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# taz.de -- Filehosting-Plattformen: Neue Datenbucht der Web-Piraten
> Zwei Macher der Tauschbörse Pirate Bay wollen mit einer neuen
> Filehosting-Plattform anderen Anbietern Konkurrenz machen. Solche
> Websites sind rechtlich umstritten.
Bild: Lag die Musik auf diesem MP3-Player auf einer Filehosting-Plattform?
Für viele ist es eine Lapalie, sich ein paar MP3s aus dem Netz
herunterzuladen, ohne dafür zu bezahlen. Oder sich den neuen Kinofilm auf
einem Online-Portal anzusehen. Seit Jahren gibt es dafür verschiedene
Programme und Webseiten, die es dem User leicht machen, geklaute Musik oder
teure Software mit einem Klick auf den heimischen Computer zu übertragen.
Aber nicht nur Tauschbörsen bereiten Plattenfirmen und Filmverleihen
Probleme. Die Nutzung sogenannter Filehosting-Platformen wird immer
beliebter. Man nennt sie auch Cyberlocker - was übersetzt so viel heißt wie
Dateienschließfächer.
Das Prinzip ist einfach: Der Nutzer kann Dateien auf einen Server laden -
egal ob Partyfotos, Urlaubsvideos oder Firmendokumente. Nach dem Upload
erhält er einen kryptischen Link, unter dem er die Dateien von überall in
der Welt wieder herunterladen kann. Das ist vor allem dann praktisch, wenn
der User seinen Laptop nicht überall mit hinnehmen möchte. Oder aber wenn
man es anderen ermöglichen will, auf bestimmte Dateien zuzugreifen.
Solche Cyberlocker werden in letzter Zeit zunehmend auch für illegale
Inhalte wie MP3s oder Filme genutzt. Statt privater Videos aus den Ferien
finden sich immer mehr aktuelle Kinofilme oder bisher unveröffentlichte
Alben von Musikern auf den Servern. Auf so genannten Link-Seiten werden
Übersichten veröffentlicht, die einen Mausklick entfernt mit den Dateien
auf den Filehosting-Platformen verknüpft sind. Der illegale Inhalt liegt
also nicht auf den Link-Seiten, sondern diese verweisen nur auf die
Cyberlocker.
##
Für diese Art des Dienstes gibt es unzählige Anbieter - Rapidshare ist
einer der bekannteren. Kürzlich gründeten zwei Mitglieder von Pirate Bay
eine neue Filehosting-Plattform: Bayfiles. PirateBay machte zuletzt
Schlagzeilen, da die Mitarbeiter der Tauschbörsen-Seite zu hohen Geld- und
sogar Haftstrafen verurteilt wurden. Der Grund: Verletzung des
Urheberrechts.
Auf Bayfiles können nicht registrierte Benutzer eine Datei mit der Größe
von 250 Megabyte auf den Server laden, die Datenpakete der so genannten
Premium-Mitglieder können bis zu 5 Gigabyte groß sein. Die Kosten für diese
Mitgliedschaft belaufen sich auf 45 Euro pro Jahr. Mit diesem Dienst will
Bayfiles anderen Anbietern ernsthafte Konkurrenz machen.
In den Datenschutzbestimmungen versichern die Gründer, dass die Seite keine
Suchfunktion anbietet, um die hochgeladenen Daten zu finden. So soll
jedermann anonym seine Daten auf dem Server hinterlegen können. Die Links
sind zufällig erstellte Zeichenketten und lassen keine Rückschlüsse auf den
Inhalt oder Urheber der Dateien zu. Ohne den korrekten Link kann also kein
Unbefugter auf hochgeladene Daten zugreifen.
Bayfiles gibt an, Daten, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen,
direkt zu blockieren und nach einer gewissen Zeit zu löschen. Auch wenn
gelöschte Files erneut hochgeladen werden, werden diese wieder vom Server
entfernt. Die Nutzungsbedingungen definieren, dass Kinderpornographie,
rassistische oder gewaltverherrlichende Inhalte unter diese Sanktionen
fallen. Auch Dateien, die gegen die Urheberrechte Dritter verstoßen, würden
gelöscht werden, nachdem sie gemeldet werden, heißt es dort.
## Neues Gerichtsurteil bestätigt Betreiber
Auf Blogs ist zu lesen, der Zeitpunkt des Erscheinens wäre keineswegs
zufällig gewählt. Erst kürzlich entschied ein New Yorker Gericht im Falle
von Urheberrechtsverstößen bei einer ähnlichen Plattform names MP3tunes,
dass dieser Musikdienst nicht haftbar gemacht werden könne, wenn Nutzer
illegale Inhalte auf die Platform laden. Das Label EMI hatte den Dienst
gemeinsam mit weiteren Plattenfirmen verklagt.
Gedeckt sei die Entscheidung vom "Digital Millennium Copyright Act", heißt
es im Urteil. Das Gesetz gesteht dem Anbieter Straffreiheit zu, falls er
die illegalen Inhalte auf Wunsch des Urhebers löscht. Der Richter
entschied, dass nicht MP3tunes für die illegalen Dateien verantwortlich
sei, sondern die Betreiber der Webseiten, auf denen die illegal erworbenen
Dateien zu finden sind. Außerdem sei es die Aufgabe der Plattenfirmen,
illegalen Dateien aufzuspüren und die genauen Links zur Löschung anzugeben,
nicht die der Betreiberseite.
Urheberrechtler sprechen sich dafür aus, dass in den Filehosting-Platformen
eine Software implementiert wird, die illegale Dateien bereits beim Upload
aufdecken können. Das hier die Dateien durchsucht werden, auch die
privaten, ist datenschutzrechtlich jedoch bedenklich, wie Kritiker
anführen.
## Keine einheitliche Rechtssprechung in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere Urteile, nach denen Filehoster die Aufgabe
haben, rechtsverletzende Inhalte herauszufiltern. Allerdings gibt es
zwischen den deutschen Gerichten unterschiedliche Auffassungen darüber, wie
präzise die Filter sein müssen. Gerichte in Hamburg haben geurteilt, dass
eine einfache Text-Filterung und die anschließende Kündigung des Accounts
von Wiederholungstätern nicht ausreicht. Der Anbieter RapidShare, gegen das
Urteil erwirkt wurde, müsse mehr tun, um Rechtsverletzungen vorzubeugen.
Konkrete Maßnahmen hat das Gericht dabei nicht benannt. Andere deutsche
Gerichte waren mit den Betreibern der Filehosting-Webseiten nicht so
streng.
Die Kreativwirtschaft in Deutschland fordert von Betreiben der Cyberlocker,
dass sie die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um den Missbrauch ihrer
Dienste zu verhindern. Da die Webseiten aber im Detail technisch
unterschiedlich aufgebaut sind, werden keine spezifischem Technologien
gefordert. Ein reaktives Vorgehen der Betreiber solcher Filehosting-Seiten
reiche nicht aus, meint Christine Ehlers von der Gesellschaft zur
Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen. "Sie müssen selbst auch aktiv
Verantwortung dafür übernehmen, dass ihre Server nicht für Verletzungen des
Urheberrechts missbraucht werden."
1 Sep 2011
## AUTOREN
Frank Seibert
## TAGS
The Pirate Bay
Schwerpunkt Überwachung
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