# taz.de -- Kommentar Fußfessel: Teuer und sinnlos | |
> Mehr als Kosten wird sie nicht bringen, die neue Fußfessel. Stattdessen | |
> ist mit Fehlalarmen zu rechnen. Und einem enormen administrativen | |
> Aufwand. | |
So sinnlos kann Kriminalpolitik sein. Die elektronische Fußfessel soll ab | |
nächstem Jahr bei der Überwachung rückfallgefährdeter Straftäter helfen. | |
Doch die Maßnahme bringt keinen zusätzlichen Schutz, nur mehr Kosten und | |
Scherereien. | |
Die Idee: Für einen entlassenen Straftäter wird eine Liste von Orten | |
aufgestellt - zum Beispiel Kindergärten -, denen er sich nicht nähern darf. | |
Verstößt er gegen die Weisung, wird per GPS-Sender am Bein ein Alarm | |
ausgelöst - und die Polizei greift ein. Doch bei einem entschlossenen Täter | |
käme die Polizei stets zu spät. | |
Und man kann auch nicht alle Kindergärten der Republik mit GPS-Sendern | |
ausstatten, sondern nur eine Handvoll im Umfeld des Extäters. Kinder gibt | |
es aber nicht nur dort, sondern auch auf der Straße oder im Bus. | |
Die elektronische Fußfessel dürfte daher vor allem bei jenen Entlassenen | |
eingesetzt werden, bei denen man einen Rückfall am wenigsten befürchtet. | |
Wenn tatsächlich nichts passiert, kann man hinterher ja immer behaupten, es | |
hätte an der Abschreckungswirkung der Fußfessel gelegen. | |
Bis dahin werden aber ständig Fehlalarme produziert, weil der GPS-Sender am | |
Fuß täglich aufgeladen werden muss. Sendet er kein Signal, muss geklärt | |
werden, ob ein Versehen oder Absicht dahintersteckt. So entsteht ein | |
administrativer Wasserkopf, der nur damit beschäftigt ist, zu klären, wann | |
ein Alarm überhaupt ernst zu nehmen ist und wann nicht. | |
Ländern wie Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die | |
nun einen Staatsvertrag zur Fußfessel schließen, ist dafür kein Vorwurf zu | |
machen. Sie müssen die Technik vorhalten, weil die GPS-Überwachung seit | |
Jahresbeginn im Strafgesetzbuch steht. Der Bundestag hat sie eingeführt, | |
als der Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte die Entlassung einiger | |
Täter aus der Sicherungsverwahrung durchsetzte: Es war ein Akt | |
parlamentarischer Verlegenheit. Er kann und sollte rückgängig gemacht | |
werden. | |
30 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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