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# taz.de -- Bahnbrechendes Urteil in Kolumbien: Ex-Geheimdienstchef muss in den…
> 25 Jahre Haft wegen Kollaboration mit rechten Paramilitärs. Der
> Geheimdienstchef der Regierung, Uribe ist verurteilt worden. Und
> entschuldigt sich via Twitter.
Bild: Bald in Haft: Ex-Geheimdienstchef Jorge Noguera.
BUENOS AIRES taz | Wegen seiner Zusammenarbeit mit rechtsextremen
paramilitärischen Gruppen ist der frühere Chef des kolumbianischen
Inlandsgeheimdienstes DAS, Jorge Noguera, am Mittwoch zu 25 Jahren
Gefängnis verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof befand den 48-Jährigen
Noguera der "mittelbaren Urheberschaft des Mordes" in mindestens einem Fall
für schuldig. Damit ist erstmals ein ranghoher Mitarbeiter von Ex-Präsident
Álvaro Uribe (2002-2010) von den obersten Richtern des Landes verurteilt
worden.
Noguera war von Uribe während dessen erster Amtszeit zum Leiter des
Departamento Administrativo de Seguridad (DAS) ernannt worden und hatte den
Posten von August 2002 bis Oktober 2005 inne. Mit der Verurteilung des
einstigen Vertrauten kommen auch für Uribe die Einschläge verdächtig nahe.
Der Ex-Präsident steht bereits seit seiner Zeit in den 1990er Jahren als
Gouverneur der nordwestlichen Provinz Antioquia in dem Verdacht, beste
Kontakte zu den Paramilitärs unterhalten zu haben. Jetzt gab sich Uribe
kleinlaut: Er habe Noguera vertraut, "wenn er sich strafbar gemacht hat,
tut es mir weh und ich biete den Bürger meine Entschuldigung an," twitterte
er.
Die Generalstaatsanwaltschaft hatte Noguera bereits im Mai 2009 wegen
vierfachen Mordes, Amtsmissbrauchs, Manipulation und Vernichtung von
öffentlichen Dokumenten angeklagt. Die Anklage stützte sich vor allem auf
Aussagen Rafael García Torres, des früheren Leiters der Informatikabteilung
des DAS aus den Jahren 2005 und 2006.
García Torres sprach von einer Liste mit Namen von Gewerkschaftern,
Studenten und linken Führungspersonen. "Er hat den Paramilitärs die Namen
von ihnen unliebsamen Personen übermittelt haben, die später von
paramilitärischen Gruppen ermordet wurden." Bei den Namen sahen es die
Richter zumindest im Fall Alfredo Correa de Andréis als erwiesen an, dass
Noguera für dessen Tod mit verantwortlich ist. Der Soziologe und
Hochschullehrer war im Jahr 2004 zusammen mit seinem Leibwächter in der
nordkolumbianischen Stadt Barranquilla erschossen worden.
## Verfolgung von Drogenbaronen? Kein Interesse
"Noguera hat den Geheimdienst den Paramilitär unterstellt," so García
Torres. "Seit er den Posten als Leiter der DAS inne hatte, ließ er wissen,
dass er sich der Verfolgung der Farc-Guerilla widmet und dass er keinerlei
Interesse an der Verfolgung der Paramilitärs und den Drogenhändlern hat."
Vor allem zu dem Anführer des sogenannten ,Bloque Norte de las
Autodefensas', Rodrigo Tovar, habe Noguera die besten Verbindungen
unterhalten Rodrigo Tovar war im Mai wegen des Mordes an Correa de Andréis
und dessen Leibwächter zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
"Noguera hat seine Stellung genutzt, um dem ,Bloque Norte de las
Autodefensas' zu unterstützen und dessen delikate Aktivitäten zu
erleichtern," bestätigten jetzt die obersten Richter Nogueras Zusammenspiel
mit den Paramilitärs. "Es ist unbestreitbar, dass in der Amtszeit von
Noguera die Vorstrafenregister und Haftbefehle gelöscht oder verändert
wurden."
15 Sep 2011
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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