# taz.de -- Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: NPD schafft Fünf-Prozent-Hürde | |
> Dank einer geringen Wahlbeteiligung ist die NPD wieder in den Landtag | |
> gezogen. Die Grünen sind diesmal auch im Parlament. Die SPD legt kräftig | |
> zu, die FDP hingegen ist raus. | |
Bild: Am Ende hat es nicht gereicht: Anti-Nazi-Demonstranten in Greifswald. | |
SCHWERIN dapd | Nach ihrem klaren Wahlsieg wird die SPD in | |
Mecklenburg-Vorpommern weiter regieren. Die Partei von Ministerpräsident | |
Erwin Sellering kann sich nach der Landtagswahl aussuchen, mit wem sie | |
regieren will - weiter mit der CDU oder mit der Linkspartei. | |
Die CDU musste am Sonntag deutliche Verluste hinnehmen, die Linke blieb | |
stabil. Die Grünen ziehen erstmals in den Schweriner Landtag ein und sind | |
damit nun in allen Länderparlamenten vertreten. Die FDP verfehlte im | |
Nordosten die Fünf-Prozent-Hürde klar. Die rechtsextreme NPD wird dagegen | |
trotz Verlusten vermutlich wieder in den Landtag kommen. | |
Sellering kündigte an, man werde "ab sofort" in Gesprächen ausloten, welche | |
Koalition möglich sei. Er schloss eine Koalition mit den Linken nicht aus, | |
erklärte aber auch, man müsse bei der Partei "ganz genau hinschauen. Da | |
gibt es Wahlversprechen, die so nicht finanzierbar sind". Auch beim | |
bisherigen Koalitionspartner CDU gebe es aber "Knackpunkte". Der | |
SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel sagte in Berlin, der starke Zugewinn | |
für die SPD zeige: "Leistung lohnt sich auch in der Politik." | |
CDU-Spitzenkandidat Caffier sagte enttäuscht, die Reformbemühungen der | |
vergangenen Jahre seien bei den Bürgern nicht gut angekommen. Der | |
Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Peter | |
Altmaier, sprach von einem "durchwachsenen" Ergebnis. Er räumte ein, dass | |
die bundespolitische Lage "alles andere als einfach" sei. Dennoch gebe es | |
für die bisherige große Koalition in Schwerin eine eindeutige Mehrheit. | |
"Und deshalb setzen wir darauf, dass der Wählerwille auch respektiert | |
wird", sagte Altmaier. | |
Linke-Spitzenkandidat Holter zeigte sich enttäuscht: "Wir wollten richtig | |
zulangen, wir wollten mehr erreichen. Aber scheinbar war der Bundestrend | |
nicht auf unserer Seite." Mauerbau-Debatte und innerparteiliche | |
Streitereien hätten nicht unbedingt dazu beigetragen, deutlich zuzulegen. | |
Dennoch sei Rot-Rot möglich. Die Linke sei dazu bereit, es liege jetzt an | |
der SPD. | |
## Grüne freuen sich über "Sensation" | |
Die Grünen-Spitzenkandidatin in Mecklenburg-Vorpommern, Silke Gajek, ließ | |
sich von ihren Anhängern feiern. "Grün ist drin", rief Gajek der jubelnden | |
Menge in Schwerin zu. Gajek betonte: "Wir haben in Ostdeutschland den | |
Rekord aufgestellt." Gajek forderte ihre Parteikollegen auf, nun richtig zu | |
"ackern": "Wir Grünen stehen für Nachhaltigkeit und das wollen wir im | |
Landtag unter Beweis stellen." | |
Der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir wertete das Abschneiden seiner | |
Partei als "wahre Sensation". Das Ergebnis gebe Rückenwind für den | |
Kommunalwahlkampf in Niedersachsen und die Abgeordnetenhauswahl in Berlin. | |
Ein Wermutstropfen sei jedoch, dass die rechtsextreme NPD voraussichtlich | |
auch in den Landtag einziehe. | |
## FDP-Landeschef tritt zurück | |
Der FDP-Landesvorsitzende Christian Ahrendt erklärte noch am Wahlabend | |
seinen Rücktritt. Er mache den Weg frei für einen neuen Landesvorstand. | |
"Ich glaube nicht, dass es an Personen gelegen hat, deshalb werde ich mich | |
wieder für den Posten des Landesvorsitzenden bewerben", machte Ahrendt | |
allerdings deutlich. FDP-Generalsekretär Christian Lindner beklagte die | |
Niederlage der Liberalen. Diese schmecke "bitter, weil im neuen Landtag | |
keine liberale Stimme, aber mit NPD womöglich Feinde der Demokratie" | |
vertreten seien. | |
Sellering, der im Wahlkampf auf eine Koalitionsaussage verzichtete, regiert | |
in Mecklenburg-Vorpommern seit Oktober 2008 als Nachfolger des langjährigen | |
Ministerpräsidenten Harald Ringstorff. Das Bundesland wird seit 2006 von | |
einer rot-schwarzen Koalition geführt. | |
Das Ergebnis der Landtagswahl ist vorläufig. Nach dem Tod eines | |
CDU-Kandidaten auf Rügen können knapp 27.000 Bewohner eines Inselteils erst | |
am 18. September über die Landesparlamentarier abstimmen. | |
4 Sep 2011 | |
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