# taz.de -- FDP stellt sich hinter Westerwelle: Kein "Ablösungswille" mehr vor… | |
> Seine Äußerungen zum Libyen-Einsatz der Nato hatten für Unmut gesorgt - | |
> auch in der eigenen Partei. Außenminister Westerwelles späte | |
> Respektbezeugung hat ihm nun vorerst den Kopf gerettet. | |
Bild: Außenminister Guido Westerwelle: Sein Parteichef Philipp Rösler (r.) wi… | |
BERLIN dapd/afp | Die FDP-Spitze hält an Außenminister Guido Westerwelle | |
fest. "Gerüchte über eine bevorstehende Ablösung decken sich nicht mit der | |
Realität", hieß es aus FDP-Kreisen. Dass Westerwelle nun den | |
NATO-Verbündeten seinen Respekt gezollt habe, sei "spät, aber nicht zu | |
spät" erfolgt, hieß es. | |
Tatsächlich habe es in der vergangenen Woche in Partei und Fraktion | |
deutlichen Unmut über die Äußerungen Westerwelles zu Libyen gegeben. | |
Daraufhin habe Parteichef Philipp Rösler Westerwelle in mehreren | |
Telefonaten dazu gedrängt, seine Äußerungen klarzustellen, berichteten | |
FDP-Kreise weiter. Rösler sei selbst in die Offensive gegangen und habe den | |
NATO-Verbündeten für ihren Einsatz in Libyen gedankt. Nun sei "ein | |
Ablösungswille" nicht mehr vorhanden. | |
Nach der massiven Kritik an seiner Haltung in der Libyen-Frage hatte | |
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erstmals Wohlwollen für den | |
Militäreinsatz der NATO in Libyen geäußert. "Wir sind froh, dass es den | |
Libyern auch mithilfe des internationalen Militäreinsatzes gelungen ist, | |
das Gaddafi-Regime zu stürzen", erklärte Westerwelle in der Welt am | |
Sonntag. Zuvor bekundete bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
"tiefen Respekt". | |
Er habe "Respekt für das, was unsere Partner zur Erfüllung von Resolution | |
1973 des UN-Sicherheitsrates geleistet haben", erklärte der FDP-Politiker. | |
Die Bundesregierung werde alles in ihrer Macht stehende tun, um das | |
libysche Volk bei der anstehenden schwierigen Transformation zu | |
unterstützen. | |
Westerwelle hatte sich im März maßgeblich dagegen gewandt, dass Deutschland | |
im UN-Sicherheitsrat die internationale Militäraktion gegen den libyschen | |
Machthaber Muammar el Gaddafi mitträgt. In den vergangenen Tagen hatte er | |
auch die UN-Sanktionen und die Isolierung Gaddafis als Ursache des | |
erfolgreichen Umsturzes in Libyen genannt, sich aber nicht zu der | |
militärischen Unterstützung der NATO für die libyschen Rebellen geäußert. | |
## Merkel sichert Libyen Hilfe zu | |
Merkel schloss in der Bild am Sonntag eine Teilnahme von Bundeswehrsoldaten | |
an einer möglichen UN-Stabilisierungsmission in Libyen nicht aus. "Wenn man | |
uns Deutsche fragt, werden wir selbstverständlich prüfen, was wir tun | |
können", sagte sie. Die neue libysche Regierung müsse entscheiden, welche | |
Unterstützung sie brauche. Sie sehe allerdings vor allem die Vereinten | |
Nationen und die afrikanische Staatengemeinschaft in der Pflicht. | |
Auch Merkel sicherte der neuen libyschen Regierung Rat und Hilfe beim | |
Wiederaufbau des Landes zu: "Wo immer die neuen libyschen Institutionen das | |
wollen, wird Deutschland gerne beraten und helfen, denn allein in | |
Deutschland haben wir Milliarden Euro des Gaddafi-Regimes eingefroren". | |
Dieses Geld stehe dem Volk zu und könne sehr gut für den Wiederaufbau | |
genutzt werden. | |
Merkel verteidigte die deutsche Enthaltung bei der Abstimmung über den | |
Libyen-Einsatz vor dem UN-Sicherheitsrat im März: "Wir haben damals mit | |
unseren Partnern über unsere Bedenken gesprochen und entschieden, dass | |
Deutschland sich an diesem Einsatz militärisch nicht beteiligt. Wir haben | |
aber auch von Anfang an klar gemacht, dass niemand unsere Enthaltung mit | |
Neutralität verwechseln sollte." Für den militärischen Einsatz der | |
Verbündeten und der NATO gegen Gaddafi habe sie "tiefen Respekt". | |
Deutschland sei dagegen mit politischen wie wirtschaftlichen Sanktionen | |
gegen den libyschen Machthaber vorgegangen. | |
Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) bezeichnete das Verhalten der | |
Bundesregierung im Libyen-Konflikt wegen der Enthaltung im | |
UN-Sicherheitsrat im Spiegel als "einziges Debakel, vielleicht das größte | |
außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik". Die Position | |
Deutschlands in der Welt sei "wesentlich beschädigt" worden. SPD-Chef | |
Sigmar Gabriel kritisierte in der Rheinischen Post, es sei "schlicht | |
würdelos, dass Westerwelle jetzt so tut, als ob seine damaligen | |
Entscheidungen zum Sturz von Gaddafi geführt haben". | |
28 Aug 2011 | |
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