# taz.de -- Triumph für Kolumbiens Militär: Chef der Farc-Rebellen getötet | |
> Der kolumbianische Rebellenchef Cano wurde nach dreimonatiger Jagd | |
> getötet. Ein herber Schlag für die Farc, der nun Flügelkämpfe drohen. Am | |
> Ende ist sie aber noch lange nicht. | |
Bild: Getötet nach einer Militärattacke: FARC-Chef Alfonso Cano. | |
BUENOS AIRES taz | Kolumbiens oberster Guerilla-Chef ist tot. „Die Nummer | |
Eins der Farc ist gefallen.“ Hemdsärmelig verkündete Kolumbiens Präsident | |
Juan Manuel Santos die Nachricht am späten Freitagabend vom Rednerpult. | |
Santos sprach vom schwersten Schlag, der der Guerilla-Organisation in ihrer | |
ganzen Geschichte versetzt wurde. Er rief die Farc auf, die Waffen | |
niederzulegen. "Wenn ihr es nicht tut, werdet ihr im Gefängnis oder im Grab | |
landen", drohte Santos. | |
Wenige Stunden zuvor hatten Einheiten der Armee bei einem Gefecht bei der | |
Ortschaft Belalcázar in der südwestlichen Provinz Cauca im Laufe des | |
Freitag den Chefkommandanten und Chef-Ideologen der Guerilla-Organisation | |
Farc, Guillermo León Sáenz, alias 'Alfonso Cano' getötet. Die Farc hat den | |
Tod ihres Kommandanten bestätigt. | |
Rund drei Monate war die Armee mit einer eigens dafür angesetzten | |
Militäroperation hinter ihm her. Der letzte Akt begann am Freitagmorgen mit | |
der Bombardierung des Gebiets, das als Standort und Rückzugsgebiets des | |
Farc-Kommandanten galt. Rund drei Tonnen Bomben und Sprengmaterial hatte | |
die Luftwaffe nach eigenen Angaben abgeworfen, bevor Einheiten von Soldaten | |
auf dem Boden vorrückten. Bei einem Feuergefecht mit seiner Schutzgarde | |
soll der 63-Jährige Cano getötet worden sein. | |
Cano hatte die Führung der Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") | |
2008 übernommen. Damals war der legendäre Anführer und Mitbegründer der | |
größten Guerillabewegung Kolumbiens, Manuel Marulanda, gestorben. | |
## Trotz herben Verlusten machte die Farc stets weiter | |
Der Tod von Cano reiht sich ein in die Kette von schweren Verlusten, die | |
der Farc in den letzten Jahren zugefügt wurden: Im März 2008 wurde mit Raúl | |
Reyes, die damalige Nummer Zwei der Farc getötet. Ebenfalls im März 2008 | |
starb Marulanda alias "Tirofijo" eines natürlichen Todes. Und im September | |
2010 wurde ihr Militärchef Jorge Briceño alias Mono Jojoy bei einem Gefecht | |
getötet. | |
Auch damals sprach Präsident Santos vom "zweifelsfrei härtesten Schlag" | |
gegen die Farc und forderte die Guerilleros auf, die Waffen niederzulegen. | |
Die Farc haben das Ansinnen des Präsidenten auch diesmal sofort | |
zurückgewiesen. "Der Frieden in Kolumbien wird nicht durch eine | |
Demobilisierung der Guerilla erreicht, sondern durch die definitive | |
Abschaffung der Gründe, die zur (bewaffneten) Erhebung führen,“ so die Farc | |
in einer über das Internet verbreiteten Erklärung. | |
In der kolumbianischen Presse wird bereits über den Canos Nachfolger | |
spekuliert. Für den Politologen Alejo Vargas hat die Farc mit Cano ihre | |
wichtigste interne Führungsfigur verloren. Cano war es nach dem Tod von | |
Marulanda gelungen ein einheitliches Kommando bei der in verschiedenen | |
Blöcken geteilten Guerilla-Organisation aufrechtzuerhalten, analysiert | |
Vargas. Möglicherweise droht jetzt nicht nur ein Richtungs- sondern auch | |
ein Führungsstreit. | |
## Die Farc ist noch lange nicht am Ende | |
Mit den möglichen Nachfolgern Rodrigo Londoño alias Timochenko und Luciano | |
Marín Arango alias Iván Márquez prallen zwei Personen mit unterschiedlichen | |
Profilen aufeinander, so der Politologe. Während Timochenko als Hardliner | |
gilt und mehr auf das Militärische setzt, hat bei Iván Márquez die Politik | |
den Vorrang. | |
Über das Politische der Farc heißt es in einem 2005 gefundenen Text, der | |
dem getöteten Cano zugeschreiben wird: „Das politische Ziel der FARC-EP ist | |
die Erlangung der Macht für das Volk. Mit dieser Zielrichtung wurde ein | |
strategischer Plan entworfen, in dem die Revolutionären Streitkräfte ebenso | |
eine vorherrschende Rolle spielen, […] wie auch die klandestine | |
Kommunistische Partei (PC3) und die Bolivarianische Bewegung.“ | |
Dass der Guerilla ein schwerer Schlag versetzt wurde, bezweifelt in | |
Kolumbien außer ihr selbst niemand. Dass der jetzige Tod ihres | |
Chef-Kommandanten ihr Ende einläutet darf jedoch bezweifelt werden. Die | |
Angaben über die gegenwärtige Stärke der 1964 gegründeten und damit | |
ältesten Guerilla-Organisation Lateinamerikas schwanken. | |
Von einstmals 17.000 Rebellen sollen gegenwärtig noch zwischen 6.000 bis | |
9.000 den bewaffneten Kampf führen. Noch immer beherrschen sie ganze | |
Gebiete und finanzieren sich heute weniger über Entführungen und | |
Lösegelderpressungen als mehr über Gelder aus dem Drogenhandel. | |
6 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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