung unterstützen und dabei - Achtung! - "auf den in Afghanistan
gelernten Lektionen aufbauen" werden. Auch Außenminister Westerwelle hat
dies bereits angekündigt.
Die Libyer sollten sich diese afghanischen Lektionen genau ansehen. Was
dort nach dem Sturz der Taliban auch als Demokratisierungsprozess begann,
hat sich inzwischen in ein vom Western gesponsertes oligarchisches System
aus alten Warlords und dem als Reformer gestarteten und inzwischen zum
Mitmacher mutierten Karsai verwandelt.
Die mithilfe westlicher Berater erzeugten zweistelligen Wachstumsraten
haben vor allem diese Oligarchie immer reicher gemacht, ohne dass es der
Mehrheit der Afghanen besser geht. Abseits der wenigen, seit 2002
asphaltierten Straßen oder in den Slums am Rande der Städte Kabuls herrscht
immer noch große Armut. In einigen Stadtteilen Kabuls dauerte es trotz der
Wiederaufbau-Milliarden acht Jahre, bis es wieder ganztägig Strom gab.
Afghanistans politisches System besteht dank dieser Unterstützung aus einer
schön aussehenden, aber mottenlöchrigen Verfassung und einem
überzentralisierten Präsidentenapparat, dessen Küchenkabinett die anderen
Gewalten entweder systematisch unterminiert (das Parlament) oder
instrumentalisiert (die Judikative). Die Sicht der Afghanen auf westlich
geförderte Demokratie ist nicht mehr hoffnungsvoll, sondern nur noch
zynisch.
Wir würden den Libyern raten: Sagt höflich "Nein" und sucht euch eure
Berater selbst aus.
26 Aug 2011
## AUTOREN
T. Ruttig
K. Clark
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