# taz.de -- Pläne von Ursula von der Leyen: Mehr Mindestlöhne light | |
> Der Sozialflügel der Union will einen staatlichen Mindestlohn. Ministerin | |
> von der Leyen ist nicht gegen die Lohnuntergrenze, will aber die | |
> Tarifparteien einbinden. | |
Bild: Im Baugewerbe gibt es den Mindestlohn schon. | |
BERLIN taz | Ursula von der Leyen (CDU) hat am Montag die Diskussion über | |
Mindestlöhne aufgenommen: Dem Spiegel sagte die Bundesarbeitsministerin, | |
"ich bin überzeugt davon, dass wir über kurz oder lang einen Mindestlohn in | |
allen Branchen haben werden". | |
Von der Leyen reagierte damit auf einen Vorstoß des Sozialflügels der | |
Union. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) will auf dem | |
Bundesparteitag im November erreichen, dass sich die CDU auf die Einführung | |
einer allgemeinen gesetzlichen Lohnuntergrenze einigt. "Unser Leitbild sind | |
Menschen, die in stabilen persönlichen Verhältnissen leben. Deshalb müssen | |
wir mehr gegen prekäre Beschäftigung tun", begründete Karl-Josef Laumann, | |
CDA-Bundesvorsitzender, die Initiative. Der Mindestlohn soll sich an der | |
Höhe der Lohnuntergrenze in der Zeitarbeit orientieren. Dort sind | |
Stundenlöhne von 6,89 Euro im Osten und 7,79 Euro im Westen vorgesehen. | |
Von der Leyen knüpft neue Mindestlöhne jedoch an die Bedingung, dass sie | |
unabhängig vom Staat unter Beteiligung der Tarifparteien gefunden werden. | |
Genau das jedoch ist der Knackpunkt: Die Gewerkschaften haben in den | |
letzten Jahren an Vertretungsmacht eingebüßt, die Tarifbindung ist | |
gebröckelt. So galt 2010 nur noch für jeden zweiten aller ostdeutschen und | |
67 Prozent aller westdeutschen Beschäftigten ein Tarifvertrag. | |
Christian Westhoff, Sprecher des Arbeitsministeriums, erklärte: "Es bleibt | |
bei den alten Wegen, erst müssen sich die Tarifparteien einigen, dann kann | |
der Staat handeln." Derzeit gibt es neun Branchenmindestlöhne. Einen | |
allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, den der Staat direkt vorschreibt, | |
lehnt auch von der Leyen nach wie vor ab. | |
6,55 Millionen Beschäftigte erhalten derzeit Löhne, die zum Teil deutlich | |
unter der statistischen Niedriglohnschwelle von 9,50 Euro brutto im Westen | |
und 6,87 Euro brutto im Osten liegen. 1,5 Millionen erhalten sogar weniger | |
als 5 Euro. Sie würden von dem CDA-Vorschlag profitieren. Allerdings zeigen | |
Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, dass eine | |
alleinstehende Person bei einer 39-Stunden-Woche 8,50 Euro brutto erhalten | |
müsste, um nicht mehr auf aufstockendes Hartz IV angewiesen zu sein. Doch | |
selbst für ihre niedrige Lohngrenze wird die CDA noch viel | |
Überzeugungsarbeit leisten müssen. Der Wirtschaftsflügel der Union lehnt | |
einen gesetzlichen Mindestlohn ab. | |
12 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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