# taz.de -- Syriens Außenminister vor UN: "Westen will totales Chaos" | |
> Vor der UN-Vollversammlung bezichtigt Außenminister Walid al Moallem den | |
> Westen, sein Land zerstören zu wollen. Derweil schickt das Regime | |
> Armeepanzer in die Protesthochburg Rastan. | |
Bild: Der syrische Außenminister Walid al Moallem bei einem Deutschlandbesuch … | |
BEIRUT/NEW YORK dapd/afp/dpa | Mit Panzern sind syrische Truppen am | |
Dienstag in den frühen Morgenstunden in die Protesthochburg Rastan im | |
Zentrum des Landes eingerückt. Dabei hätten die Soldaten aus | |
Maschinengewehren gefeuert, teilten die lokalen Koordinationskomitees mit, | |
die die Proteste gegen Präsident Baschar Assad dokumentieren. Bei dem | |
Einsatz wurden nach Angaben der in London ansässigen | |
Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights mindestens | |
20 Menschen verletzt. | |
Dutzende Sicherheitskräfte seien in den Straßen stationiert worden, teilten | |
die Aktivisten mit. Rastan ist eines der Zentren der Proteste gegen das | |
Regime von Präsident Assad. Berichten zufolge kam es dort immer wieder zu | |
Zusammenstößen zwischen abtrünnigen Soldaten und den syrischen | |
Sicherheitskräften. Der Ort liegt an einer zentralen Schnellstraße, die in | |
die Türkei führt. Offenbar ging es bei der Militäroperation auch darum, | |
flüchtenden Syrern den Weg ins Nachbarland abzuschneiden. | |
Seit Beginn der Proteste Mitte März kamen in Syrien nach Schätzungen der | |
Vereinten Nationen mehr als 2.700 Menschen ums Leben. Die Regierung in | |
Damaskus macht Islamisten und ausländische Verschwörer für die Unruhen | |
verantwortlich. | |
So sagte der syrische Außenminister Walid al Moallem bei seiner Rede vor | |
der UN-Vollversammlung am Montag, dass Assad politische Reformen | |
durchführen wollte, als Extremisten zu den Waffen begriffen hätten. "Unsere | |
Priorität war es, dem externen Druck und der offensichtlichen Verschwörung | |
entgegenzutreten", sagte al Moallem. | |
Walid el Muallem kritisierte die Haltung des Westens gegenüber seinem Land | |
scharf. Der Westen versuche, ein "totales Chaos" in Syrien zu verbreiten, | |
das darauf abziele, das Land zu "zerstören", sagte Muallem am Montag vor | |
der UN-Vollversammlung in New York. Die Demonstrationen in Syrien seien zum | |
"Vorwand für ausländische Interventionen" geworden. | |
## Regierungs-Webseiten gehackt | |
Die EU und die USA hatten angesichts des brutalen Vorgehens der syrischen | |
Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten Sanktionen gegen die syrische | |
Führung verhängt. Vom UN-Sicherheitsrat fordern sie ebenfalls Sanktionen, | |
was die beiden ständigen Mitglieder Russland und China jedoch ablehnen. | |
Muallem erklärte, das syrische Volk sei "fest entschlossen, sich jeder Form | |
ausländischer Intervention entgegenzustellen". | |
Unterdessen griffen zwei Aktivistengruppen aus Protest gegen das syrische | |
Regime nach eigenen Angaben die Websites mehrerer syrischer Ministerien und | |
großer Städte an. Den eigentlichen Inhalt der Internetseiten hätten sie | |
durch Karikaturen von Assad ersetzt, teilten die Hackergruppen RevoluSec | |
und Anonymous am Montag mit. Außerdem hätten sie Botschaften wie "Lasst | |
Baschar euch nicht online beobachten" ins Internet gestellt. Im blutigen | |
Kampf gegen die seit Monaten anhaltenden Proteste gegen sein Regime ließ | |
Assad immer wieder in Unruhegebieten den Internetzugang sperren. | |
Schon am Sonntag sollen Bewaffnete in Syrien bei einem Angriff aus dem | |
Hinterhalt 14 Heeresoffiziere entführt haben. Bei dem Zwischenfall am | |
Sonntag vor der Stadt Kussair nahe der syrischen Grenze zum Libanon seien | |
sechs Soldaten und ein Sicherheitsbeamter getötet worden, verlautete am | |
Montag aus syrischen Behördenkreisen. Kussair liegt in der zentralen | |
Provinz Homs, wo es seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von | |
Präsident Baschar Assad im März immer wieder zu schwerer Gewalt kommt. | |
In einer früheren Fassung zeigten wir irrtümlicherweise ein Bild des | |
irakischen Staatspräsidenten Dschalal Talabani. Wir bitten dies zu | |
entschuldigen. | |
27 Sep 2011 | |
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